Die Terranauten 023 - Die Ausgestossenen von Terra
tun!«
Der Noman machte ein enttäuschtes Gesicht. »Dann dürften wir die Queen auch nicht ausschlachten. Wir schlagen das Konzil nur mit den eigenen Waffen.«
Mühlherr trat neben Nobody.
»Ja, es ist geschmacklos – aber immer noch besser als Blutvergießen. Es sind Nomans ums Leben gekommen, wenn auch nicht bei den Piratensendern. Es muß gezeigt werden, mit welcher Rücksichtslosigkeit die Grauen vorgehen – selbst wenn das mit einer Lüge geschieht!«
Nobody überlegte nicht lange. Er entschied sich: »Tut, was ihr nicht lassen könnt!« Damit schaltete er ab.
Er lehnte sich zurück.
»Ich scheue keinen Kampf, auch wenn es um Leben und Tod geht, aber diese Art von Propaganda erzeugt in mir ein Gefühl des Ekels.«
Mühlherrs Rechte ruhte auf seiner Schulter. »In mir auch! Aber damit zwingen wir die Grauen dazu, nur noch Lähmwaffen einzusetzen. Denke an die Menschenleben, die wir damit retten!«
Nobody schöpfte tief Atem. Er fühlte sich von neuer Kraft erfüllt.
»Du hast recht, Summacum. Es ist im Grunde egal, wie man kämpft. Es herrscht Krieg, und da sind alle Mittel recht. Schließlich gibt es doch gar keinen humanen Krieg, oder? Spielregeln beim Töten? Krieg ist Mord und bleibt Mord, und Revolutionäre stellen sich auf die Stufe ihrer Unterdrücker, indem sie zu den Waffen greifen.«
»Sage es nie deinen Leuten, Nobody, denn sie werden das nicht verstehen. Und vergiß über allem nicht: Ohne Revolution gibt es keine entscheidende Erneuerung!«
»Hört auf zu philosophieren!« mischte sich Hanstein ein. »Mir kommen sonst die Tränen. Konzentriert euch lieber auf das Wesentliche. Schätze, Paola wird hier in Berlin die Segel streichen und zum äußersten Mittel greifen.«
Sie blickten ihn entgeistert an.
Hanstein erwiderte ihre Blicke.
»Es war doch zu erwarten, nicht wahr? Die Besetzung des Kaisersenders war zu erfolgreich, und der Schutzschirm reicht nicht aus, gegen wirklich massive Waffen zu bestehen. Und wenn dabei Berlin in Schutt und Asche geht: Im Grunde bleiben wir der Garde ausgeliefert!«
*
Hanstein traf den Nagel auf den Kopf. Queen Paola verfügte die Zwangsevakuierung von Neu-Berlin. Die Bewohner mußten die Stadt verlassen – ohne Möglichkeit, auch nur das Notwendigste mitzunehmen.
Die Queen selber verlegte ihre Zentrale auf ein Raumschiff, das im Orbit, zehntausend Kilometer über der Erdoberfläche, Stellung bezog.
Noch unterwegs konferierte sie mit der Konzernleitung Valdecs. Sie teilte ihnen ihren Entschluß mit.
»Sie wollen wirklich Berlin vernichten und damit die Kaiserzentrale?«
»Die Kaiserzentrale verfügt über einen eigenen Schutzschirm!« widersprach Paola. »Außerdem ist es die letzte aller Möglichkeiten. Wir konzentrieren bei Bedarf unser Feuer auf den Kaisersender. Berlin läßt sich neu aufbauen, aber der Schaden, den die Nomans anrichten, ist vielleicht nicht wiedergutzumachen.«
Man hatte keine Einwände mehr. Obwohl die führenden Kaiser-Manags wußten, daß diese Entwicklung kaum die Gnade Valdecs finden würde.
Paola stellte anschließend den Besetzern des Kaisersenders ein Ultimatum: Sie sollten augenblicklich alle Sendetätigkeiten aufgeben! Das war die primäre Forderung. Alles weitere behielt sich Paola vor. Ansonsten drohte sie mit Vernichtung.
Nobodys Leute sendeten ungerührt weiter. Immer wieder gelang es ihnen, mittels der Prioritätenschaltung andere Sender für ihre Zwecke einzuspannen.
Natürlich blieben die Sendetechniker auf der ganzen Welt nicht untätig. Sie versuchten, die Prioritätenschaltung zu sabotieren. Es gelang ihnen immer nur zeitweise. Ein Hin und Her entstand. Während die Nomans Horrorbilder vom Wirken der Grauen Garden brachten und inzwischen Solidaritätsbekundungen von Arbitern, Manags und Relax an die Öffentlichkeit weitergaben, sendeten die öffentlichen Sender statt Unterhaltungsprogrammen Gegendarstellungen. Kastenangehörige kamen zu Wort, die sich absolut nicht solidarisch erklärten, sondern die strenge Bestrafung der Aufständischen forderten.
Und dann kam das Zerrbild von Queen Paola. Die Queen empfing es selber.
Sie sah ihr Bild auf dem Schirm. Das Bild lebte. Paola schien bequem in einem Sessel zu sitzen. Sie lächelte verführerisch.
»Ich bin Queen Paola!« stellte sie sich vor. Nur für den eingeweihten Betrachter war klar, daß dies keine offizielle Sendung war, sondern daß es zur Kampagne der Nomans gehörte.
»Die Geschichte der Menschheit ist mit Blut geschrieben. Die
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