Die Terranauten 024 - Die Raumschiff-Diebe
Naturlederindustrie. Unbekannte Faktoren – vermutlich die Streustrahlung der Kaiserkrafttriebwerke – haben die Ozonschicht von Sintra weitestgehend zerstört. Es geschah praktisch über Nacht, und der Katastrophenstab ist immer noch damit beschäftigt, ein Evakuierungsprogramm auszuarbeiten. Es fehlt an Schiffen – wie überall.«
Valdec sah auf. »Wie lange kann das Personal auf Sintra noch auf dem Planeten bleiben, ohne gesundheitliche Schäden zu erleiden?«
»Alle Beschäftigten des Konzils befinden sich in den unterirdischen Trakten der dortigen Kaiservertretung.« Glaucom schnitt eine Grimasse. »Die Humos hingegen …«
Der Lordoberst nickte. »Ich verstehe.« Die kosmische Strahlung, die bislang durch die Ozonschicht der Atmosphäre absorbiert worden war, müßte für die Gesundheit der Kolonisten verheerende Folgen haben. »Fahren Sie fort, Manag.«
»Es hätte nicht viel Sinn«, erklärte Glaucom, »alle betroffenen Planeten aufzuzählen. Die Phänomene treten in immer neuer Form auf, aber ihre Auswirkungen sind alle gleich. In den letzten zwei Monaten sind dem Sternenreich durch Novae, Veränderungen der planetaren Umlaufbahnen, Erdbeben, Klimawechsel, Vakuumzonen und Schwerkraftwirbel Verluste in Höhe von mindestens 450 Milliarden Verrechnungseinheiten entstanden. Die Zahl der menschlichen Opfer steht noch nicht fest, aber wenn Sie sich Sintra und Ginger vor Augen halten …«
»Ich hatte gehofft«, murmelte der Lordoberst enttäuscht, »daß durch die Quarantäne um Ginger die Verbreitung derartiger Katastrophenmeldungen verhindert wird. Wie schätzen Sie die Situation auf den Kolonien ein?«
Glaucom zuckte die Achseln. »Es ist für jeden einfach, sich anhand der Daten über die Quelle der Phänomene im klaren zu werden. Es laufen Gerüchte um, daß die Kaiserkraft für die Katastrophen verantwortlich ist. Welche Auswirkungen dies für jene Welten hat, die in Nähe der stark beanspruchten Frachterrouten liegen, ergibt sich aus dem wöchentlichen Sicherheitsbericht. Sie haben ihn bereits eingesehen?«
»Aufstände, Streiks, Ausschreitungen«, sagte Valdec. »Im ganzen Reich!«
Schon seit Tagen beschäftigten sich die Gedanken des Lordoberst mit nichts anderem. Er wußte, daß seine Position in Gefahr war – zum erstenmal seit der glücklichen Bewältigung der Zoe-Krise und der Zerschlagung der Treiberrevolte. Valdec hatte die Kaiserkraft propagiert, sie durchgesetzt und mit ihr die Voraussetzung für das Vorgehen gegen die Treiber geschaffen. Nun gab es – bis auf die Schatten und die als Begleiter auf den Kaiserkraftschiffen mitfliegenden Grauen Treibern – keine psionisch begabten Menschen im Sternenreich; das heißt, sah man von den Terranauten ab, die kürzlich auf Ginger die lokale Separatistenbewegung unterstützt und zum Sieg über das Konzil verholfen hatten.
Das Konzil hatte keine Wahl. Kaiserkraft war die einzige Möglichkeit, Raumfahrt zu betreiben und das Reich zusammenzuhalten. Sämtliche Transmitterforschungen waren abgebrochen worden, nachdem die Oxyd-Katastrophe fast zur Vernichtung der Erde geführt hatte.
Ohne Kaiserkraft würde das interstellare Imperium des Konzils wie ein Kartenhaus zusammenbrechen.
Die Unruhen … Nervös umklammerte Max von Valdec die gewölbten Seitenteile des Schalensessels. »Man soll die Forschungen an der Kaiserkraft verstärken«, preßte er hervor. »Stocken Sie das Personal auf, erhöhen Sie die Geldmittel, fliegen Sie Experten von den Kolonien ein, beschlagnahmen Sie von mir aus ganze Industriezweige, aber sorgen Sie dafür, daß der Fehler gefunden wird, Glaucom! Kaiserkraft ist beherrschbar. Ich weiß es. Eine neue Technik mit den üblichen Kinderkrankheiten. Wir werden es schaffen, die Streustrahlung abzuschirmen. Diese Katastrophen … Sie sind der Preis für den Fortschritt, aber dieser Preis muß nicht ewig gezahlt werden.
Glaucom, Sie übernehmen ab sofort die Kontrolle über den gesamten Kaiserkraft-Komplex. Sie haben unbeschränkte Vollmacht. Setzen Sie sich mit Zarkophin in Verbindung; vielleicht sehen seine Techniker eine Möglichkeit, den Triebwerksgenerator zu isolieren. Bringen Sie die Wissenschaftler auf Trab, Glaucom, handeln Sie, wie Sie es für richtig halten, aber liefern Sie mir Resultate.«
Der Sicherheitsmanag neigte den Kopf. »Sie können sich auf mich verlassen, Lordoberst«, erklärte er steif. »Aber die Entwicklung neuartiger Abschirmgeräte erfordert Zeit. Was wollen Sie inzwischen gegen die wachsenden
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