Die Terranauten 028 - Die PSI-Sucher
Laserschuß in den Wald ab, doch dann traf ihn Farrells Stunnerladung und er brach zusammen.
Die Gefangenen standen wie erstarrt.
Llewellyn 709 entspannte sich, kam geschmeidig auf die Beine. Sein goldenes Gesicht hob sich wie eine Sonne von dem Blaugrün des Waldes ab. Als ihn die vier Stummen Treiber entdeckten, kam Leben in sie.
»Bei Myriam!« ertönte ein überraschter Ruf. »Der Riemenmann! Es ist der Riemenmann!«
Neben Llewellyn wuchs Farrell scheinbar aus dem Boden empor. Sein Raumanzug war feucht und schlammbespritzt und mit einer resignierenden Geste warf er den durchweichten Zigarrenstummel davon. »Und wer spricht von mir?« beklagte er sich. »Sie ernten den ganzen Ruhm. Ist das gerecht?«
Llewellyn klopfte ihm begütigend auf die Schulter. »Nicht gerecht, aber so ist der Lauf der Welt.«
Gemeinsam näherten sie sich den vier Stummen Treibern.
*
In den unterirdischen Gewölben des Gardestützpunktes – einem kuppelförmigen Protopbau zwischen den Büro- und Wohntürmen von Green Lake City und den umzäunten Arbeitslagern im Nordosten – war es kühl.
Kühl und still.
Die Queen Riolta schritt unwillkürlich schneller aus.
Das zufriedene Gesicht Marsha Tschorks erschien kurz vor ihrem inneren Auge, das selbstgefällige Lächeln, mit dem die Manag die Meldung über die erfolgreiche Strafexpedition entgegengenommen hatte, und die Queen wußte in diesem Augenblick nicht, wen sie mehr haßte.
Die Manag oder sich selbst.
Es ist das Dilemma der Grauen Garden, dachte die Queen Riolta. Wir sind dazu da, die Gesetze des Konzils einzuhalten und das Reich der Konzerne zu verteidigen. Aber wie können wir kämpfen, wenn das Konzil selbst seine eigenen Gesetze bricht?
Wir müssen Befehlen gehorchen, doch was ist, wenn diese Befehle gegen das geltende Recht verstoßen?
Und es verstieß gegen das Recht, was sie hier taten – und gegen die Interessen eines anderen Konzerns, des V/O Kulturaimport, der allein für extraterrestrische, non-technologische Kulturen verantwortlich war.
Wie würde Alexando Baikal, der Generalmanag von V/O, reagieren, wenn er erfuhr, daß IWF unter dem Schutz der Garde Veldvald hemmungslos ausbeutete – und damit auch den Untergang der Eingeborenen herbeiführte, ohne daß V/O daran partizipierte?
Unser Problem, durchfuhr es die Queen Riolta, unser Problem ist, daß die Gardelegion auf Veldvald nicht IWF, sondern dem Konzil direkt unterstellt ist.
Wie leicht wäre alles, wenn wir zu Tschorks Hausmacht gehörten!
Denn wenn es Schwierigkeiten gab, dann würde trotz Tschorks Zusicherung, die alleinige Verantwortung für alles zu übernehmen, auch Rioltas Position gefährdet werden.
Die Queen vertrieb die fruchtlosen Überlegungen.
Manag Tschork und IWF waren nur ein Teil ihrer Arbeit. Vor allem mußte sie sich um die Sicherheit der Gefangenenlager kümmern und für Ordnung sorgen; und es war nicht ihre Schuld, wenn im Zuge gewisser Aktionen auch eine Handvoll der Eingeborenen den Tod fand.
Nein, niemand durfte und würde ihr deswegen Vorwürfe machen.
Der Gedanke beruhigte sie und sie folgte weiter dem unterirdischen Tunnel aus Stahlprotop, der Teil eines Labyrinthes aus Schutzbunkern, Lagerräumen und Maschinensälen war.
Und noch etwas befand sich hier unten …
Riolta verspürte leises Schaudern und schalt sich gleich darauf eine Närrin. Es war unlogisch, Furcht vor Gefangenen zu empfinden, die im Tiefschlaf lagen und sich darüber hinaus in einem Toten Raum befanden.
Der Tote Raum war das perfekte Gefängnis für Treiber. Der Sarym-Schirm, von den PSI-Experten des Konzils entwickelt, würde jegliche psionische Aktivität im Keim ersticken.
Berlin fiel ihr ein und die Gerüchte, die selbst bis nach Veldvald gedrungen waren.
Stimmte es wirklich, daß jenem legendären Riemenmann einst die Flucht aus den Toten Räumen unter den Ruinen von Alt-Berlin gelungen war?
Unsinn! rief sie sich zur Ordnung. Terranauten-Propaganda und sonst nichts!
Der Tunnel beschrieb eine Biegung, und hinter der Biegung erwarteten sie bereits vier Graugardisten und der PSI-Wissenschaftler.
Der Wissenschaftler war auf Shondyke ausgebildet worden, und er war klein und schmächtig und alles andere als eine imposante Erscheinung. Aber er verstand sein Geschäft. Er war tüchtig.
Und er war für die Sicherheit der neun Frauen verantwortlich.
Die Queen Riolta blieb stehen. Sie sah an dem kleinen Mann und den Gardisten vorbei und entdeckte im Hintergrund das massive Tor, hinter dem
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