Die Terranauten 029 - Invasion der toten Seelen
versuchte, David hochzuheben. Nach dem zweiten Versuch gab er keuchend auf.
»Farrell!« rief er verzweifelt.
»Was ist denn?« Farrells Antwort war kaum mehr als ein Flüstern.
»David. Ich glaube, er ist …«
In seine Worte hinein zerplatzte ein weicher Gegenstand vor seinen Füßen. Ein scharfer, ekelerregender Gestank stieg in seine Nase. Ramee mußte husten. Tränen sprangen in seine Augen. Farrells Stunner fauchte von einer Felszacke herunter auf ein unsichtbares Ziel zu, aber noch im gleichen Augenblick prallten mehrere der Gasgeschosse gegen den Fels und gaben ihren Inhalt frei.
Ramee, der das meiste davon mitbekam, hatte das Gefühl, daß seine Lungen verbrannten. Röchelnd und spuckend kniete er sich hin und versetzte David einige unbarmherzige Ohrfeigen.
David öffnete weder die Augen, noch gab er einen Laut von sich, aber seine Hände begannen sich zu bewegen und griffen ziellos in die Luft. Ramee packte ihn unter den Achselhöhlen, hob ihn ein wenig an und drehte ihn in die Öffnung des Felskamins. David stand auf und begann zu klettern – wie eine elektronisch gesteuerte Puppe.
Das Fauchen des Stunners ging in ein leises Summen über, ein Zeichen, daß die Energiezellen leer waren. Ramee krümmte sich zusammen und hustete, bis er glaubte, das Herz käme ihm zum Hals heraus. Dichte Gasschwaden hüllten ihn ein und drangen in jede Pore seines Körpers. Undeutlich hörte er Farrells Stimme, die zu ihm herunterbrüllte: »David ist angekommen. Wo bleibst du?«
Ramee hatte das Bedürfnis, sich fallen zu lassen. Der Tod mußte eine Erlösung sein gegen die Schmerzen in seiner Brust und seinem Kopf. Aber da war ein unwiderstehlicher Drang, der ihn zu der Felswand zog.
Farrells vor lauter Besorgnis wütende Stimme war das Seil, an dem er sich den Felsspalt hinaufhangelte. Es kamen keine Lanzen. Anscheinend hatten sich die Grünen Flieger zurückgezogen, um nicht von ihrem eigenen Kampfgas betäubt zu werden.
Eine harte Hand packte Ramee beim Kragen seines zerfetzten Hemdes und wuchtete ihn den letzten Meter hinauf, bis er in einer schüsselartigen Vertiefung lag.
»Zwei Invaliden – und das mir!« brummte Farrell. »Kannst du wenigstens aufstehen? Du mußt mir helfen, David zu tragen. Er ist eiskalt, und ich kann keinen Puls mehr fühlen – aber auch wenn er tot ist – ich lasse ihn nicht hier liegen. Wer weiß, was die grünen Ungeheuer alles mit ihm anstellen würden.«
Ramee erhob sich auf Hände und Knie und kam mit Farrells Hilfe auf die Beine.
»Hier entlang«, sagte der Treiber, umklammerte Davids Beine und wartete, bis Ramee den Oberkörper Davids im Griff hatte. Gemeinsam schleppten sie ihn in eine Öffnung der Felswand, die wie ein Torbogen aussah. Nach einigen Metern mußten sie den schweren Körper niederlegen. Ramee setzte sich hin und füllte seine gequälten Lungen mit frischer Luft. Farrell verschwand in der undurchdringlichen Finsternis der Höhle.
Er war noch nicht zurückgekehrt, als David endlich die Augen öffnete.
»Lithe!« sagte er. »Du siehst, ich bin nicht weggelaufen. Haßt du mich noch immer, weil dein Vater für uns sterben mußte?«
Ramee schreckte aus seinem Halbschlaf hoch. In der Dunkelheit konnte er nichts weiter erkennen als Davids Augen.
»Hier ist keine Lithe«, sagte er leise. »Wach auf! Du hast geträumt.«
»Geträumt?« David richtete sich auf. Er rieb sich über das Gesicht, das von dickem, kaltem Schweiß bedeckt war. »Willst du etwa behaupten, ich hätte geschlafen, während die Grünen uns angriffen?«
»Geschlafen nicht gerade.« Ramee tastete nach der Provianttasche, die Farrell zurückgelassen hatte, und zog den Wassercontainer heraus. »Trink erst mal. Du bist dem Kamerad Tod grade noch so von der Schaufel gesprungen.«
David trank gierig. »Ich kann mich nur noch erinnern, daß du versucht hast, mich aufzuheben. Und dann war da eine Stimme in meinem Kopf, die mir befohlen hat zu klettern. Sonst herrscht bei mir völlige Dunkelheit. Wo sind wir hier eigentlich? Gefangene?«
»Farrell hat eine Höhle entdeckt. Er ist losgegangen, um zu sehen, wie weit sie ins Innere des Berges führt. Er müßte jede Minute zurück sein.«
»Bin schon da.« Farrell tauchte lautlos aus der Dunkelheit. »Die Höhle mündet in einen Gang, aber ohne Licht konnte ich nicht feststellen, ob es nur ein natürlicher Spalt ist oder ein künstlich angelegter Weg. Hier habe ich etwas gefunden. Kannst du was damit anfangen, Ramee?«
Er hielt einen dicken, runden
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