Die Terranauten 029 - Invasion der toten Seelen
der Mündung. David beschrieb kleine Kreise mit der Waffe, da er die Angreifer hinter dem grellen Lichtschein nicht erkennen konnte. Das panikerfüllte Klatschen ledriger Schwingen und ein schwerer Aufprall sprachen dafür, daß er zumindest einen der Flieger außer Gefecht gesetzt hatte.
»Farrell!« brüllte er. Claude wandte den Kopf. Er blutete am Hals, und sein Grinsen wirkte eher verkniffen.
Mit der unbrauchbaren Hand deutete David auf eine spitz zulaufende Rinne im Fels, die steil nach oben führte. Farrell musterte sie eine Sekunde lang aus zusammengekniffenen Augen und nickte dann.
David verstärkte die Energieentladung des Stunners und hielt genau in die Mitte des Lichtkegels. Der Widerschein des Lichtes an der Felswand vollführte einige wilde Sprünge, drehte ab, glitt über die Geröllhalde und erlosch. Einen Augenblick lang erkannte David einen schmalen Schatten, der in die Tiefe stürzte, und darüber in einiger Entfernung die Angreifer, die sich zu einem Klumpen zusammengeballt hatten, offensichtlich in dem verzweifelten Versuch, die Lichtquelle zu retten.
Er schwenkte den Stunner zu ihnen herum, aber als er den Sensor berührte, geschah nichts. Die Energiezellen waren erschöpft. Trotzdem zogen die Flieger sich zurück.
David hörte das Schnaufen und Scharren von Claude Farrell, der sich in dem engen Kamin höher schob. Sich nach ihm umzusehen, wagte er nicht, teils aus Furcht vor einem erneuten Angriff aus der Dunkelheit, teils, weil ein starker Brechreiz seinen Hals hinaufkroch und sein Gehirn sich in eine eisige, träge Flüssigkeit verwandelte, die in Bewegung geriet, sobald er den Kopf bewegte. Dafür kehrte langsam das Gefühl in seine geschwollene Hand zurück.
Seine Furcht vor einem neuen Angriff war berechtigt. Er hatte, sich eben auf das schmale Felsband gelegt, um ein kleineres Ziel zu bieten, als ein Gegenstand mit ungeheurer Wucht die Kante des Bandes in Höhe seines Kopfes traf. Erschrocken bäumte er sich auf und kniff unwillkürlich die Augen zusammen, um sie vor den herumfliegenden Splittern zu schützen. Die hastige Bewegung war zuviel für ihn. Das Eiswasser in seinem Kopf schäumte hoch und zerstörte seinen Gleichgewichtssinn. Er kippte zur Seite und rollte haltlos auf den Rücken.
Unfähig, sich zu erheben, konnte er trotzdem klar denken. Deutlich erkannte er den schmalen Strich einer Lanze vor dem rötlichen Schwarz des Himmels, die auf den Kamin gezielt war, in dem Claude Farrell steckte. Er hörte auch den lauten Fluch, den Farrell ausstieß, und versuchte, die Hand mit dem Stunner zu heben. Aber sie zitterte derartig, daß er auch dann nichts hätte ausrichten können, wenn die Energiezellen noch volle Leistung gebracht hätten. »Aus!« dachte er.
Plötzlich durchschnitt ein nadelfein gebündelter Feuerstrahl die Luft und traf die Lanze im Flug. Einen Augenblick lang hing sie wie ein flammender Zeigefinger in der Schwebe, beschrieb dann einen steilen Bogen und verschwand. Ein gellendes Wutgeheul beantwortete den Fehlschlag. Das Flattern der grünhäutigen Lebewesen traf Davids Trommelfelle wie schmerzende Schläge, und er kreuzte die Arme über dem Kopf.
Auch durch die geschlossenen Augenlider hindurch bemerkte er das ununterbrochene Aufblitzen des tragbaren Flammenwerfers, der die Geflügelten zum Rückzug trieb.
Tapsende Schritte unterbrachen die Stille.
»Glaubst du, die haben genug?« fragte Ramees Stimme. »David? Sollen wir versuchen, nach oben zu entkommen? David?«
Ramee bemerkte den Körper David terGordens erst, als er darüber stolperte.
»Bei den dicken Beinen von Mutter Tia!« sagte er erschrocken. »Haben sie dich erwischt? He, Farrell!«
Farrell antwortete nicht. David sah, wie Ramees Kopf sich über ihn beugte.
»Brüll nicht so!« sagte er lallend. »Die Grünlinge brauchen nicht zu wissen, wo Claude sich befindet. Klettere hinter ihm her, solange sie noch beraten, was sie als nächstes anstellen sollen.«
»Und dich soll ich wohl tragen, wie?«
»Mich kannst du liegenlassen. Lohnt nicht, sich mit einem Kadaver abzuschleppen. Fröhliches Wiedersehen in W II. Wenn du mal eine besonders hübsche Banshee siehst – das bin ich.«
»Was der für einen Blödsinn redet!« seufzte Ramee und griff nach Davids Kopf, der unter seiner Berührung haltlos zur Seite rollte.
Ramee vergaß die Schmerzen in seinem zerschundenen Körper und begann heftig zu frieren. Er zerrte den leblosen Körper dicht an die Felswand, legte sich einen Arm um den Hals und
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