Die Terranauten 034 - Der Renegat
Roglan Alessandr wie aus einem Munde.
Die Augen aller Terranauten, die mit Einstein III in der Bar des Hotels Aul zusammensaßen, richteten sich geradezu ruckartig auf den Wissenschaftler.
Dieser machte ein ärgerliches Gesicht. »Na und? Ich will nicht leugnen, daß die Grundlagen meiner Forschungen auf gewissen Erkenntnissen beruhen, die andere vor mir gewonnen haben. Aber dagegen ist vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen überhaupt nichts einzuwenden!«
Llewellyn zog die Mundwinkel nach unten. »Ihren wissenschaftlichen Standpunkt in Ehren, Einstein. Wir sehen die Dinge allerdings mehr von der praktischen Seite. Kaiserkraft ist ein Killer! Und wir wollen ganz bestimmt nicht dazu beitragen, daß nun mit ihrem Gravitron noch ein zweiter Killer dazukommt!«
Die anderen Terranauten nickten beifällig.
*
Als Argan Pronk in die Hotelbar kam, stand ihm die Befriedigung im Gesicht geschrieben.
»Ich habe mit Tontor und Temudschin mehrere beispielhafte Abkommen geschlossen«, verkündete er.
»Freut mich für Sie«, lächelte Llewellyn. »Ich nehme an, eins dieser Abkommen regelt, die Rohstoffprobleme Aquas, nicht wahr?«
»So ist es. Tamerlan und Aqua sind sich über einen gegenseitigen Handelsaustausch einig geworden. Aber nicht nur das. Unsere Vereinbarungen gehen sogar noch ein ganzes Stück weiter. Wir haben nämlich beschlossen, auch eine politische Organisation zu gründen. ›Den Bund der Freien Welten‹! Wie finden Sie das, meine Herren Terranauten?«
»Das erfüllt unsere kühnsten Erwartungen«, versicherte der Riemenmann. »Zwei Planeten gegen das Sternenreich des Konzils – das ist zwar noch reichlich unausgewogen, aber ich nehme an, der Bund wird sich rasch ausdehnen.«
»Wir werden so rasch wie möglich Delegationen zu den umliegenden Welten schicken. Aber dazu benötigen wir die Hilfe der Terranauten. Wie viele Schiffe könnt ihr uns geben, Llewellyn?«
»Hört euch das an«, krähte Alessandr der Große dazwischen. »Eben noch ein Bürgermeister mit zuwenig Protop, und jetzt verlangt er schon Raumschiffsflotten!«
»So etwas nannte man früher ›staatsmännisches Denken‹«, belehrte ihn Gunther V.
»Wir können euch zwei Treiber-Schlepper für den Frachtverkehr zur Verfügung stellen«, versprach Llewellyn. »Das muß allerdings erst noch auf Rorqual mit unseren Freunden besprochen werden. Aber mit zwei Frachtern können wir nicht gegen die Kampfschiffe der Garden angehen. Hat Mandorla euch nicht über die militärische Seite der Sache aufgeklärt? Sie hat doch deshalb an den Gesprächen teilgenommen.«
»Das habe ich.« Die ehemalige Queen betrat gerade die Bar und eilte mit einem harten, triumphierenden Lächeln zu den Versammelten. »Die militärische Lage des Bundes ist so schlecht nicht.«
Mandorlas Auftritt kam zur rechten Zeit. Vier überraschte Terranauten starrten ihr entgegen. »Hast du nicht selbst immer vor den Garden gewarnt?« wunderte sich Llewellyn.
»Man kann die Garden nicht ernst genug nehmen«, versicherte Mandorla. »Aber meine ehemaligen Kameraden haben erhebliche logistische Probleme. Ich habe schon seit Aqua den Verdacht, daß mit den Garden etwas nicht stimmt. Tontor stellte mir freundlicherweise seine Computer und seine eigenen diesbezüglichen Beobachtungen zur Verfügung. Ich habe ein wenig hochgerechnet, verglichen und spekuliert. Dabei bin ich zu einem sehr handfesten Ergebnis gekommen, das ich Pronk und Temudschin vorhin bei der Konferenz mitgeteilt habe. Die Basis der Garden auf Tamerlan hat seit über zwölf Monaten keinen Nachschub mehr bekommen und seit vier Monaten keine Anweisungen mehr von der Erde oder von Shondyke. Das heißt im Klartext: Der Nachschub der Garden ist zusammengebrochen.«
»Das ist ja verrückt. Aber … Es würde zu unseren Beobachtungen passen.« Llewellyn schüttelte den Kopf. »Es würde auch Valdecs Rückzug aus dem Ginger-Sektor erklären. Doch warum haben sich dann noch nicht weitere Kolonialwelten gegen Terra erhoben? Anderswo dürfte man genauso schlau sein, oder muß man dafür immer eine ehemalige Queen haben?«
Mandorla grinste maliziös. »Man muß zunächst einmal mit den stationierten Grauen fertig werden. Ich habe auch nie behauptet, daß die Situation überall so ist wie für die Garnison auf Tamerlan. Valdec hat sich einfach von den Randwelten zurückgezogen. Die Planeten laufen ihm ja nicht weg. Sie haben keine eigenen Raumschiffe und keine Industrien, um welche zu produzieren. Er läßt hier
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