Die Terranauten 038 - Nardas Kampf
PSI-Mädchen spürte plötzlich, wie das Bild zu verblassen begann, wie sich die Stadt von ihr zu entfernen schien. Ein Teil ihres Bewußtseins fühlte, daß ihr Körper – ja, sie hatte einen Körper! – hin- und hergezerrt wurde. Sie wehrte sich, setzte alle ihre Kräfte ein.
David, o David! Ich habe dich gesucht …
Der Kontakt wurde schwächer. Alles in ihr begehrte auf.
Die Informationen, David. Die Lobotomie … Die Transporte … Hochbegabte Treiber … Unbekannter Plan … Ich …
Narda …
»Narda, so komm doch endlich zu dir. Die Hibernation … Alarm …«
Sie öffnete die Augen und sah das Wallen von Weltraum II. Da war ein Gesicht, und es zeigte höchste Besorgnis.
»Was …?«
»Die Tiefschlafkammern! Etwas ist nicht in Ordnung. Die Kontrollen zeigen eine Abweichung oberhalb der Toleranzgrenze. Rollo und Greeny. Wenn wir nicht sofort etwas unternehmen, sterben sie …«
*
Außerhalb des Bewußtseins von Greeny gab es nur Kälte. Es war ein Universum, das nur sie umfaßte, sie und die Kälte, die mit Tausenden von Nadeln in ihren Körper stach.
Körper?
Da war etwas in ihr, an das sie sich erinnern sollte, etwas, das ihr sagte, daß diese Empfindung unmöglich war.
Nichts ist unmöglich.
»Whity«, brach Greeny mit bebenden Lippen hervor. Irgendwo in ihrer Nähe flackerten rote Warnlichter auf, und ein alarmierendes, elektronisches Piepen ertönte.
Ich und doch nicht ich, gab ihre Zwillingsschwester sanft zurück. Nur ein Teil von mir, ein Bruchstück.
»Bitte, bleib, bleib bei mir. Die Einsamkeit … Ich …«
Dicht neben ihrem rechten Ohr summte es hell, und gleich darauf spürte sie den verhaltenen Schmerz einer Injektion. Für einige Sekunden kroch eine tiefe, bleierne Müdigkeit in ihr hoch, doch dann war sie wie weggewischt. Das Andere in ihr hatte die Wirkung des Medikaments in ihrer Blutbahn neutralisiert.
Whity, wo … wo bist du?
Hier und dort. Ich bin überall und doch nirgends.
»Um Himmels willen!« drang eine aufgeregte Stimme an ihr Ohr. »Den Erweckungsprozeß aktivieren, schnell. Es geht um Sekunden.«
Sie haben Angst um dein Leben, lachte Whity in ihr.
Bitte, nimm mich zu dir!
Das Summen, das sie einhüllte, veränderte sich. Es wurde intensiver. Eine kalte Woge strich über ihren nackten Körper, ihre Muskeln zuckten. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Sauerstoff strömte durch feine Düsen; die Arme von Servomechanismen berührten sie, injizierten, analysierten.
»Keine Schädigungen«, sagte die Stimme und stöhnte. »Es ist einfach unglaublich.«
»Es ist Greeny«, antwortete eine andere, mit einem verwirrten Unterton. »Etwas ist in ihr, das …«
Ich kann dich nicht zu mir nehmen, wisperte das Ego Whitys. Ich bin ein Teil von Weltraum II, ein Ich ohne Körper. Ich bin tot, nur noch eine Erinnerung. Und doch bin ich existent. Wenn ich dich zu mir nehmen wollte, müßte ich dich töten. Willst du das?
Die Kälte machte jetzt Wärme Platz, und ihr Körper reagierte automatisch. Die injizierten Belebungsmittel regten den Blutkreislauf an. Gelfeuer schien durch ihre Muskeln zu zirkulieren, aber das rudimentäre Ich Whitys sorgte dafür, daß Greeny die Schmerzen verdrängte.
Greeny fühlte die Einflüsse des zweiten Weltraums, das namenlose Wispern, das nur ein Treiber mit wachem Verstand ertragen kann. Aber in ihr war keine Angst. Und das Ich Whitys war wie eine Schutzhülle um ihren Geist.
Ein Knacken, dann ein verstärktes Summen.
Greeny blinzelte.
»Sie kommt zu sich«, sagte Narda, und Greeny hörte die Erleichterung in ihrer Stimme.
Ja, ich will es, entgegneten ihre Gedanken. Nimm mich zu dir.
Und eure Aufgabe? Der Widerstand gegen Valdec?
Wir haben keine Chance, gab sie zurück. Nur Narda hofft noch. Sie liebt David, aber alle wissen, daß er tot ist. Es sind nur Gerüchte, aber sie klammert sich daran …
Der transparente Deckel über ihr hob sich, die Wärme nahm zu.
»Ihre Gedanken sind … anders«, sagte Cler Masurin, und Narda nickte. Auf den Wangen der Telepathin glühten rote Flecken, Anzeichen ihrer Erregung.
»In der Überwachungsautomatik war kein Fehler«, stellte Narda fest. »Ich verstehe nicht, wie so etwas passieren konnte. Ist Rollo in Ordnung?«
Masurin nickte.
Es sind keine Gerüchte, gab Whity zurück. David lebt. Ich habe Narda eine Vision gezeigt. Und der Widerstand gegen Valdec und seine Kaiserkraft darf nicht aufhören. Immer mehr Risse entstehen im Weltengefüge. Es wird zu einer Katastrophe ohnegleichen
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