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Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Die Terranauten 038 - Nardas Kampf

Titel: Die Terranauten 038 - Nardas Kampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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kommen, so, wie schon vor Jahrmillionen.
    Woher weißt du das?
    Ich weiß es, und es gibt keinen Zweifel. Vor Äonen stand die Milchstraße am Rande des Untergangs. Das darf sich nicht wiederholen, niemals. Aber die Kaiserkraft läßt Risse entstehen, durch die das Fremde in eure Welt hinüberdringen kann. Noch sind nur wenige bedroht, aber bald ist die Grenze erreicht. Und dann werden das Grauen und die Angst einkehren; unvorstellbares Leid wird über alle Welten kommen. Der Widerstand muß weitergehen, und ich werde dir helfen, bei dir sein, auch wenn du mich nicht spürst.
    Arme berührten ihren Körper, umfaßten kalte Haut, zogen sie aus dem sargähnlichen Behälter heraus. Warmer Boden war unter ihren Füßen.
    »Greeny, kannst du mich hören?«
    Narda sah ihr in die Augen, und sie sah die Unendlichkeit.
    »Keine Gefahr«, sagte Greeny ruhig. »Ich bin in Ordnung, gesund, körperlich und geistig.«
    Sie betonte das letzte Wort, und Narda runzelte die Stirn.
    »Greeny, da ist etwas in dir …«
    Nein, sie kann mich nicht wahrnehmen, lachte Whity. Niemand kann das, nur du.
    »Ich habe meine Schwester getroffen«, sagte Greeny, und Narda nickte langsam. »Einen Teil von ihr. Sie ist in mir …«
    »Ich verstehe nicht ganz …«, meinte Masurin hilflos und sah die beiden Mädchen abwechselnd an.
    »Sie hatte eine Zwillingsschwester, die Whity hieß«, erklärte das PSI-Mädchen langsam, ohne Greeny, deren Blick nach innen gekehrt war, dabei aus den Augen zu lassen. »Auf Taschkanur beging sie Selbstmord, und Rollo konnte Greeny gerade noch davon abhalten, ihr in den Freitod zu folgen. Du mußt wissen, der, daß zwischen den beiden immer eine Verbindung bestanden hat, die für Außenstehende unbegreiflich war. Ein parapsychisches Band, so stark, daß nicht einmal der Tod die Zwillinge zu trennen vermochte, wie wir jetzt sehen.«
    Der Vorgang selbst war auch für Narda unbegreiflich, aber sie akzeptierte ihn. Als Treiberin hatte sie schon viel erlebt. Was wußten sie schon von dem zweiten Weltraum? Er barg die Seelen der Verstorbenen in sich und noch etwas anderes, etwas Bedrohendes, das niemals den Normalraum erreichen durfte. Die Kaiserkraft aber bahnte diesen unheimlichen Kräften den Weg …
    Landet nicht auf El’ait, wisperte Whity in ihrer Schwester. Es ist zu … Ich muß mich zurückziehen. Die Vision, die ich Narda entstehen ließ, hat mich zuviel Kraft gekostet.
    Greeny spürte, wie das unsichtbare Band, das sie verband, schwächer wurde.
    Warum ist eine Landung zu gefährlich? fragte sie schnell.
    Weil …
    Der Kontakt brach ab. Greeny zwinkerte mehrmals mit den Augen, dann klärte sich ihr Blick. Diesmal war es anders. Sie spürte, daß ein winziger Teil des Egos ihrer Schwester in ihr verblieben war, daß eine Kraft in ihr schlummerte, die sie nicht verstand – noch nicht.
    Sie sah Nardas Blick.
    »Wir dürfen nicht auf El’ait landen«, kam es langsam von ihren Lippen. »Whity hat mich davor gewarnt, konnte aber nicht mehr sagen, warum.«
    »Aber die Mistel, wir …«
    Das Summen der Schiffsmaschinen veränderte sich, und Masurin nickte ruhig, während seine Augen weiter Greeny fixierten.
    »Es ist zu spät«, sagte er. »Wir sind soeben in den Normalraum zurückgekehrt …«
     
    *
     
    … wissen wir, daß die Treiber der Ersten Treiberraumfahrt einen besonderen Hang zum Mystizismus hatten. Viele der Legenden und Geschichten, von denen im folgenden noch zu hören sein wird, haben einen zentralen mystischen Kern. Die Legende von »Narda und David« scheint hier auf den ersten Blick nicht ganz in das angesprochene Schema zu passen. Zumindest im ersten Teil ist es eine Geschichte von einem unerschütterlichen Willen, von dem Verlangen nach Freiheit, von Unterdrückung, von Tod. Die Liebe zu David ist ein gängiges Motiv, das, wie schon ausgeführt, oft zu finden ist. Dem Erscheinen des Verräters kommt eine gewisse Symbolik zu: Es soll die Schwierigkeiten deutlich machen, mit denen Narda zu kämpfen hatte.
    Der zweite Teil aber macht die allgemeine Tendenz deutlich. Nardas Weg war weit, und er ähnelte einem Labyrinth. Die Seele einer Toten schließlich wird zu einem Katalysator. Eine Tote lichtet den Nebel und zeigt den Weg. Dieses mystische Element …
    (Aus: »Legenden aus der Dunklen Zeit«, Kommentar, Neu-Sarym 3118 A.D.)
     
    *
     
    Die rote Riesensonne Vennigat warf einen düsteren Schein über den gewaltigen Raumhafen von Alrud, der Hauptstadt von El’ait. Sie stand einem lodernden roten Auge

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