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Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff

Titel: Die Terranauten 044 - Das Fluchtschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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nach Plan«, sagte Masali.
    Lotz nickte. »Und so soll es auch bleiben. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wen der vier Terranauten wir umkommen lassen sollen?«
    »Wir können das nicht ganz genau bestimmen«, sagte der Cyborg. »Das ist ein Schwachpunkt. Lyda Mar darf es auf keinen Fall sein. Wir wissen, daß sie die einzige unter ihnen ist, die das Kontaktmuster kennt, mit dessen Hilfe eine Verbindung zu diesem rätselhaften Computerbewußtsein erst möglich ist. Wenn die junge Frau gefährdet wird, ist damit auch der Erfolg unseres Vorhabens in Frage gestellt.«
    »Richtig. Außerdem spielt hierbei der Zufall auch eine nicht unerhebliche Rolle. Es muß einer der drei anderen sein, das ist klar. Die Falle ist gestellt, der Weg durch die Konditionierung der Surinen vorgezeichnet. Ich bin optimistisch.«
     
    *
     
    Chi Tardas schwitzte, als er durch den schmalen Wartungskorridor schritt, der an den Reaktorbereich heranführte.
    Der Zwischenschalter, den er während des ersten Fluges zum Norvo-System installiert hatte, war nur ein Provisorium. Der Sucher in der Zentrale des Kurierschiffes reagierte nicht mehr auf Schaltungen, die die Energie unterbrechen sollten. Dieser Zwischenschalter hier jedoch umging die Sicherungskreise des Suchers und unterbrach den Energiefluß, der vom Reaktorraum zur Computer/Sucher-Verbindung in der Zentrale führte.
    Der Graue Treiber fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen, als er stehenblieb und einen Blick auf den Schalter warf. Er hatte nicht den geringsten Zweifel daran, daß er auch diesmal seiner Funktion gerecht wurde. Aber was würde dann geschehen? Beim ersten Mal waren sie in unmittelbarer Nähe einer Sonne in den Normalraum zurückgekehrt und wären unweigerlich in den Glutofen gestürzt, wenn die gefangenen Terranauten an Bord ihnen nicht geholfen hätten.
    Die Gefahr war nicht zu kalkulieren.
    Der Gardist nickte langsam, gab sich einen inneren Ruck, streckte die Hand aus und …
    Ein knisternder Funke löste sich von dem Metall des Zwischenschalters, als seine Fingerkuppe nur noch wenige Zentimeter davon entfernt war. Der Funke traf seinen Arm, und der Schock der elektrischen Entladung warf den Gardisten unwillkürlich zurück.
    Der Visiophonanschluß in der Nähe summte. Tardas rappelte sich wieder hoch und preßte eine Taste nieder.
    »Sind Sie soweit?« fragte Limur Zeran unruhig. Er war blaß, unnatürlich blaß.
    »Ich habe es versucht«, gab Tardas nervös zurück. »Aber ich bin nicht einmal bis an den Schalter herangekommen. Es ist, als ob das fremde Etwas, das jetzt dieses Schiff steuert, geahnt hätte, was ich vorhabe.«
    »Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß …?«
    Tardas nickte langsam und preßte die Lippen aufeinander. »Es war, als sei die elektrische Entladung gesteuert gewesen …«
    Der Hauptmann brummte einen Fluch.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir sind gleich bei Ihnen. Kapituliert vor einem simplen Schalter, hat man so was schon gehört!« Er unterbrach die Verbindung.
    Eine knappe Minute später waren Zeran und Etchgan an der Seite von Tardas. Zeran brummte noch immer, streckte ebenfalls seine Hand aus – und taumelte mit einem Aufschrei zurück.
    »Das gibt’s doch nicht«, brachte der Hauptmann hervor und starrte den Schalter an, als sei er plötzlich zu einem persönlichen Feind geworden.
    »Ich habe es Ihnen ja gesagt«, entgegnete Tardas und erntete dafür einen bösen Blick. Crom Etchgan entfernte sich und kehrte bald darauf mit einem isolierten Werkzeug zurück.
    »Damit müßte es eigentlich gehen.«
    Zerans Augen leuchteten auf. »Sie haben recht.«
    Er nahm das zangenähnliche Werkzeug an sich, näherte sich vorsichtig erneut dem Schalter, berührte ihn – und nichts geschah. Mit einem entschlossenen Ruck warf er den Schalter herum.
    Das nahe Dröhnen der Abstrahlbänke für Weltraum-II-Energie veränderte sich jäh. Aus dem gleichmäßigen Brummen wurde ein Jaulen, das an den Nerven zerrte. Der Boden unter ihren Füßen schien zu wanken, die Wände vibrierten. Irgendwo ächzte überbeanspruchtes Material.
    Explodierende Farben. Duftendes Licht. Sirenengesang.
    Chi Tardas faßte sich an den Schädel. Crom Etchgan wirkte wie gelähmt und sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie sich das Gesicht seines Kameraden verzerrte, zu einer Grimasse, einer schmerzerfüllten Fratze wurde. Eine irisierende Aureole schien ihn plötzlich einzuhüllen. Es war, als beginne sein Körper von innen heraus zu leuchten.

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