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Die Terranauten 046 - Die Eisteufel

Die Terranauten 046 - Die Eisteufel

Titel: Die Terranauten 046 - Die Eisteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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der Kegel in einem Eisgang verschwand. Der Riemenmann konzentrierte sich rasch, glitt mit einem telekinetischen Tastsinn den Gang entlang, stellte fest, daß er hinaufführte.
    »Ich habe etwas gefunden!« rief er, und einige Augenblicke später zwängten sie sich in die einen guten Meter durchmessende Öffnung und robbten vorwärts. Das Eis war glatt und wirkte wie poliert. Über, unter und neben ihnen schien nur gähnende Leere zu existieren. Llewellyns Atem ging keuchend. Die Kälte stach wie mit tausend Nadeln in seine ungeschützten Beine, und er verdrängte den Schmerz. Was immer auch hier auf Quostan geschah, sie mußten verschwinden, so schnell wie möglich. Lyda hatte recht. Auch er spürte, daß die Gefahr, die von den Eisteufeln ausging, von Minute zu Minute zunahm. Bisher liefen nur einige wenige Amok, aber wenn sich dieser Prozeß fortsetzte …
    Nach einer guten Viertelstunde kamen sie an eine Gangbiegung. Sie war ziemlich eng, und nicht nur Llewellyn hatte Mühe, seinen Körper so zu drehen, daß er dem Eisgang weiter folgen konnte. Auch hatte die Steigung zugenommen, und das glatte Eis bot nur wenig Halt. Er fragte sich, wie es den Eisteufeln gelang, sich hier fortzubewegen. Außer dem Sensororgan hatte er noch keine Gliedmaßen erkennen können.
    Irgendwo erklang das feine Singen eines sich in einem Gang bewegenden Eisteufels, und sie hielten unwillkürlich inne.
    »Wir dürfen uns keine unnötigen Aufenthalte erlauben«, flüsterte Lyda, die direkt hinter dem Riemenmann kauerte. Llewellyn nickte, atmete erleichtert auf, als das Singen in der Ferne verklang. Die Hemmschwelle in ihm, etwas gegen die sonst so liebenswerten Eisteufel zu unternehmen, war groß. Und nicht nur in ihm. Nur das erklärte die scharfe Reaktion Farrells auf den Racheakt des PSI-Assassinen.
    Vorsichtig bewegte er sich weiter, aber das Stechen in seinen Beinen wurde beinahe unerträglich.
    »Diese verdammte Kälte!« Er winkelte den Arm an und blickte auf das Meßgerät, das sich unter den Vorräten der beiden Assassinen befunden hatte. »Minus 19 Grad.«
    Llewellyn robbte schneller vorwärts. Er mußte sich bewegen. Bewegung bedeutete Wärme.
    Nach einer weiteren halben Stunde hatte sie etwa vierhundert Meter an Höhe gewonnen. Sie legten eine kurze Pause ein. Die Lampen waren ausgeschaltet, um Energie einzusparen. Aus einem Reflex heraus blickte der Riemenmann erneut auf das Meßgerät, dessen Skala fluoreszierte.
    »Minus 26 Grad«, keuchte er und riß die Augen auf. Das bedeutete, daß die Temperatur in dreißig Minuten um sieben Grad abgesunken war.
    »Es wird kälter, und zwar verdammt schnell.«
    »Wie ist so etwas möglich?« fragte Farrell. »Das Eis, das uns umgibt, müßte wie eine Isolierung wirken. Ein so schneller Temperaturabfall!«
    »Die Eisteufel!« sagte Lyda tonlos.
    »Mir ist auf einmal so schlecht«, brachte der PSI-Assassine mühsam hervor, würgte und übergab sich. Farrell sprach leise auf Carcones ein. Llewellyn gab das Zeichen zum Aufbruch.
    Wenn die Temperatur weiter so schnell absinkt, dachte der Riemenmann, dann haben wir keine Chance, die CYGNI jemals wieder zu erreichen. Dann wird sich auch um uns das ewige Eis schließen wie um die kalte Stadt dort unten …
     
    *
     
    Queen Ishiya würgte, als eine jäh entstehende Übelkeit ihren Magen umzukrempeln schien, und gleichzeitig hatte sie Mühe, ihr Gleichgewicht zu wahren. Ihre tastenden Hände berührten scharfkantiges Eis.
    »Queen«, sagte der Leitende Wissenschaftler besorgt. »Kann ich Ihnen …?«
    Weiter kam der hagere Mann nicht. Der ohrenbetäubende Donner einer gewaltigen Detonation hob ihn an, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn gegen die rechte, steil aufragende Eis- und Felswand des Passes. Ishiya duckte sich. Trümmerstücke prasselten auf die Kolonne nieder und begruben einige Graugardisten unter sich.
    Wieder zwei Kampfgleiter! pochte es in ihr. Und wir können nichts tun.
    Schreie klangen durcheinander. Die Grauen hatten ihre Waffen erhoben, suchten nach einem Gegner, der überall und nirgends war. Es rumpelte und rumorte in ihrer Nähe.
    »Die Wände!« brüllte jemand. »Die Wände stürzen ein!«
    Ishiya blickte empor. Dieser Paß, der einen Einschnitt in einem langgestreckten Gletscher bildete, war der einzige Weg, um zur gelandeten CYGNI zu gelangen. Die Wände ragten hundert Meter in die Höhe, und nicht weit voraus erkannte sie oben etwas, das wie eine Schneewolke aussah, die langsam über den Rand der Eishänge quoll.

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