Die Terranauten 047 - Die Haßseuche
schwer und öffneten wieder die Augen. Deutlich nahmen sie die Verwirrung Davids und Nardas wahr, aber ein Versuch, auf diese Weise Kontakt mit ihnen aufzunehmen, scheiterte wieder.
Lautsprecher knackten.
»… stehen … det euch … melde … uch.«
Lyda hieb auf die Auslösetaste. »CYGNI spricht. Könnt ihr uns verstehen? Ich wiederhole: Könnt ihr uns verstehen?«
»Die Verbindung wird stabiler«, sagte Llewellyn leise, auf die Kontrollen blickend.
Rauschen, dann: »Der Empfang wird bess … Lyda, bist … u das?«
Auf dem Monitor wallten Schlieren. Langsam schälte sich ein vertrautes Gesicht aus dem Flimmern hervor.
»Ja, ich bin’s. Und bei mir ist Llewellyn.«
David gab ein erleichtertes Seufzen von sich. »Wart ihr das? Habt ihr den Ringo fortgeschleudert? Was ist überhaupt bei euch los?«
»Hör gut zu, David«, sagte der Riemenmann. »Vielleicht haben wir nicht viel Zeit, vielleicht bricht die Verbindung gleich wieder zusammen.« Und dann erzählte er von den Ereignissen auf Stonehenge II, auf Quostan, von dem Plan, den Hermano Lotz für den Konzilsvorsitzenden Valdec entwickelt hatte. Er berichtete von der Haßseuche, von der ursprünglichen Absicht des Leiters der Station des Grauens, sie auf Rorqual selbst ausbrechen zu lassen, was nur dadurch gescheitert war, daß Queen Ishiya einen eigenen Plan entwickelt hatte, dessen Durchführung schließlich zur Entführung Llewellyns geführt hatte, dessen Zellschwingungs- und PSI-Frequenz die Viren aktiviert hatte. Er ließ auch ihren Versuch nicht aus, mit Valdec direkt zu verhandeln.
»Wir sind offenbar immun«, endete er. »Aber eine ganze Welt liegt im Sterben. Und hier an Bord sind alle außer uns infiziert. Wir wissen nicht genau, wann die Haßseuche in ihr gefährlichstes Stadium tritt, wir wissen nur, daß wir einem konzentrierten Angriff auf die Zentrale nicht lange standhalten können. Noch können uns Farrell und die anderen Treiber unterstützen, es fragt sich nur, wie lange noch …«
Lyda sah auf die Kontrollen, die nervös zu flackern begannen.
Einige lange Sekunden drangen nichts als statische Störungen aus den Lautsprechern. Das Gesicht terGordens auf dem Monitor wirkte plötzlich eingefallen und alt.
»Habt ihr versucht, den Erreger zu isolieren, ein Gegenmittel zu finden?«
Llewellyn nickte. »Claude und die anderen haben es versucht. Sie sagen, daß einige Antibiotika die Aktivitäten des Virus sogar noch steigern. Wir haben eine Aufzeichnung angefertigt. Augenblick, ich überspiele sie auf eure Pulte.« Er tippte einen Abrufcode und befahl dem Bordcomputer die Übertragung. Ein Sensor glühte auf und zeigte die Ausführung an.
»Ihr dürft auf gar keinen Fall landen«, sagte David eindringlich. »Auf gar keinen Fall, verstehst du, Llewellyn? Wenn das geschieht, brauchen wir uns um einen weiteren Widerstand keine Gedanken mehr zu machen.« Es war deutlich zu sehen, daß es hinter seiner Stirn arbeitete. »Habt ihr es mit PSI versucht?«
»Alles aussichtslos. Wie wir von Farrell erfahren haben, bieten Treiberfähigkeiten nur die Möglichkeit, den Haß im Anfangsstadium in Grenzen zu halten. Was inzwischen geschehen ist, wissen wir nicht. Wir waren Tage bewußtlos. Vielleicht …«
David terGorden preßte die Lippen aufeinander, Wollte etwas sagen, als Lyda zu keuchen begann. Irgendwo piepte ein Kontrollaggregat.
»Die Waffensteuerung! Jemand aktiviert einen Ion-Laser …«
*
Queen Ishiya hatte den Kopf auf die Seite gelegt und lauschte konzentriert den Stimmen aus dem Lautsprecher des Visiophons. Der Bildschirm war dunkel; eine Bildkanalanzapfung wäre technisch aufwendiger gewesen und hätte viel Zeit erfordert. Um ihre Mundwinkel spielte ein angedeutetes Lächeln, als sie das Gespräch der Terranauten verfolgte. Jetzt wußten sie auch endlich, wo die anderen Treiber Unterschlupf gefunden hatten. Im Medo-Trakt! Die Worte des Riemenmannes ließen keinen anderen Schluß zu. Sie dachte an Valhala, daran, daß seine Tiefschlafkapsel offenbar mit einem Code gesichert war, und fluchte lautlos. Wenn sie die Treiber in der Medizinischen Abteilung ausschalteten, dann konnte sie niemand mehr daran hindern, die Zentrale anzugreifen und zu stürmen. Aber zuerst …
Sie drehte sich um, sah in das Gesicht Elroy Matmans, der noch immer das Werkzeug in Händen hielt, mit dem er an dem Visioanschluß gearbeitet hatte. Der zweite Wissenschaftler hockte in einer Ecke der Geschützkuppel und kämpfte mit seiner Übelkeit. Ishiya
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