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Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Anstrengungen nicht zu durchdringen vermochte. Sie rief, aber niemand antwortete ihr. Es war, als existierte der mutierte Sucher überhaupt nicht, als hätte es ihn nie gegeben. Narda fröstelte. Etwas Schreckliches war geschehen, das spürte sie ganz deutlich, etwas, dem eine größere Bedeutung zukam, als sie ahnte.
    Sie löste sich aus der PSI-Trance und trat entschlossen auf das Kommunikationspult zu.
    Nein, aufgeben würde sie ganz gewiß nicht. Sie konnten nicht fliehen. Etwas in ihr sagte ihr, daß David, Lyda und Llewellyn nur hier wieder ihr Leben zurückgewinnen konnten, nur hier, wo sie es verloren. Eine alte, längst verloren geglaubte Empfindung kehrte in ihr Innerstes zurück, ein Gefühl, das schön einmal ihr Denken bestimmt hatte, damals, als sie mit der SONNENWIND durch die Sternenräume geflogen waren auf der Suche nach einer Erinnerung …
    Entschlossen betätigte sie eine Taste, und ein Bildschirm erhellte sich. Ein ausdrucksloses Gesicht flackerte in dem Projektionsfeld auf, eine graue, schmucklose Uniform, Augen, die kalt glitzerten. Cosmoral Fay Gray, die Queen, die maßgeblich an der Zerstörung Zoes beteiligt gewesen war.
    »Es freut mich, daß Sie sich doch noch entschlossen haben, uns zu antworten«, sagte die Graue kalt. Ihr Kopf wandte sich zur Seite, und sie sagte etwas, das nicht von den Mikrofonen übertragen wurde. Kurz darauf tauchte ein zweites Bild auf dem Bildschirm auf. Graue Haare, ein hageres, scharfgeschnittenes Gesicht, Augen, deren Ausdruck undeutbar war.
    »Ich grüße Sie«, sagte der Mann mit einem dünnen und falschen Lächeln.
    »Ich grüße Sie ebenfalls, Lordoberst Max von Valdec«, antwortete Narda ruhig. Und da geschah etwas Seltsames. Sie hatte das erste Wort noch nicht ganz ausgesprochen, als ein zweiter Bildschirm sich erhellte, und aus den flimmernden Wolken in dem Projektionsfeld schälten sich die Konturen eines vertrauten Gesichts, an dem all ihre Empfindungen hingen. David terGorden. Und der blonde Treiber sprach genau die gleichen Worte wie das PSI-Mädchen, fast synchron, mit einer unmerklichen Zeitverschiebung.
     
    *
     
    David terGorden schlug die Augen auf. Blendende Helligkeit traf ihn, das Licht einer Sonne, die wie eine lodernde Fackel am Himmel stand.
    Ich bin verrückt geworden! fuhr es ihm durch den Sinn. Er schloß die Augen wieder und wagte dann einen zweiten Versuch. Die Sonne war noch immer da, strahlte grell. Jemand stöhnte. Der Laut ließ David herumfahren. Im gleichen Augenblick begann er, seine Unaufmerksamkeit zu verfluchen.
    Sein Blick fiel auf Lyda Mar und Llewellyn 709, die ihn mit der gleichen Verwirrung anstarrten wie er sie. Er sah das Entsetzen auf ihren Gesichtern, begriff erst nach einer Weile, was vor sich ging.
    Er sank in den Boden ein.
    Er legte das Kinn auf die Brust, suchte seine Füße, seine Beine. Bis zu den Oberschenkeln steckte er bereits in einem sandartigen, mit seltsamem Gras bedeckten Boden, und er konnte deutlich erkennen, daß er immer tiefer sank. Aber er spürte nichts.
    »David!« rief Llewellyn, und die Stimme des Riemenmannes klang seltsam. Er sprang hoch, raste auf den Erben der Macht zu, streckte seine Hand aus. David beugte sich nach vorn, um die sich ihm entgegenstreckende Hand zu ergreifen.
    Davids Hand glitt durch die Llewellyns hindurch.
    »Das gibt’s doch nicht!« entfuhr es Llewellyn unwillkürlich, und er hatte diese Worte kaum ausgesprochen, als auch er begann, in den Boden einzusinken. Lyda setzte sich in Bewegung, näherte sich ihnen, und ihre Bewegungen waren seltsam weich und schwebend.
    Jetzt endlich begann David zu begreifen.
    Er konzentrierte sich, sagte sich immer wieder, daß es nur eines einzigen Impulses bedurfte, um seinen Körper aus der Umklammerung des Grassandes zu lösen. Als er die Augen wieder öffnete, schwebten seine Fußsohlen einen knappen Zentimeter über dem vertrocknet und verdörrt wirkenden Gras. Llewellyn keuchte.
    »Unsere Raumanzüge!« Lyda Mar wich unwillkürlich einige Schritte zurück, als sie sich der Viren in ihrem Blut erinnerte. Sie trugen schlichte dunkelblaue Kombinationen aus einem leichten Stoff – und das war alles. Nichts deutete darauf hin, daß sie jemals Raumanzüge getragen hatten.
    »Es hat keinen Sinn mehr, dich jetzt noch von uns fernzuhalten, Lyda«, sagte David gezwungen ruhig. »Wenn ich mich hier anstecken kann, dann ist es bereits geschehen. Aber ich glaube, da besteht keine Gefahr.« Ein Gedankenimpuls, und sein Körper drehte sich.

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