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Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Sie befanden sich am Fuß eines gewaltigen Gebirges, das an die viertausend Meter in die Höhe ragen mochte. Vor ihnen erstreckte sich eine savannenähnliche Landschaft, die vielleicht einmal fruchtbarere, bessere Tage gesehen hatte. Skurrile Gebilde bildeten seltsame Formen, vielleicht Bäume, die unter einer immensen Hitze verdorrt waren. So wie das Gras, das den Boden bedeckte, gelbbraune Halme, kaum fünf Zentimeter hoch. David legte den Kopf in den Nacken. Über den bleiernen Himmel zogen dunkle Wolken. Nur dort, wo die Sonne sich anschickte, hinter dem Horizont zu versinken – im Westen? –, waren keine düsteren Schatten zu erkennen. Die Sonne allein war beeindruckend genug. Sie glich einem gefräßigen, lodernden Ungeheuer, hatte bestimmt den zwanzigfachen scheinbaren Durchmesser wie Sol. Deutlich waren riesige Protuberanzen zu erkennen, die leckenden Zungen gleich von dem roten Zyklopenauge ausgingen. Die Hitze, die sie ausstrahlte, mußte mörderisch sein, und doch stand nicht einmal Schweiß auf seiner Stirn. Nach seinem Empfinden konnte die Temperatur kaum mehr als zwanzig Grad betragen. Und die Luft, die er atmete, schmeckte nicht viel anders als die aus den Tanks eines Raumanzugs.
    »Illusion?« vermutete der Riemenmann und schwebte an die Seite Davids. Der Erbe der Macht zuckte mit den Achseln. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich glaube, es hat etwas mit der Veränderung des Schwarzen Lochs durch den Kaiserkraftausbruch zu tun. Unsere Empfindungen sind noch immer die, als steckten wir noch an Bord der BERLIN in den Raumanzügen. Nur unsere Augen …«
    »Du glaubst, wir befinden uns nicht wirklich auf dieser Welt?« erkundigte sich Lyda, die jetzt ihre Besorgnis abgelegt hatte und näher schwebte.
    Er nickte. »Genau das. Der Riß zwischen den beiden Welträumen, das, was daraus hervorgedrungen ist, hat einen Teil von uns durch den Raum geschleudert. Dies hier ist zweifellos keine Illusion, sondern eine wirklich vorhandene, materielle Welt. Aber wir sind kein Bestandteil dieser Welt. Versteht ihr?«
    Llewellyn nickte langsam. »Aber warum?«
    Wieder zuckte David mit den Achseln. »Ich weiß es nicht.« Eine Erinnerung stieg in ihm empor. Erst der grüne Kristall an Bord der BERLIN, das Liarra, jene kondensierte Energie aus Weltraum II, die er schon auf einer anderen Erde kennengelernt hatte, in der Semi-Realität, in der ein verrückter, greiser Mac von Valdec über ein zerbrochenes Sternenreich geherrscht hatte. Die Liarra und die Entroper. War er erneut in eine solche Semi-Realität verschlagen worden? Der Gedanke beängstigte ihn, und er dachte an den Mann ohne Gesicht, der sich schließlich als Scanner Cloud herausgestellt hatte und ohne dessen Hilfe sie nie die Rückkehr aus der Semi-Realität geschafft hätten. Nein, hier mußte der Fall anders liegen. Ein Anhaltspunkt dafür war die Tatsache, daß sie diese Welt nicht spüren konnten. Keine Hitze, keine Schwerkraft, nichts. Sie waren nur Schatten ihrer selbst.
    »Wir müssen so schnell wie möglich zurück«, sagte Lyda unruhig. »Nur ich bin in der Lage, mit dem Sucher-Bewußtsein zu kommunizieren. Und erinnert euch daran, daß die Gardenflotte bereits im Anflug war. Wir müssen zurück! Ich bin mir nicht sicher, ob der Sucher die schwere Aufgabe allein erfüllen kann.«
    »Ich frage mich«, sagte der Riemenmann leise, »was aus unseren Körpern an Bord der BERLIN geworden ist.« Dann schüttelte er diesen Gedanken von sich ab, ergriff die Hände Davids und Lydas und konzentrierte sich.
    Eine halbe Sekunde später wußten sie, daß noch andere Veränderungen mit ihnen vorgegangen waren.
    »Unsere PSI-Sinne, wir …« Lyda schluckte. »Sie sind anders.«
    David atmete schwer. Ihre PSI-Fähigkeiten hatten sich gewandelt, so daß sie kaum noch in der Lage waren, sich gegenseitig telepathisch zu verständigen. Sie waren nicht schwächer geworden, nur … anders. Eins jedoch war sicher: Ihre psionischen Sinne waren nicht das geeignete Mittel, diese Welt zu verlassen und zur BERLIN zurückzukehren. Sie saßen fest.
    Die Dunkelheit kam schnell, fast ohne Übergang. Kaum war der gewaltige rote Ball hinter dem Horizont versunken, blinkten Sterne am Himmel, dort, wo keine schwarzen, düsteren Wolken die Sicht versperrten. Langsam schwebten sie in die Savanne hinaus. Sie wußten weder, wohin sie sich wenden sollten, noch, wie lange sie auf dieser Welt bleiben mußten. David befürchtete, daß möglicherweise kein Weg zur BERLIN zurückführte, aber er

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