Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst

Titel: Die Terranauten 048 - Narda und der Lordoberst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
eigenen Tod unmittelbar darauf herbeiführen. Zu spät.
    Irgendwo unter ihnen dröhnte ein überlastetes Aggregat, und Ishiya zögerte nicht länger. Mit einer fließenden Bewegung hob sie die Waffe, zielte – und genau in diesem Augenblick knickten ihre Knie ein. Ein nebelhafter Schleier legte sich vor ihre Augen. Visionen entstanden, furchtbare Gesichter, die sie böse anlächelten. Sie feuerte blindlings, hörte, wie eine Gerätekonsole krachend zerbarst, spürte die Hitze der Flammenzunge auf ihrer Haut.
    »Es ist soweit«, sagte eine klare Stimme, und sie öffnete wieder die Augen. Kälte hüllte sie ein, und als sie sich zur Seite drehte, berührten ihre Hände eisigen Schnee. In der Ferne sah sie huschende Bewegungen von Gestalten, die wie nicht fertig ausgebildete Schneemänner wirkten.
    Quostan, dachte sie. Die Eisteufel von Quostan, und die Stimme …
    »Ich habe lange auf die Rache gewartet«, fuhr die Stimme fort, und die Queen drehte den Kopf zur anderen Seite. Valhala 13 stand neben ihr. »Viel zu lange. Ich werde dich töten, Queen. Langsam, so daß du das Ende genießen kannst, so, wie du es verdienst.«
    Er trat näher an sie heran, und eine furchtbare Angst wallte in ihr hoch.
    »Valhala, ich …«
    »Schweig!« Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Lange genug hast du mich gequält. Ich bin ein Mensch! Hörst du? Auch wenn ihr mich zu einem Monster gemacht habt. Unter meinen Riemen steckt ein Mensch mit Gefühlen und Bedürfnissen, die nie mehr erfüllt werden können. Ich bin ein Kastrat! Und ihr habt mich dazu gemacht!«
    Undeutlich konnte sie erkennen, wie er die Augen schloß, sich konzentrierte.
    Etwas preßte ihr Herz zusammen.
    Sie wollte schreien, doch kein Laut verließ ihre Lippen. Dunkelheit legte sich vor ihre Augen.
    Und dann …
    … feuerte sie die Waffe erneut ab. Der grelle Strahl fraß eine glühende, knisternde Furche in die transparente Stahlprotopkuppel des Treiberschiffes. Eine unsichtbare Kraft zerrte an ihrem Arm, schleuderte die Waffe fort, bevor sie noch einmal feuern konnte. Schwer atmend blieb sie am Boden liegen, dachte daran, daß die transparente Kuppel durch den Energieschock ebensogut hätte zerbersten können. Sie hatten Glück gehabt.
    Jemand half ihr in die Höhe, und als sie den Schwindelanfall überwunden hatte, erkannte sie eine goldene Gestalt.
    »Valhala …«
    »Es ist vorbei«, kam es gequält über seine Lippen. Seine Verzweiflung war unüberhörbar.
    »Du konntest selbst in der Haß-Vision deine Mentalblockade nicht überwinden, nicht wahr?« höhnte Ishiya. Sie war in Sicherheit. In Sicherheit! »Du hast es versucht und dich damit fast selbst umgebracht.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Und Valhala antwortete auch nicht. Eine Bewegung am Rand ihres Gesichtsfeldes.
    »Valhala!«
    Claude Farrell, einer der vier Treiber, war aus seiner Starre erwacht, hatte eine Waffe erhoben und zielte auf den Goldenen. Ein blendender Funke löste sich aus dem Lauf, raste auf den Riemenmann zu – und zerstob dicht vor ihm an einer nicht sichtbaren Barriere.
    Der Treiber wurde sofort darauf angehoben, fiel dann schwer auf den Boden und blieb liegen, ohne sich noch einmal zu rühren. Valhala keuchte, schritt ein wenig taumelnd zu seinem Sessel zurück und ließ sich schwer atmend in die Polster sinken. Er konzentrierte sich wieder auf das Raumschiff. Die Mistel in der Schale mit Nährlösung leuchtete auf.
    »Wir sind vom Kurs abgetrieben«, kam es undeutlich von seinen Lippen. »Sehr weit. Das kostet uns einen Tag.«
    »Wenn du versuchst, mich zu hintergehen …«, sagte Ishiya langsam und kniff die Augen zusammen. Noch immer waren Haß in ihr, die Lust auf Zerstörung, ein kaum zu bezähmender Drang, ihren Aggressionen freien Lauf zu lassen. Sie ahnte, daß die Haßschwelle in ihrem Denken immer niedriger wurde, auch ohne die fast selbstmörderischen Visionen. Deutlich erinnerte sie sich an den letzten Gardisten, der sich in einer solchen Vision selbst getötet hatte. Das durfte ihr nicht passieren!
    »Einen Tag«, wiederholte Valhala und versank wieder in der Konzentration. Er machte nicht einmal den Versuch, auf ihren Vorwurf einzugehen.
    Das Serum! schrien die Gedanken der Queen. Wenn ich es nicht bald erhalte, ist es zu spät. Und wenn Valdec der Falle der Terranauten zum Opfer fällt, werde ich es überhaupt nicht erhalten.
    Die farbigen Blasen auf den Außenbildschirmen verschwanden. Nur noch graues Wallen. Die GARIBALDI setzte ihren Flug fort. Ishiya

Weitere Kostenlose Bücher