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Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Die Terranauten 051 - Welt im Chaos

Titel: Die Terranauten 051 - Welt im Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conrad C. Steiner
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Kopf und starrte David terGorden an, der direkt vor ihm auf dem Boden saß. Das Gesicht des Arkaniers war mager bis zur Unterernährung. Sein flackernder Blick deutete an, daß er von selbstauferlegten Leiden gequält wurde.
    »Das Nichts, das die Urmutter allen Seins ist«, sagte der Vermummte plötzlich mit hohler Grabesstimme, »verlangt nach seinen Kindern. Lange Zeit ist die fromme Arbeit der Gläubigen durch die Abtrünnigen behindert worden, die Saryfa verlassen und ihre Pflichten sträflich vernachlässigt haben. Nun, da die Natur gezeigt hat, wie es all jenen ergeht, die vom rechten Glauben abfallen, kann uns nichts mehr daran hindern, zur Erfüllung der Prophezeiungen beizutragen. Es wird keine Nachsicht mehr geübt.«
    Die Gefangenen schwiegen. David verstand kein Wort. Er wußte aber, daß der Mann vor ihnen gefährlich war.
    Die Hand des Arkaniers zuckte vor. Ein magerer Finger zeigte auf David und die anderen.
    »Ihr, die ihr es vorgezogen habt, Saryfa zu verlassen und an anderen Orten zu siedeln, um dem Glauben nicht mehr Untertan sein zu müssen, seid schuld daran, daß die Gläubigen Generationen brauchten, um die Arbeit zu vollenden, die zu vollbringen sie sich einst hier niederließen. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Wir sind der Erfüllung unseres großen Plans endlich nahegekommen, aber um die Schande zu tilgen, die ihr über uns Aufrechte gebracht habt, ist es unerläßlich, ein Exempel zu statuieren. Ihr, die ihr euch geweigert habt, an der großen Aufgabe mitzuarbeiten, werdet hiermit zu Opfern erklärt!«
    Die Vermummten klatschten fanatisch Beifall.
    »Oh, nein«, entfuhr es Marcel d’Guinne. »Da unterliegt Ihr einem großen Irrtum, Meister! Wir haben uns niemals …«
    »Ich unterliege einem Irrtum?« kreischte der Vermummte ungläubig. Seine Glaubensgenossen stimmten ein entsetztes Gemurmel an. »Du bezichtigst den Großen Bolko der Fehlbarkeit, du Wurm?«
    »Aber nicht doch, Eure Exzellenz«, sagte d’Guinne hastig. »Es ist nur so, daß … äh … Unsere Vorfahren, jene schändlichen Subjekte … Sie haben uns eben nie darüber aufgeklärt, welches unsere Pflichten sind, und …«
    »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!« heulte der Große Bolko und schlug d’Guinne mit seinem langen Knüppel auf den Kopf. Die Vermummten drängten sich um die Gefangenen und rissen sie hoch. David erhielt einen Stoß in die Rippen und fiel gegen Hrassan Chalid, der erst in diesem Augenblick aus seiner Starre zu erwachen schien. Man führte sie hinaus und brachte sie ans Tageslicht.
    Die Wetterlage hatte sich erneut geändert. Vom Meer her wehte ein scharfer Wind, und die Luft war so kalt, daß die Gefangenen kaum zu atmen wagten. Einige Dutzend Arkanier hatten sich draußen versammelt, erzeugten einen Höllenlärm und spuckten die vermeintlichen Renegaten an.
    »Was hat dieser Schwachsinn zu bedeuten?« fragte David wütend, nachdem man ihn wieder mit d’Guinne zusammengekettet hatte.
    »Was meinst du konkret?« fragte d’Guinne und wich geschickt einem pickligen Sektierer aus, der Anstalten machte, ihm an die Gurgel zu fahren. »Mein Geschwätz oder das des Oberpfaffen?«
    »Beides«, erwiderte David und suchte hinter einem breitschultrigen Bewacher Schutz, da man es jetzt offenbar auch auf ihn abgesehen hatte. Das Fußvolk der Mönche schien zu rasen. Jetzt, wo man ihnen die vermeintlichen Sündenböcke endlich vorführte, legten sie jegliche Zurückhaltung und Frömmigkeit ab. Glücklicherweise bildeten die Bewacher einen undurchdringlichen Kreis um die Gefangenen; das konnte nur bedeuten, daß der Große Bolko jetzt noch kein Interesse an ihrem Tod hatte.
    Als der Zug der Gefangenen sich aufgrund heftiger Knüppelschläge in Bewegung setzte und die schäumenden Vermummten mit geballten Fäusten zurückblieben, versuchte d’Guinne, David klarzumachen, nach welchem System hier überhaupt gespielt wurde.
    »Wie ich schon sagte«, flüsterte er, »halten die Arkanier ihren Lebensbereich für den Nabel der Welt. Sie sind der festen Überzeugung, daß die Kolonisation der anderen Kontinente Rorquals von Saryfa ausgegangen ist und von den Leuten bewerkstelligt wurde, die es unter ihrer strengen Knute nicht mehr aushielten. Obwohl es derlei Renegaten natürlich gegeben hat, ist der Rest dieser Theorie absoluter Quatsch. Die Mönche haben diesen Unfug jedoch zum Dogma erhoben, und folglich sind alle anderen Bewohner Rorquals die Nachfahren von Abweichlern oder Ketzern. Hat man die

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