Die Terranauten 054 - Der Sturz des Lordoberst
aufgefangen zu haben.
»Im Doppelturm?« fragte Chan de Nouille knapp, die Nardas Worte mit angehört hatte.
Llewellyn nickte.
Die Große Graue beugte sich über das Mikrofon des Schwebers. »Einsatzleiter an alle«, sagte sie hart. »Valdec befindet sich noch in der Kaiser-Zentrale. Der Angriff beginnt. Jeder Widerstand ist niederzukämpfen. Kapitulanten werden verhaftet und zum Verhör in die vorbereiteten Stationen geschafft. Ansonsten gilt Plan Dämmerung.«
Der Schweber wurde langsamer, als der Doppelturm im Zentrum Berlins immer größer wurde.
An einigen Stellen wies das blaue Protopmaterial geschwärzte Flecken auf. Wie die Blitze eines Trockengewitters erglühten überall Laserstrahlen. Die Kaiser-Grauen hatten die automatischen Defensiv-Systeme der Zentrale aktiviert, und die Lunaport-Gardisten rückten nur langsam vor.
Der Schweber stoppte in der unmittelbaren Nähe einiger Geschützplattformen.
Chan de Nouille gab einen unverständlichen Befehl, und kurz darauf übertrugen die Außenmikrofone des Fahrzeugs ein tiefes, durchdringendes Brummen.
»Großstunner«, erklärte die Große Graue.
Llewellyn nickte nur. Zwar waren wahrscheinlich Teile der Zentrale auch gegen die Wirkung der leistungsfähigen Stunner geschützt, doch dies galt vermutlich kaum für die große Masse der Verteidiger.
Nach wenigen Minuten ließ der Widerstand deutlich nach. Die ersten Teams begannen, in den Doppelturm einzudringen.
Mikrokameras wurden in das Gebäude eingeschleust, wiesen den vorrückenden Truppen den Weg und warnten sie vor Fallen oder Widerstandsnestern. Die gesamte Aktion wurde von Chan de Nouilles Stab an Bord des Ringos in Zusammenarbeit mit dem Rechnerverbund von Lunaport gelenkt.
Nach und nach wurden die Kaiser-Grauen aufgerieben.
»Es wird Zeit«, erklärte Chan de Nouille. »Empfangen Sie nach wie vor Valdecs Gehirnwellenmuster?«
»Unverändert«, bestätigte Llewellyn 709. »Allerdings scheinen sich Graue Treiber in seiner Nähe zu befinden.«
»Das ist Ihr Problem«, versetzte die Große Graue gelassen.
Gemeinsam verließen sie den Schweber. Sofort waren sie von mehreren Teams Gardisten umringt, die offenbar zu Chan de Nouilles Leibwache gehörten.
Über geschwärzten Beton, verkohlten Rasen und die Trümmer mehrerer Gleiter hasteten sie auf den Doppelturm zu. Je näher sie kamen, desto stärker wurde Llewellyn das Ausmaß der Zerstörung bewußt. Die Garden kämpften kompromißlos. Wer sich wehrte, wurde nicht geschont.
Sie erreichten das Hauptportal. Ein Laserschuß hatte einen Teil der Glasverkleidung zerschmolzen. Splitter und zu bizarren Formen erstarrte Schlacke bedeckten den Boden der weitläufigen Halle. Hier und da lag eine reglose Gestalt. An den Wänden und in der Decke gähnten geschwärzte Löcher; dort mußten sich die Abwehrsysteme befunden haben.
»Valdec befindet sich ganz oben auf der Spitze des Turms«, erklärte einer der Grauen nach einem Blick auf einen tragbaren Multimonitor. »Sämtliche Fluchtwege sind blockiert.«
»Ausgezeichnet«, nickte Chan de Nouille.
Die Expreßaufzüge funktionierten nicht mehr. Schnell waren einige Schwebscheiben organisiert, mit denen die Grauen und die Terranauten die Treppenaufgänge hinaufschwebten.
Auf halbem Wege durchlief eine heftige Erschütterung das Gebäude; Risse zeigten sich im Protop, und irgendwo ertönte das Gepolter einstürzender Mauern.
Das Raunen von Valdecs Gehirnwellenmuster wurde immer deutlicher - genau wie die störenden Impulse der Grauen Treiber.
Endlich hatten sie die oberste Etage erreicht.
In dem breiten Korridor, dessen Echtteppichbelag breite Brandlöcher aufwies, wurden sie von mehreren Teams Gardisten in Empfang genommen.
Einer von ihnen, ein breitschultriger, untersetzter Hauptmann mit einer notdürftig verbundenen Armwunde, deutete auf das breite Stahlschott am Ende des Ganges.
»Sie haben sich in Valdecs Privatgemächern verbarrikadiert«, erläuterte der Hauptmann sachlich. »Eine Echolotung hat ergeben, daß es sich um zwölf Personen handeln muß – Valdec eingeschlossen. Die Aufforderung, sich zu ergeben, wurde ignoriert.«
Chan de Nouille dachte nach.
»Graue Treiber befinden sich in Valdecs Nähe«, sagte sie. »Wir sollten sie vielleicht mit den Sarym-Projektoren …«
»Wir haben das schon versucht«, bemerkte der Hauptmann und deutete auf ein Gewirr zerschmolzener Metallteile. »Doch offenbar sorgt irgendein Mechanismus dafür, daß die Projektoren zerstört werden.«
Die Große
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