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Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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nochmals nach einem Schacht, der weiter aufwärts führte, Umschau zu halten; die Drachenhexe dagegen war noch nahebei und sprang sofort mit einem langen Satz zu der Öffnung. Sie sah den Coleopter harmlos nach unten wieseln. Bo Nilsson jedoch war soeben im Abstürzen begriffen, Mund und Augen weit aufgerissen.
    Noch in derselben Sekunde griff Nayala telekinetisch ein und fing Nilssons Sturz mit unsichtbaren Fäusten auf. Sie ließ ihn heraufschweben und setzte ihn nicht allzu sanft ab. Der Terranaut atmete schwer, und seine verquollenen Augen drohten sich zu verdrehen. »Ich … Ich kann nicht mehr«, röchelte er kraftlos. »Es geht nicht mehr. Laßt mich zurück. Rettet euch …!«
    »Was soll das heißen, du kannst nicht mehr?« meinte Nayala streng. »Deine Arbeit fängt jetzt erst an.« Sie blickte hinüber zu Thorna und sah sie den Kopf schütteln. »Anscheinend gibt’s hier im näheren Umkreis keinen weiteren Schacht. Also nimm deinen Laser zur Hand.« Sie deutete mit dem Zeigefinger an die leicht gewölbte Decke über ihren Köpfen.
    Nilsson stierte der Drachenhexe verdattert ins Gesicht. »Ich … Ich …« Endlich legte er sein Geständnis telepathisch ab. Ich habe noch nie mit so einem Ding geschossen.
    »Alle Winde«, stöhnte Nayala auf. Dann erweise uns heute ausnahmsweise den Gefallen, antwortete sie auf psionischem Wege. Nilsson nickte. Umständlich erhob er sich und zückte den Laser mit linkischen Bewegungen. Unbeholfen richtete er die Waffe direkt über seinem Kopf gegen die Decke. »Doch nicht so«, rief Nayala verzweifelt. »So muß dir ja die Schmelzmasse auf den Schädel tropfen. Du mußt schräg zielen.«
    »Ich wollte nur prüfen, wie er in der Hand liegt«, behauptete Bo Nilsson. Er legte schräg an und jagte eine blutrote Strahlbahn in das eintönig graue Material der Decke. Dessen Widerstandsfähigkeit gegen hohe Temperaturen war nicht sehr groß. Es verpuffte nahezu. Binnen weniger Minuten gelang es dem jungen Terranauten, ein unregelmäßiges Loch von ungefähr zwei Metern Durchmesser hineinzubrennen. Die Ränder strahlten beträchtliche Hitze aus, und Nayala mußte genau aufpassen, als sie Thorna psychokinetisch in die nächste Etage beförderte. Nilsson setzte diesmal das eigene PSI-Potential ein und brachte sich mit einem telekinetisch ergänzten Hochsprung hinauf. Nayala tat als letzte das gleiche.
    Kaum war das Trio wieder vollzählig, fanden sich unten – im soeben von den drei Menschen verlassenen Gang – die ersten Coleoptere ein. Erstmals vernahm man von ihnen äußerst schrille Zirplaute, die zweifelsfrei teilweise in den Ultraschallbereich übergingen.
    »Dort hinten ist wieder ein Schacht«, rief Bo Nilsson regelrecht erleichtert. Die Tatsache, daß er am Umgang mit der Waffe wenig Spaß hatte, weckte in Nayala zum erstenmal in gewissem Umfang Sympathie für ihn.
    Eine Anzahl Coleoptere kam ihnen entgegen, ehe sie den Schacht erreichten, aber sie zeigten keinerlei Neigung zu irgendwelchen Feindseligkeiten. Sie umringten das Loch im Boden, das an den Rändern noch glühte, achteten dabei aber darauf, sich nicht die Füße oder die Fühler zu versengen. Nach kurzer Begutachtung des Schadens machten sie wie auf Verabredung an der Stelle kehrt, wo jeder von ihnen stand; dann begannen sie, ein weißliches Sekret aus irgendeiner Hinterleibsdrüse zu verspritzen und damit die Glut zu löschen. Weißgrauer Dampf stieg auf, während ihre Ausscheidung verzischte.
    Unterdessen stieg das Trio im nächsten Schacht eilends empor. Diesmal erschreckte kein Coleopter Bo Nilsson, und alle drei betraten wohlbehalten den nächsthöheren Gang. Dort sichteten sie erneut einen Schacht, und nochmals einen auf der Ebene darüber; auch auf die folgende Etage gelangten sie unbehelligt.
    »Ich habe eine Theorie entwickelt«, gab Bo Nilsson unvermittelt bekannt, während sie nach einem weiteren Schacht suchten. »Sie beruht auf der Prämisse, daß dieses Raumschiff von diesem Käfervolk erbaut worden ist. Nehmen wir nun einmal an, es ist irgendwann während eines Flugs durch die unendlichen Weiten des Alls in diese Raumfalle geraten. Seine Besatzung konnte sich – im Gegensatz zu anderen hier gestrandeten Raumfahrern – über Generationen hinweg fortpflanzen, vermutlich aus zweierlei Gründen: erstens der insektentypischen zahlenmäßig starken Nachkommenschaft, zweitens aufgrund des glücklichen Umstands, daß sich an Bord irgendwelches genießbares Getier befand, vielleicht ihr Frischfutter.

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