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Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual

Titel: Die Terranauten 058 - Das Herz von Rorqual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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vergleichbar, schwoll das Geräusch rasch an, schien sich in heftigen Donner verwandeln zu wollen, enthüllte dann über den Köpfen des Trios schließlich seinen wahren Charakter: das Stapfen und Stampfen ungezählter plumper Füße. Es zog mit einem Rumpeln weiter, das einer Brandung im Verebben ähnelte.
    »Das war, eine ihrer Viehherden«, verkündete Bo in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Gleich haben wir’s geschafft.« Er hob den Laser, um die Hülle durchzuschmelzen.
    Doch diesmal ergaben sich Schwierigkeiten. Die Rumpfbeschichtung, die aus einer unbekannten Legierung bestand, besaß eine wesentlich höhere Hitzebeständigkeit als das im Innern des Raumers verwendete Material. Nach einer Viertelstunde Dauerfeuer hatte sich in dem Hohlraum fürchterliche Hitze ausgebreitet. Die Luft flimmerte. Schweiß rann den dreien in Strömen über den ganzen Körper und durchtränkte ihre Kleidung. Der weißglühende Fleck im Rumpf schien sich mit unerträglicher Langsamkeit auszudehnen. Wie lange noch? erkundigte sich Nayala telepathisch, um Thorna nicht zu beunruhigen.
    Kann sich bloß um Minuten handeln, erwiderte Bo Nilsson wenig konkret. Ich hoffe, die Energiekammer des Lasers hat genug Ladung, sonst war alles vergeblich.
    Nayala del Drago schickte telepathische Schwingungen aus, um Sufnor zu lokalisieren. Sie ermittelte das simple, aber verschmitzte Ego des halbintelligenten Flugdrachen noch an der Stelle, wo sie ihn zurückgelassen hatten, nämlich am Hauptschott des Diskusraumschiffs. Rund siebenhundert Meter trennten sie voneinander. Der Drache befand sich in gelangweilter, halb schläfriger Stimmung und beschäftigte sich nebenher mit der Frage, wie diese dicken Käfer, die da so zahlreich umherwimmelten, wohl schmecken mochten. Doch offenbar war es bisher, zu keinen Zwischenfällen gekommen. Sufnor verfügte über keinerlei PSI-Potential, aber mit ihren bedeutenden psionischen Kapazitäten war Nayala dazu imstande, ihm telepathische Anweisungen in seinen schlichten Geist zu projizieren, unaufdringliche Einflüsterungen, die dem Drachen das Gefühl bereiteten, geheime Wünsche seiner Herrin zu ahnen. Sufnor, wisperte ihre körperlose Stimme. Steig auf, Sufnor. Steig auf. Sie spürte, wieder Drache seine halb herabgesunkenen Lider ruckartig emporrutschen ließ. Steig auf, Sufnor. Wo du Glut siehst, dorthin. Mit einem Krächzen entfaltete Sufnor seine weiten, ledrigen Schwingen und stieß sich ab.
    Im selben Moment spritzten glutheiße, zerlaufene Metallklümpchen in den Hohlraum herab, und eine erste Lücke war geschaffen. Nilsson wischte sich mit einem Aufstöhnen den Schweiß von der Stirn. »Puuuh!«
    »Weiter, weiter«, drängte Nayala. »Sufnor ist schon unterwegs.«
    Nilsson zerschmolz die Ränder des entstandenen Durchschusses und erweiterte auf diese Weise die Öffnung. Doch gleich darauf erlosch der Fokuskristall der Laserpistole mit einem letzten, düsteren Flackern. Der Terranaut fluchte und warf die Waffe achtlos fort. »Die Energiekammer ist leer«, informierte er seine beiden Begleiterinnen. »Was sollen wir jetzt tun?«
    Aus dem Gang unter den Füßen der drei Menschen ertönte das eilige Gescharre von Insektenfüßen. Während sie überlegte, schlenderte Nayala zu dem Loch, durch das sie vor einer Weile gestiegen waren, und sah, wie drunten etliche Coleoptere mit akrobatischer Geschicklichkeit eine Pyramide bildeten, um die Glut von unten mit dem eigenen Sekret zu ersticken. Offenbar kannten sie auch keinen ordnungsgemäßen Zugang in diesen Hohlraum. Nayala stutzte und hob ihren Blick zum Durchschuß im Rumpf. Das Loch war gerade so groß, daß ein Mensch hindurchpaßte; aber erst einmal mußte das Metall abkühlen, und darüber mochte eine Menge Zeit vergehen – es sei denn … »Wir warten, bis die Coleoptere die Hitze von außen bekämpft haben«, beantwortete die Drachenhexe Nilssons Frage mit einiger Verspätung. »Dann können wir endlich hinaus.«
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Bald darauf fing es über ihren Häuptern an zu zischen und zu dampfen. Die grellweiße Glut verfärbte sich zu dunklem Rot, und in dem engen, verwinkelten Hohlraum sank die Temperatur allmählich auf ein erträglicheres Maß ab. Die Coleoptere in der unteren Etage beendeten ihre Arbeit schneller, aber draußen auf dem Rumpf hatte sich wohl eine größere Anzahl engagieren können, weil die Platzverhältnisse nicht so beengt waren, und infolgedessen erlosch die Glut oben nur ein paar Minuten

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