Die Terranauten 064 - Planetensterben
schafften es!
Die Superloge übermittelte ihnen weiterhin, was von außen sichtbar wurde.
Sekundenlang verdunkelte sich die namenlose Sonne von Rorqual, die beinahe ein Opfer von Oxyd geworden wäre. Finsternis warf einen schwarzen Mantel über die Welt. In diesen Mantel fraß sich ein glühendes Loch, das sich rasch ausbreitete.
Die Ränder wirkten fransig, während im Innern, im Zentrum des Lochs, das Licht von ungezählten Sternen schimmerte: Weltraum I!
Dieses Bild nahmen die Veränderten von Oxyd mit sich, als sie gemeinsam mit ihrer unbeschreiblichen Welt verschwanden.
Der Kontakt mit der Superloge auf Rorqual riß ab.
Und dann waren da nur noch Vergessen und Nichts!
»Wir haben zu uns selbst zurückgefunden und eine neue Phase der Anpassung mitgemacht«, murmelte Quendolain vor sich hin. »Die Geschichte von Oxyd ist leider noch nicht beendet. Sie hat eine Fortsetzung erfahren.
Leider? Wie kann ich das sagen, denn ansonsten wären wir unweigerlich tot. Aber dann wäre Oxyd keine Gefahr mehr. Wir mußten uns erneut anpassen, weil auch Oxyd anders geworden ist. Damit ist seine Unberechenbarkeit gewachsen.«
Sie sah sich um. »Es wird Zeit, daß wir uns um die Ortsbestimmung kümmern.«
Quendolain erinnerte sich an noch etwas: Sie war die Führerin der Veränderten gewesen. Irgendwie kam ihr dieser Gedanke fremd vor. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, daß sie einmal eine Queen der Grauen Garden gewesen war.
Sie schickte Daktar einen Blick. Er hatte sie beobachtet.
Kaum merklich nickte er ihr zu. Auch Daktar war ein Führer gewesen, ehe sich ehemalige Gardisten und die Treiber und Terranauten zusammengeschlossen hatten.
Denn die Veränderten von Oxyd rekrutierten sich zum großen Teil aus ehemaligen Kerkerhäftlingen, Treibern, deren Gehirne man noch nicht operiert hatte, um ihnen ihre PSI-Fähigkeiten zu nehmen.
Daktar und Quendolain würden zusammenhalten. Daktar würde seine Partnerin in der Führung der Veränderten unterstützen.
Doch Quendolain wollte sich nicht einfach wie früher zur Befehlshaberin machen. Es war wichtig für sie, im Auftrag aller zu handeln.
»Hört her!« rief sie über die Köpfe der Versammelten hinweg.
Alle blickten in ihre Richtung. Die Gespräche verstummten. Eigentlich hatten sie nur noch auf das Ende der Pause gewartet.
»Wir brauchen neue Erkenntnisse. Es nutzt uns wenig, wenn wir hier ein neues Leben beginnen, das bald enden kann, falls Oxyd mit einem Stern kollidiert. Deshalb müssen wir uns informieren. Tun wir es wie gewohnt, indem wir uns zu einer Superloge zusammenschließen! Aber jede Loge braucht ihren Meister. Vorher war ich es. Hiermit möchte ich wissen, ob ich diese Rolle weiterspielen soll oder ob ihr einen neuen Logenmeister wählen wollt.«
Schweigen antwortete ihr. Sie schickte einen hilfeheischenden Blick zu Daktar. Er lächelte nur aufmunternd.
»Abstimmung!« sagte Quendolain knapp. »Wer hätte einen Kandidatenvorschlag?«
Sie tasteten sich gegenseitig mit den Blicken ab. Keiner wagte es, in die Gedanken des anderen einzudringen.
Quendolain fuhr fort: »Wer ist gegen mich?«
Noch immer keine Meldung. Gegenseitiges Belauern, als hätte jeder Angst vor der Entscheidung.
»Wer ist für mich?«
Ausnahmslos hoben sich die Arme. Nur einer nicht: Daktar! Doch niemand nahm daran Anstoß. Sie hatten längst begriffen, wie es um die beiden stand. Daktar brauchte nicht zusätzlich seine Verbundenheit mit Quendolain zu bekunden.
Als sie ihre Arme wieder sinken ließen, meldete sich Centurio Claudette zu Wort: »Wie könnten wir uns eine bessere Queen wünschen? Sie hat uns mit ihrer Psychologie gelehrt, den neuen Oxyd zu begreifen und zu uns selbst zurückzufinden, ehe wir dem Wahnsinn anheimfielen. Ihr verdanken wir unser Leben und unseren gesunden Verstand.«
Allgemeiner Jubel brach aus.
Quendolain war peinlich berührt. Sie mußte sich mühsam beherrschen. Sie war keine Queen mehr und wollte keine mehr sein. Sie würde ihre Führungsrolle auch nicht wie eine Queen wahrnehmen, sondern in Partnerschaft mit allen.
Sie wollte bestenfalls eine Koordinatorin sein, weit entfernt von der Rolle einer Befehlshaberin.
Daktar streichelte ihre Schultern und sah ihr in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick und ließ ihn an ihren Gedanken teilhaben.
»Ich sollte einen Termin festlegen, Daktar, wann wir mit der Logenarbeit beginnen.«
»Warum wartest du nicht damit?«
»Was sollten wir zuerst tun?«
»Vielleicht ein neues Zuhause finden? Oder
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