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Die Terranauten 064 - Planetensterben

Die Terranauten 064 - Planetensterben

Titel: Die Terranauten 064 - Planetensterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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Wahrnehmungsvermögens? Selbsttäuschung?«
    »Die wahrgenommene Wirklichkeit ist immer nur Täuschung!« belehrte Quendolain ihn. »Das solltest du so gut wissen wie ich.«
    »Quendolain, Liebling, verstehst du denn überhaupt nicht, was ich von dir will?«
    »Nein!« gab sie zu.
    »Wir müssen Wachen aufstellen, müssen ständig auf der Hut sein – bis sich gezeigt hat, daß unsere Befürchtungen gegenstandslos sind.«
    »Und wann soll das sein? Nein, Daktar, sobald ich das unseren Gefährten sage, gleitet mir die Führung aus dem Griff. Jeder wird so mit seiner eigenen Angst beschäftigt sein, daß wir die Superloge vergessen können. Schau sie dir an. Wirken sie nicht auf dich wie eine Herde verängstigter Flüchtlinge? Dies hier ist nicht nur fremdes und unbekanntes Land, sondern schlimmer: ein eigenes Miniaturuniversum mit anscheinend auch abweichenden Naturgesetzen, und diese Gesetze müssen wir erst entschlüsseln.«
    Er seufzte. »Also gut, vielleicht hast du recht, vielleicht auch ich. Ich hoffe, daß wir bald mehr wissen.«
    Sie strich ihm über den Kopf und zog ihn zu sich herunter.
    Mit den Fingern kniff sie ihm in beide Wangen. »Dummkopf, ich widerspreche dir nicht aus Rechthaberei, sondern aus gegenteiliger Überzeugung. Es ist das Wesen jeder Partnerschaft, daß einer den anderen in gewisser Beziehung ergänzt. Das setzt konträre Ansichten voraus, die jedoch auf dem Fundament gemeinsamer Anschauungen stehen müssen. Totale Anpassung des einen ergibt Einseitigkeit und ist auf die Dauer für die Gemeinschaft tödlich.«
    Jemand tippte Quendolain ungeniert auf die Schulter. Erschrocken wandte sie sich um.
    Ramus!
    »He, wir haben etwas entdeckt.« Er deutete mit dem ausgestreckten Arm den Hang hinauf. »Sieht das da oben nicht aus wie Höhlen?«
    Es waren kleine, dunkle Flecken in der zerrissenen Wand. Gebilde, die wie Regenrinnen wirkten, verbanden einige der Höhlen miteinander. Wahrscheinlich waren sie gut begehbar.
    Quendolain nickte.
    »Hoffentlich hast du recht, Ramus. Von da oben hätten wir eine gute Aussicht über die kahle Ebene. Außerdem kann sich niemand nähern, ohne von uns erkannt zu werden.«
    Sie fing den erstaunten Blick von Ramus auf und lauschte ihren eigenen Worten nach.
    Daktar hatte sie mit seinem Pessimismus angesteckt. Sie ärgerte sich darüber und setzte sich in Bewegung.
    Daktar war an ihrer Seite.
    »Tut mir leid«, sagte er leise.
    Er hatte ihre Unsicherheit also ebenfalls mitbekommen.
    Sie lächelte verkrampft. »Vielleicht hast du irgendwie nicht ganz unrecht, Daktar. Wir sollten nicht zu unvorsichtig sein. Es schadet nichts, wenn wir die Augen und die Ohren offenhalten.«
    Er schüttelte den Kopf. Jetzt schien er es zu bereuen, daß er damit angefangen hatte, auf eventuelle Gefahren hinzuweisen.
    Beide warfen einen Blick über die Ebene. Flirrende Hitze malte farbige Muster über das von Geröll übersäte, weite Feld.
    Ihnen fiel etwas auf: Sie hatten sich den Bergen zugewandt, ohne sich dafür zu interessieren, was es auf der anderen Seite der Ebene gab!
    Die Interpretation ist sehr unvollkommen und noch immer bloß das Fundament für ein fertiges Modell, dachte Quendolain zerknirscht. Und das Hitzeflimmern macht es unmöglich, etwas zu erkennen. Ist es denn wirklich nur Hitzeflimmern oder ein Überbleibsel des Energiechaos, das wir nur scheinbar überwunden haben?
    Sie legte den Kopf in den Nacken.
    Über den Himmel zogen farbige Schleier. Irgendwo ballten sie sich sekundenlang und schienen sich zu einer Fratze zu formen. Bevor sie deutlicher wurde, zerfloß sie wieder.
    Ein schlechtes Omen? Verdammt, Daktar, du hast mich konfus gemacht, aber das kann sich eine Koordinatorin nicht leisten. Sobald die anderen das merken, verlieren sie das Vertrauen in unser gemeinsames Ziel. Damit ist keinem gedient. Nur durch die Superloge bekommen wir heraus, wie es wirklich um uns steht.
    Sie schritt fester aus und setzte sich an die Spitze der Gruppe.
    Alle folgten ihr, einschließlich Daktar. Doch er blieb diesmal etwas zurück.
    Es kam nicht auf die paar Meter an. Quendolain und er würden immer zusammensein – selbst wenn sie durch räumliche Entfernungen getrennt Wurden.
    Daktar betrachtete sie verliebt von hinten – und distanzierte sich sofort wieder von seinen Gefühlen. Es kam ihm so vor wie Selbstbeweihräucherung. Das gefiel ihm nicht. Dabei verlor man nämlich viel zu schnell den Blick für die Wirklichkeit.
    Wirklichkeit? Er verzog das Gesicht und blieb noch weiter

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