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Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Titel: Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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zurück. Auch sein merkwürdiger Gast sagte nichts.
    Schließlich erreichten sie das Hügelgebiet, das rötlichbraun war von dem Titanoxid, das Terraform ausbeuten wollte. Ohne Rücksicht darauf, daß dadurch die Lebensgrundlage der Gandhi-Sippe zerstört wurde.
    Einige Wolken waren am Himmel aufgezogen. Schmutziggelbe Fetzen, durchschimmert von Calinas sengenden Strahlen und zerzaust von den Winden der oberen Luftschichten.
    Der See selbst begann unmittelbar hinter dem Hügelgebiet. Ein tiefschwarzer, runder, stiller Fleck von dreizehn Kilometern Durchmesser; relativ klein im Vergleich zu den Gewässern im Osten, die oft die Ausdehnung des irdischen Erie-Sees erreichten.
    »Das Wasser«, sagte San Chornon über das Brummen des Solarrollers hinweg, »ist schwarz vom Durstigen Tang. Es saugt die ultraviolette Strahlung auf und produziert Sauerstoff. Der See lebt durch den Tang, und wir leben durch den See.«
    Am Ufer des Gandhi-Sees dümpelten einige flache Boote; ihre Rümpfe bestanden aus geflochtenen, imprägnierten Fasern zäher Wasserpflanzen und statt eines Segels besaßen sie Baldachine aus Solarzellen, die für die Stromversorgung der Elektromotoren sorgten.
    Der schmale, sandige Strand trennte zwei Dutzend kuppelförmige Häuser vom See. Das weiße, im Sonnenlicht glitzernde Material war von großen, runden Fenstern durchbrochen.
    Alles war still.
    Besorgt fragte sich Chornon, ob der Sippe etwas zugestoßen war. Die unheimliche Veränderung Kaisergrads und Clouds beunruhigende Mitteilungen kamen ihm wieder in den Sinn.
    »Alles ist gut«, teilte ihm Cloud plötzlich mit.
    Der Informer runzelte die Stirn. »Kannst du Gedanken lesen? Oder durch die Wände blicken? Woher weißt du, daß alles gut ist?«
    »Ich kann keine Gedanken lesen«, erwiderte Cloud geduldig, »aber in meiner jetzigen Daseinsform gelingt es mir, mit den Banshees Kontakt aufzunehmen. Warte, gleich ist es soweit.«
    Kurz vor dem Dorf zog Chornon die Bremse des Solarrollers. Wieder sah er hinauf zum Himmel, während sich automatisch die Poren seiner Schutzmembranen verengten, um den stärkeren Helligkeitsanfall zu neutralisieren.
    Das Knirschen von Schritten ließ ihn sich umdrehen.
    Der Informer atmete erleichtert auf, als er die hagere grauschwarze Gestalt Sinnobers erblickte. Der Fischer war ebenso groß und unbehaart wie Chornon, und die Schutzmembranen über seinen Augäpfeln verliehen ihm das Aussehen einer schläfrigen Eule.
    »Ich bin froh, dich zu sehen, Sinnober vom Gandhi-See«, rief Chornon ihm entgegen. »Doch ich habe schlechte Neuigkeiten.«
    Der Fischer blieb stehen. »Ich bin nicht Sinnober«, sagte er leise.
    Chornon wich zurück. »Was? Ich …«
    »Mein Name«, fuhr der schwarzhäutige Lancier fort, »ist Merlin III. Ich bin ein Banshee. Sinnober hat mich in seinem Körper aufgenommen und mir angesichts der Gefahr erlaubt, ihn wie meinen eigenen zu benutzen.«
    »Ist …«, krächzte Chornon, »ist Sinnober tot?«
    Es war Scanner Cloud, der seine Frage beantwortete. »Nein. Sinnober lebt. Doch er schläft. Und er wird so lange schlafen, bis Merlins Mission erfüllt ist. Dann wird er erwachen. Unversehrt.«
    »Ich habe auf dich gewartet, Scanner Cloud«, fuhr das Wesen namens Merlin III fort, das in Sinnobers Körper weilte. »Seit es mich aus dem Weltraum II nach Lancia verschlug und ich deine Gedankenimpulse vernahm, habe ich auf dich gewartet. Die Zeit ist knapp, Scanner Cloud.«
    Chornon sah Sinnober verwirrt an. Undeutlich hatte er das Gefühl eines intensiven, lautlosen Gesprächs zwischen den beiden körperlosen Wesen, die in den Gedanken anderer Menschen wohnten.
    »San Chornon?« meldete sich Scanner Cloud dann erneut.
    Der Informer schluckte. Mit einemmal wußte er, welche Bitte Cloud an ihn richten wollte, und er spürte, wie sich seine Haut vor Furcht verhärtete.
    »Ja, Scanner?« antwortete er mit brüchiger Stimme.
    »Ich habe dir von dem … blockierten Transport erzählt, der verhindert, daß sich der Riß zwischen den Kosmen schließt. Durch Merlin III erfuhr ich soeben, daß sich die Ursache für die Blockade in Kaisergrad befindet. Eine Kaiserkraftmaschine, mit der der Kaiser-Lancia-Komplex experimentierte. Sie hält den Transport fest. Und sie läßt fremde, lebensfeindliche Energie in diesen Raum fließen.
    Wir müssen diese Maschine zerstören, San Chornon, um den Untergang Lancias und die Vernichtung des Systems der Weltraumstraßen zu verhindern.
    Bist du bereit, mir für diesen Zweck deinen Körper

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