Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne
zweistöckiges Haus und mit komplizierten, rätselhaften Aufbauten versehen.
Das, dachte Phibas stirnrunzelnd, mußte der Schwellenfeldgenerator sein, den Forschungsmanag Vieber vor einem Jahr aus der irdischen Konzernzentrale hatte kommen lassen.
Auch eine dieser gottverdammten Sternschnuppenideen Sholars, dachte der fette Mann mürrisch. Aber wer wagte schon, Valdecs Vetter etwas abzuschlagen?
Unabsichtlich berührte er den Generator mit dem Ellbogen. Phibas wich mit einem unterdrückten Schrei zurück, als er das Vibrieren spürte. Offenbar hatten die wissenschaftlichtechnischen Arbiter bei Anbruch der bizarren Katastrophe mit dem Schwellenfeldgenerator experimentiert und keine Gelegenheit gefunden, ihn abzuschalten.
Sholar wurde von der Vorstellung beherrscht, über den Generator das energetische Potential des Weltraum II anzapfen zu können, um so eine unerschöpfliche Energiequelle zu gewinnen. Allerdings hatte bisher noch keines der Experimente auch nur zu einem ansatzweisen Erfolg geführt.
Dieser Idiot, dachte Phibas wieder. Kein Wunder, daß Valdec ihn loswerden wollte. Welcher Mann kann schon die Anwesenheit eines paranoiden Narren auf die Dauer ertragen?
Der fette Manag tastete sich weiter und erreichte das Ende des Maschinenblocks. An einem massiven Hebel hielt er sich fest, schöpfte Atem und lauschte.
Nichts.
Das Knurren war verstummt.
Argwöhnisch äugte er nach allen Seiten, hinein in die Lichtfluten, und dann nach oben.
Phibas keuchte.
Genau über ihm, eingehüllt von einem faserigen Wirbel matter Regenbogenfarben, schwebte ein kräftiger, braunfelliger Hund. Der Hund hatte die Fänge entblößt und schien Phibas haßerfüllt zu betrachten.
Doch das war es nicht, was den Manag so entsetzte.
Der Hund – er besaß sechs Beine, und hinter ihm war das erschöpfte Gesicht einer dunkelhaarigen Frau zu erkennen.
»Still, Nanuk«, sagte die Frau. Ihre Stimme klang hohl und wurde von einem flüsternden Echo begleitet. »Hege Krotzer …«
Der Farbwirbel verschwand.
Ebenso der Hund und die Frau.
Zurück blieb nur die gleißende, beißende Helligkeit.
Tosten Phibas verlor den Halt und diffundierte durch den transparenten Boden.
Jetzt, dachte er benommen, hat es mich auch erwischt. Ich drehe durch – genau wie Maxwell Sholar.
*
»Ein Banshee«, sagte Scanner Cloud in San Chornons Kopf. »Die superphysikalischen Verzerrungen, in deren Einflußbereich das Calina-System liegt, müssen ihm die Verbindung mit dem Computer der Schürfmaschine gestattet haben.«
San Chornon bewegte ungläubig seinen kahlen schwarzen Schädel.
»Ich kann es nicht glauben«, sagte er rauh. Leise brummelnd und sacht vibrierend stand der Schürfroboter auf der Straße. Die Sensoren, die ihm die Orientierung erlaubten, waren starr auf den Lancier gerichtet.
»Der Name des Banshees«, fuhr Cloud leise fort, »ist Rinus von der Cleef. Er befand sich an Bord des Kolonistentransporters ATHEN, der im Jahr 2402 auf dem Flügen die 12. Stellare Provinz im Weltraum II verschollen ist.« Clouds Stimme wurde zu einem Wispern.
»Seine Gedanken sind verwirrt … Er fürchtet sich. Wenn ich doch nur mit ihm kommunizieren könnte … Seine Panik verhindert es.«
Chornon schluckte. Seine Lippen, die zäh und dick waren wie die Haut seines ganzen schwarzen Körpers, zitterten verhalten, als er sich vorstellte, wie es sein mochte, eingeschlossen zu sein in dem monströsen Metalleib der Maschine, angewiesen auf die Rezeptoren der Ortungsinstrumente und die platten, starren Gedankenbahnen eines Computers.
»Können wir ihm helfen?« fragte der Informer.
»Nein«, erwiderte das unsichtbare, seltsame Geschöpf, das sich als Scanner Cloud bezeichnete. »Es gibt keine Möglichkeit. Er kann erst entkommen, wenn sich die Situation auf Lancia wieder normalisiert hat.«
»Und dann?« Chornon starrte noch immer die eingekratzte Schrift im Straßenbelag an. Helft mir!
»Dann wird er zurückstürzen in den Weltraum II und weiter herumirren, auf der Suche nach einem Ausweg, ohne zu wissen, daß es keinen Ausweg gibt.«
Ruckartig wandte sich Chornon ab und kletterte wieder auf den Solarroller. Die Schürfmaschine verfolgte jede seiner Bewegungen mit ihren Sensoren. Chornon setzte den Roller in Bewegung und fuhr langsam an dem massigen Roboter vorbei.
Die Maschine vibrierte heftiger. Ungesteuert trommelten ihre Teleskoparme gegen den Boden.
Den Rest der Fahrt durch das öde, lichtüberflutete Land legte Chornon schweigend
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