Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne
zu überlassen?«
Der Informer sagte nichts.
Seine Gedanken wirbelten, und die Angst war mit einemmal so stark, daß ihm schwindelte.
»Ist es gefährlich?« krächzte er.
»Es ist gefährlich«, bestätigte Cloud.
»Und … wirst du Gewalt gegen Menschen anwenden, um dieses Ziel zu erreichen?« Chornon wartete mit pochendem Herzen auf die Antwort.
»Ich bin ein Gegner der Gewalt«, erklärte Scanner Cloud ruhig. »Ich bin ein Psyter. Ich töte nicht, verletze nicht. Und sollte es mein Leben kosten.«
San Chornon senkte den Kopf.
»Dann«, sagte er leise, »bin ich einverstanden.«
Es dauerte nur Sekunden, dann wurden Calinas Licht und die schwarze, hagere Gestalt Sinnobers unsichtbar. Schwärze umgab den Lancier, und er fühlte angenehme Müdigkeit.
»Schlaf jetzt, San«, flüsterte Scanner Cloud. »Dir wird nichts geschehen.«
*
»Ortung negativ«, sagte Isis 31 knapp. »Entfernung von Lancia rund vierunddreißig Minuten.«
Max von Valdec schwieg.
Dumpf und stetig röhrten die Photonenbrenner der REGENT-41 und trugen den Jäger der Atar-Klasse durch den interplanetaren Raum im System der Sonne Calina.
Blacksmith, der äußerste Trabant der weißgelben Sonne, lag weit hinter ihnen. Der pockennarbige Steinbrocken, kaum größer als Luna, rotierte leer und kalt in der stellaren Finsternis, und weder die empfindlichen Ortungssysteme des Jägers, noch die hochentwickelten psionischen Sinne der beiden Treiber-Clons hatten Hinweise auf die Anwesenheit einer menschlichen Station erhalten.
Also stimmten die Angaben des Reichslog, dachte Valdec befriedigt.
Demnach mußte der sonnennächste Planet, Irmussen, über eine Solarforschungsstation der KLK und eine Anzahl Mikrowellentransmitter verfügen, wo die auf Lancia hergestellten Speicherpakete vollgetankt wurden.
Valdec drehte den Kopf und betrachtete sinnend einen der Radarschirme.
Die Sonnenenergiesatelliten zeichneten sich als kleine Punkte ab, die hin und wieder verschwammen, wenn Calina feurige Protuberanzen in das All hinausschoß und das aktive Plasma für Interferenzen im elektromagnetischen Bereich sorgte.
Insgesamt, so erinnerte sich Valdec, kreisten zwei Dutzend jener riesigen Kraftwerke um die Sonne und fraßen unersättlich ihre Strahlung in sich hinein, um sie zu transformieren und als energiereiche Mikrowellen per Richtstrahl nach Irmussen oder Calina zu senden.
Aus den Augenwinkeln musterte er Prometheus 107, den Supertreiber mit der stärksten PSI-Potenz.
Der Clon war ein athletisch gebauter, eindrucksvoller Mann mit einem biologischen Alter von dreißig Jahren. Niemand, der ihn sah, würde glauben, daß er ein Produkt von Hermano Lotz’ Zellbanken war.
Prometheus 107 schien zu schlafen; die Lider bedeckten die dunkelgelben Augen, unter deren Blick Valdec immer ein wenig unwohl zumute war.
Ärgerlich verdrängte der grauhaarige Mann den unwillkommenen Gedanken.
Prometheus, sagte er sich, ist – genau wie die fünf anderen Clons – eine Waffe, ein Mittel zum Zweck. Es sind keine Personen. Es sind künstliche Wesen, positive Ergebnisse langwieriger genetischer Versuche mit dem Zellmaterial aufständischer Treiber.
Keine Menschen.
Objekte.
Prometheus 107 bewegte sich träge, während seine Gedanken im Nichts umherwanderten und vielleicht schon Lancia erreicht hatten auf der Suche nach Aufklärern der Grauen Garden oder nach anderen Dingen, die Valdec Aufschluß ermöglichen konnten über die Lage im Calina-System.
Plötzlich spürte er Isis’ Blick auf sich ruhen.
Verdrossen musterte er die rothaarige Clon. Auch sie hatte sich während der letzten Stunden auf Sarym gegen ihn verschworen, und fast wäre es den Supertreibern gelungen, die Fessel der Bewußtseinskontrolle abzustreifen.
»Sie wissen«, sagte Valdec unmotiviert und mit einer Schärfe, die ihn selbst verwunderte, »daß ich eine erneute Rebellion nicht dulden werde.«
Es war eine Feststellung gewesen, keine Frage.
»Natürlich«, nickte Isis 31.
Täuschte er sich, oder blitzte tatsächlich Spott in ihren Augen auf, die gelb waren wie die aller Clons?
»Beim nächsten Versuch werden Sie sterben.« Es war der Ärger, der ihn zu solch einer plumpen Drohung veranlaßt hatte. Valdec biß sich auf die Unterlippe. Warum ereiferte er sich so?
»Das klingt logisch«, entgegnete die attraktive Frau nüchtern.
»Also richten Sie sich danach!«
Narr, dachte der Lordoberst mürrisch. Was soll dieser Disput? Sobald sich den Clons eine neue Möglichkeit bietet, dem
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