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Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne

Titel: Die Terranauten 066 - Im Licht der Mördersonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Kaiserkraftschock, der das gesamte System der Raum-Zeit-Stroboskope zu zerreißen drohte.
    Und wie er waren auch jene Fremden blockiert, deren Identität er nicht kannte und die nun in dem n-dimensionalen Tunnelsystem herumirrten und vielleicht keine Chance mehr hatten, in den normalen Kosmos zurückzukehren.
    Das darf nicht geschehen! dachte Cloud grimmig. All die Arbeit, die er und Baby geleistet hatten … All die Hoffnungen, die das Matriarchat auf Shondyke in dieses Projekt setzten … »Die Weltraumstraßen sind zu wertvoll«, sagte der Psyter laut, ohne es zu merken.
    Merlin III – der rätselhafte alte Mann, der längst gestorben war und der im Weltraum II eine gespenstische Existenz als Banshee führte – blieb stehen, drehte sich zu ihm herum und warf ihm einen belustigten Blick zu.
    »Sie scheinen nicht sehr optimistisch zu sein, Psyter«, stellte der einstige Hüter des Heiligen Tales fest.
    »In der Tat«, nickte Cloud.
    Vor einer halben Stunde hatten sie auf ihrem Rückweg nach Kaisergrad den Schürfroboter passiert, der noch immer die Straße blockierte und traurig vor sich hinrasselte.
    Die Stadt des Kaiser-Lancia-Komplexes konnte nicht mehr weit entfernt sein.
    Merlin und Cloud gingen Seite an Seite weiter, überschüttet vom milden Licht der Monde, die auch die Nacht erhellten und deren Schein für die groben Augen der Lancier-Körper kaum ausreichte.
    »Man erwartet mich auf Shondyke«, brummte Cloud. »Es gibt viele Aufgaben, und unsere Zeit ist so gering. Baby ist noch zu jung und den Anforderungen kaum gewachsen, und mein florasymbiotischer Partner …« Er brach ab, als hätte er zuviel gesagt.
    »Also«, vermutete Merlin III, »haben Sie Ihren alten Plan aufgegeben, nach Crandertrush zu suchen?«
    »Die Computerstadt ist ein Traum«, entgegnete Cloud fast barsch. »Und nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft zählt. Ich habe schon zuviel Jahre damit verbracht, einem Phantom nachzujagen. Für mich wird es keine Rückkehr nach Psyta geben.«
    Merlin nickte. »Es ist gut, daß Sie das einsehen.«
    In Gedanken versunken ging Cloud weiter. Seine Füße schmerzten inzwischen, und er bedauerte, daß sie auf den Solarroller hatten verzichten müssen. Aber kurz vor ihrem Aufbruch war der Roller – ebenso wie die Kuppelhäuser am Ufer des Gandhi-Sees – zu einer blasigen, qualligen Masse zerlaufen.
    Die superphysikalischen Effekte breiteten sich offenbar immer mehr aus.
    Mit leisem Schaudern fragte sich der Psyter, wie es jetzt wohl in Kaisergrad aussehen mochte, in unmittelbarer Nähe des Schwellenfeldgenerators.
    »Wir werden es bald erfahren«, erriet Merlin seine Gedanken.
    Cloud musterte ihn von der Seite her; der alte Mann erschien ihm fremder als alle anderen Menschen, denen er bisher begegnet war, und selbst mit seinen Psyter-Sinnen gelang es ihm nicht, Merlins Persönlichkeitsstruktur zu enträtseln.
    Vielleicht ist er gar kein Mensch, dachte Cloud.
    »Haben Sie etwas von terGorden gehört?« erkundigte sich Merlin III unvermittelt.
    Der Psyter im Körper des Landers schüttelte den Kopf.
    »Das letzte Mal sah ich ihn auf Shondyke, bevor Yggdrasils Ableger die Abschottung einleitete«, erwiderte er leise.
    »Dann wissen Sie also nicht, was sich im Lauf der letzten Zeit in der Milchstraße ereignet hat?«
    »Nein«, gestand Cloud. »Die Reparatur der Weltraumstraßen hat mich völlig in Anspruch genommen. Außerdem ist das Matriarchat gegen eine frühe Kontaktaufnahme. Solange die Konzerne das Reich beherrschen, bleiben die Raum-Zeit-Stroboskope für Menschen gesperrt. Wer sie dennoch benutzt, wird von einer Fangschaltung deportiert.«
    »Ins Wrack-System«, nickte Merlin III.
    Cloud runzelte die Stirn. Er weiß mehr, als er zugibt, sagte er sich. Und es ist gewiß kein Zufall, daß er zusammen mit den anderen Banshees auf Lancia aufgetaucht ist. Hat er diese Kaiserkraftkatastrophe vorausgesehen?
    Unvermittelt blieb Cloud stehen. Zwei Dutzend Schritte vor ihm hatte der Protopbelag der Straße zu glühen begonnen.
    Es war ein kaltes Licht, dem Glanz der Monde vergleichbar, und es pulsierte in rhythmischen Bewegungen.
    Kopfschmerz plagte Cloud.
    »Wir müssen einen Umweg machen«, erklärte Merlin mit besorgter Stimme. »Die Ballung gewinnt an Stärke.«
    Mit trockenem Mund verfolgte Cloud das Pulsieren der Lichtkugel, und fast meinte er, einen zinnfarbenen, glatthäutigen menschlichen Körper zu erkennen, der auf einem pflanzenähnlichen Stiel hin und her schwankte.
    Bei Yggdrasil!

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