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Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion

Titel: Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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schritt durch die Dunkelheit, die für mich keine Dunkelheit war. Infrarotes Licht wies mir den Weg. Das ätherische Wispern der Nährkapselfähre war längst verstummt. Sie war so tot wie die umgekommenen Kameraden. Ich sah auf. Der Riesenplanet schimmerte in einem leuchtenden Rot. Ich hatte nichts anderes erwartet. Die Zonen der pro-entropischen Kraft hatten sich ausgeweitet, sich in einer tödlichen Umarmung um ihn geschlungen. Diese Welt war tot, endgültig.
    Mein Multidenken schlief erneut ein. Und als ich wieder zu mir kam, war der nun rote Riese ein strahlendes, gigantisches Auge am Himmel, das höhnisch auf mich niederzublicken schien. Der Schmerz kehrte in mein Innerstes zurück, und diesmal gab es nichts, das ihn hätte vertreiben können.
    Tiefes, kehliges Knurren ertönte.
    Ich starrte in drei glühende, blau lumineszierende Augen. Vier muskulöse Sprungbeine, dazu weiß glitzernde Malmkiefer. Das Geschöpf knurrte erneut, preßte sich dichter an den Sand, näherte sich mir.
    Fyrohr?
    Noch immer keine Antwort. Ich gab die Hoffnung auf. Ich war der einzige. Der einzige Lenker, der die Katastrophe überlebt hatte. Und ich würde wie die anderen sterben, nutzlos, vergebens, ohne eingreifen und helfen zu können. Vielleicht würden andere kommen. Andere, die vorsichtiger waren als wir. Andere, die die Zone der Auflösung zumindest begrenzen konnten.
    Das Geschöpf sprang und jagte mir mit einem heiseren Fauchen entgegen.
    Ich wich nicht aus.
    Ich wehrte mich nicht. Ich war viel zu schwach.
    Seine Malmkiefer bohrten sich in meinen Außenpanzer. Krachend zerbarst er, und mein gallertartiges Körperinnere sickerte in einem nicht enden wollenden Strom aus mir heraus. Ich fühlte keinen Schmerz. Nur grenzenlose Enttäuschung. Denn auch dieses Wesen gehörte zu jenem Lebensstrang, der in der anderen Welt nicht existiert hatte.
    Ich starb.
    Einen Tod ohne Erfüllung, voller Kummer.
    Und im Augenblick des Todes detonierte mein Körper. Millionen und Abermillionen von Samenkapseln wurden freigesetzt, und der wiederauflebende Wind trug sie mit sich davon.
    Vielleicht, dachte ich noch, als meine Kapseln auseinandertrieben und so die Einheit des Multidenkens sich auflöste, vielleicht ist es doch nicht ganz vergebens. Denn in meinen Samen liegen das Wissen und das wirkliche Leben. Vielleicht kommen andere Lenker. Vielleicht werde ich – irgendwo, irgendwann – ein Neuleben beginnen …
    Leise sang der Wind.
    Er trieb die weiße, neblige Wolke auseinander.
     
    *
     
    Tordrig-System, Herdrem-Kubus (Außenbereich), äußerer Rohstoffring des terranischen Reiches, 3 Lichttage außerhalb der Bahn des dritten Planeten.
    »Waren das wirklich zweieinhalb Monate?« fragte Naomi de Lisle skeptisch.
    Roger Kruschen reckte sich. »Und ob, mein Schätzchen. Zwei Monate und siebzehn Tage Standardzeit.«
    Die Automatik fuhr einen Teleskoparm aus und injizierte erneut ein kreislaufstabilisierendes Medikament. Die Tiefschlafbehälter waren geöffnet. Kruschen hatte den Eindruck, als wehe noch immer ein kühler Hauch aus ihnen heraus.
    »Ich verstehe das nicht ganz«, sagte Enrique Rilla leise, während er sich ankleidete. Seine buschigen Augenbrauen vibrierten. »Die Flugzeitprogrammierung sah knapp anderthalb Monate vor. Was ist geschehen?«
    »Das«, Consy Reid schürzte ihre vollen Lippen, »werden wir erfahren, sobald wir in der Zentrale sind.«
    Roger Kruschen fröstelte erneut, als sie durch den schmalen Korridor in Richtung Zentrale schritten. Und das konnten nicht nur die Nachwirkungen des um einen Monat länger als vorgesehenen Tiefschlafs sein. Es war kalt im Schiff. Es war wirklich kalt.
    In der Zentrale des Ringos ließen sie sich in ihre Sessel fallen. Rilla schaltete den großen Außenschirm ein und justierte ihn für eine Heckbereichsansicht. Ein strahlender blaugelber Punkt leuchtete im Zentrum des Schirms auf. Tordrig.
    »Energetische Aktivität gleich Null«, vermeldete Naomi leise. »Das gibt’s doch gar nicht. Wir müßten Plato III inzwischen erreicht haben. Es sei denn«, sie blickte auf, »wir sind durch die überlange Schlafzeit übers Ziel hinausgeschossen.«
    »Entfernung korrekt«, sagte Consy Reid. »Wir haben Zielpunkt erreicht.«
    »Und warum, bitte schön, ist hier nichts?«
    »Immer mit der Ruhe«, meinte Roger Kruschen und berührte einige Sensorpunkte. Das Bild auf dem Außenschirm wechselte. Es zeigte jetzt den Bereich, der vor dem Ringo lag. »Wir haben immerhin damit gerechnet, daß irgend etwas

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