Die Terranauten 069 - Die Bio-Invasion
den Treiberschiffen Maranyn zu verlassen und sich auf anderen Planeten des Bundes neu anzusiedeln. Der überwiegende Teil jedoch blieb auf Maranyn. Sie waren hier geboren; dies war ihre Heimat. Trotz allem. Sie waren sich darüber im klaren, daß schwere Zeiten vor ihnen lagen, viele Entbehrungen. Aber sie wußten auch, daß nun die einjährige Isolation ein Ende gefunden hatte.
Ein halbes Jahr später, nachdem sich die Lage auf Maranyn konsolidiert hatte, wurde das Tordrig-System Vollmitglied im Bund der Freien Welten.
Zu dieser Zeit hatten Aren und seine Loge Maranyn längst wieder verlassen. Es gab noch Dutzende von anderen Welten, deren Bewohner auf Nachschubschiffe warteten. Und es gab nur wenige Treiber, wenige Misteln und noch weniger Raumschiffe …
*
Epilog
Dihs Reijonen stand inmitten des Kreises aus Ganzmirhyry. Sie sangen die Alten Lieder, und der Wind, der über das Dorf der Einsgemeinschaft hinwegstrich, schien in die melancholische Melodie mit einzustimmen. Am Rande der Lichtung inmitten des Waldes aus Dreibäumen hockten die Lauffresser und wiegten ihre großen Schädel. Manchmal, wenn der Wind ein wenig lauter blies, grunzte einer von ihnen und hechelte mit der unterteilten Zunge.
Dihs Reijonen war traurig. Und die anderen Mirhyry spürten seine Traurigkeit. Ein Mitglied einer Einsgemeinschaft, das einen Lehrsatz der Mirhyry gebrochen hatte.
Der Gesang der Mirhyry verklang, und Dihs hob den Kopf. Er blickte direkt in das faltige Gesicht des Weisen. Seine Augen waren geschlossen.
»So höre, Dihs Reijonen. Wir haben dich gelehrt, dir Wissen übermittelt. Aber dieses Wissen ist nicht alles. Kraft und Weisheit sind in jedem Leben, und das Leben muß erkennen, diese Eigenschaften aus sich selbst heraus nutzbar zu machen.«
Das, dachte Dihs verwirrt, waren seltsame Worte von den Lippen eines Weisen.
»Wir schickten dich auf die Lange Reise. Du solltest neue Erfahrungen machen, lernen, in dich gehen.
Du bist nicht weit gekommen.
Du hast nur den ersten Punkt der Langen Reise erreicht. Und dort brachst du einen Lehrsatz und nahmst Verbindung mit den Ganzmirhyry unserer und anderer Einsgemeinschaften auf.«
Dihs Reijonen hielt unwillkürlich den Atem an. Sein Partner zitterte nervös.
»Damit hast du eine größere Einsicht bewiesen, als es einem Viertnovizen zukommt. Du hast bewiesen, daß du genug Weisheit in dir angesammelt hast, um vollkommen in die Einsgemeinschaft einzugehen und Ganzmirhyry zu werden. Denn«, der Weise hob die Stimme, »auch die Lehrsätze sind nicht ehem. Sie sind eine Anleitung zu einem besseren Verständnis des Lebens selbst. Und manchmal kann es zu Situationen kommen, in denen die Lehrsätze nicht nur nicht gültig, sondern sogar hinderlich sind. Du befandest dich in einer solchen Situation. Denn das Leben zu schützen ist oberstes Gesetz und darf niemals gebrochen werden.«
»Heißt das …?« Reijonen unterbrach sich sofort. Es ziemte sich nicht, einen Weisen zu unterbrechen.
»Ja«, fuhr der Weise fort, »du hast die Prüfung erfolgreich abgelegt. Du hast mehr Weisheit bewiesen als manch anderer Ganzmirhyry.«
Stille. Nur der sanfte Gesang des Windes.
»Komm, Dihs Reijonen, Ganzmirhyry dieser Einsgemeinschaft. Komm, und empfange das Alte Wissen.«
Wie in Trance setzte sich Dihs in Bewegung und trat vor den Weisen.
Der öffnete langsam die Augen und blickte ihn an.
Und Dihs Reijonen blickte in die Augen eines Wesens, das vor langer Zeit, vor Hunderttausenden von Jahren, auf Maranyn umgekommen war und dennoch in ihnen allen weiterlebte.
ENDE
In der nächsten Woche erscheint als Band 70:
»Das grüne Paradies«
von Andreas Weiler
Die Ereignisse auf Maranyn haben erneut bewiesen, welche Gefahren die Kaiserkraft für das menschliche Sternenreich heraufbeschworen hat. Noch sind nur wenige Welten in den Randzonen in Kontakt mit den kosmischen Sporen gekommen, aber niemand kann sagen, was geschieht, wenn diese »Waffe der Uralten« einmal bis in die inneren Zonen des Reiches vordringt. Im nächsten Band wenden wir uns den Ereignissen auf Sarym zu. Dort hat inzwischen die Ansiedlung der Stummen Treiber begonnen, die auf Sarym eine neue Heimat erhalten sollen. Doch David terGordens Hoffnungen auf eine harmonische Eingliederung der Stummen in die komplizierte Biosphäre des Planeten erfüllten sich bisher nicht. Die Neu-Siedler rebellieren, denn sie erleben die Hölle, wo sie DAS GRÜNE PARADIES erwartet haben. Das Bio-System dreht durch, und ein
Weitere Kostenlose Bücher