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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Stahl im Licht der Sterne funkelte. Die Gestalt hob die Waffe und jagte die Spitze in Duryeas Leib. Warmes rotes Blut quoll aus der klaffenden Wunde.
    Duryea Ankrum schrie. Der Schmerz wütete in ihr, trieb ihr die Tränen in die Augen, machte klares Denken unmöglich.
    So war es damals, als das mentale Band zerriß, das Alarone und mich verband! schrie ein Gedankenfetzen. Er ist tot! TOT!
    Keine Wunde! rief eine andere Stimme. Du bist überhaupt nicht verletzt. Es ist das Ego des Stummen Treibers. Es wehrt sich gegen dein Eindringen. Konzentriere dich!
    Aber das war so schwer, so schrecklich schwer. Und außerdem … Der Blutverlust … Schwach …
    Ich verliere gar kein Blut!
    Duryea Ankrum erinnerte sich an ihre Mittlerfähigkeiten, veranlaßte Zellverbände und Nervenstränge, wieder zusammenzuwachsen, schloß so die Wunde. Dann sorgte sie dafür, daß sich die Produktion von roten und weißen Blutkörperchen drastisch steigerte. Die Kraft kehrte zurück.
    Transfer.
    Sie schlug die Augen auf. Jemand stöhnte erleichtert.
    »Bei Yggdrasil!« stieß der Assistent hervor und ließ die Injektionspistole sinken, die er gerade hatte ansetzen wollen. »Ich dachte schon, es sei aus …«
    Duryea wollte etwas erwidern, doch ihre Stimmbänder streikten. Irgendwo in der Nähe gab jemand wiederholt schrille Schreie von sich. Wimmern schloß sich an. Mühsam kam Duryea in die Höhe. Der Stumme, in dessen Ego sie sich beinahe verloren hätte, krampfte sich zusammen und brüllte.
    »Was ist … mit Cheryl?«
    »Alles in Ordnung«, beeilte sich der Assistent zu versichern. »Sie ist bewußtlos, aber es besteht keine unmittelbare Gefahr. Sie sind gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    In diesem Augenblick sprang die Tür auf, und eine in goldene Riemen gehüllte Gestalt stürmte in den Laborraum.
    »Schnell!« brachte Llewellyn hervor. »David … Er ist in Lebensgefahr. Duryea, Sie müssen ihm helfen …!«
    Die Psychomechanikerin stieg von der Liege. Ihre Beine waren wie zwei Extremitäten, die gar nicht zu ihr gehörten und zu denen sie nur schwer eine nervliche Verbindung herstellen konnte. Von zwei kräftigen, mit goldenen Riemen umwickelten Armen gestützt, taumelte sie auf den Korridor.
    Hinter ihr schrie der Stumme Treiber weiter.
     
    *
     
    Im Osten ging die Sonne auf. Dort vereinigte sich ihr goldener, warmer Schein mit dem allumfassenden Grün, das eine ganze Welt zu bedecken schien.
    Janh Kruger und Mija Karon hielten inne. Die Äste und Zweige der Rennbäume, die die beiden Ökowächter über Hunderte von Kilometern nach Westen getragen hatten, knisterten und raschelten. Ihre Sekundärwurzeln bohrten sich durch das Schwammoos und saugten aus dem daruntergelegenen Boden Nährstoffe und Mineralien in die Kapillarsysteme.
    Die beiden Ökowächter – hochbegabte surinische Mittler, deren Aufgabe es war, das Lebenssystem des Nordkontinents vor den vom Südleben induzierten Auflösungserscheinungen zu schützen – spürten das biopsionische Geraune der beiden Rennbäume, der Schmarotzerpflanzen, die Teile des Ästegeflechts überwuchert hatten und inmitten der Baumkrone so einen gepolsterten Freiraum geschaffen hatten.
    »Wir sind lange unterwegs gewesen«, sagte Janh Kruger. »Laß uns eine Pause machen. Diese Stunde ist die schönste des ganzen Tages.«
    Er strich sich seine grünen Haare aus dem grünen Gesicht und kletterte an dicken Ästen und sanft nachgebenden Zweigen von dem Rennbaum herunter, dessen Laufwurzeln mit den Fasersträngen des Schwammooses inzwischen zu einer kaum unterscheidbaren Einheit verschmolzen waren.
    Mija Karon folgte seinem Beispiel. Das Schwammoos schmatzte und gluckerte, als sie aus halber Höhe heruntersprang. Die Stämme der beiden Rennbäume wiegten sich im nun leicht auffrischenden Morgenwind. Hoch im Westen stand Arioch, und die häßliche Fratze des Dämonenplaneten blickte auf das Grün herab.
    Nach kurzer Suche hatten sie einen Mannabaum gefunden, eine knapp zwei Meter große, dickborkige Pflanze. Mija und Janh setzten ihre Mittlerbegabung ein, und an der Borke bildeten sich Ausbuchtungen – vom Mannabaum abgesondertes, organisches Material.
    Es stillte Hunger und Durst gleichzeitig.
    »Der Unterschied ist beträchtlich«, sagte Mija nach einer Weile, als sie sich niedergelassen hatten. Sie vollführte eine umfassende Geste. »Hier im Westen befindet sich alles noch in Einklang. Im Süden dagegen …«
    »Darum gibt es uns.« Er lächelte. »Vielleicht regenerieren sich die

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