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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Auflösungsbereiche im Süden, wenn wir verhindern, daß weitere Panzerechsen und Ratten vom Südkontinent nach Surin vordringen.« Er beugte sich vor und berührte ihre grünen Lippen mit den Fingern. Für einen Augenblick hatte er den Eindruck, Teil ihres Innersten zu sein. »Ich werde unseren Standort durchgeben.«
    Damit erhob er sich und marschierte zu den beiden Rennbäumen zurück, in deren Ästegeflecht auch ihre Ausrüstung untergebracht war. Er schaltete den Kommunikator ein und kontaktierte den Stützpunkt im Süden, der zur Zeit ausgebaut und von dem aus eine ständige Verbindung mit Neu-Thule aufrechterhalten wurde.
    Kaum hatte er die Meldung über ihren jetzigen Standort durchgegeben, als ein gedämpfter Schrei an seine Ohren drang. Mit dem akustischen Laut kam der biopsionische Eindruck von Überraschung und der Hauch einer Gefahr. Er wandte sich um und lief wieder in den Wald hinein, der sich an den Küstenbereich anschloß.
    Mija Karon kniete vor einem Toten.
    Sein Gesicht war wächsern, die Augen weit aufgerissen, alle Muskeln im Todeskampf erstarrt.
    »Kein Surine«, stellte Mija überflüssigerweise fest. Ihre Stimme klang erstickt. »Es muß einer der Stummen Treiber gewesen sein, die man hier vor ein paar Tagen etwas weiter westlich angesiedelt hat.«
    Sie konnten ihm nicht helfen. Er war schon seit Stunden tot.
    »Ich verstehe das nicht.« Die Ökowächterin schüttelte den Kopf. »Keine äußerlichen Verletzungen. Was hat ihn umgebracht?«
    Janh hatte sich erhoben und war einige Schritte weiter in den Wald hineinmarschiert. »Hier sind Spuren!« rief er.
    Sie waren noch nicht allzu alt, ein paar Stunden vielleicht, mehr nicht. Abdrücke im Schwammoos, kaum noch auszumachen, nur an den Stellen, wo die grüne Flüssigkeit, die von fast dem gesamten pflanzlichen Leben Surins in einem unglaublichen Maße gespeichert wurde, noch nicht wieder vollständig aufgesogen worden war.
    Mija trat an seine Seite. »Du hast recht. Es müssen mehr als zwanzig Personen gewesen sein.«
    »Liegen uns Meldungen über eine Gruppe vor, die diese Region passieren sollte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Und soweit ich weiß, befindet sich auch kein Surinendorf in der Nähe. Dort, wo ich herkomme – im Norden –, nennt man diese Region auch den Stillen Wald. Hier gibt es keine Menschen. Zu nah an der Küste.«
    »Ich verstehe.« Die Panzerechsen, die manchmal auf Seerosenquallen oder abgestorbenen Baumstämmen den Ozean überquerten …
    Sie kehrten zu ihren Rennbäumen zurück, kletterten hinauf und veranlaßten die Pflanzen mit ihren Mittlerfähigkeiten, die Sekundärwurzeln einzuziehen und ihre Laufwurzeln aus dem Schwammoos zu lösen. Kurz darauf setzten sich die beiden Bäume schwankend und wiegend und raschelnd in Bewegung. Tiefer in den Wald hinein. In das Grün, das hier ein Dach vor dem Himmel bildete. Gummiartige, ebenfalls von den Knospen des Baumes umgeformte Tiere huschten quiekend davon. Die beiden Rennbäume steigerten ihre Geschwindigkeit. Es ging an breiten Stämmen von Mammutbäumen vorbei, an Kolonien von Singblüten, deren Kelche sich in ihre Richtung drehten, wenn sie sich näherten. Die Spuren auf dem Schwammoos waren mal schwächer, dann wieder deutlicher auszumachen.
    Irgendwann stießen sie auf den zweiten Toten. Er lag direkt neben einer hochaufragenden Staude von Tropfkelchen, aus deren Kapillaröffnungen ein dünnes Rinnsal lindgrüner Flüssigkeit sich über das wächserne, erstarrte Gesicht ergoß. Eine andere Staude, direkt neben der ersten, war zerfetzt. Die einzelnen Blätter der Blüten lagen auf dem Moos verstreut, die Faserstränge waren zersplittert. Das Leben war versiegt. Kein Geraune mehr, keine flüsternden Stimmen, die mit dem Säuseln des Windes wetteiferten. Alles ruhig. Tot.
    »Er hat die Pflanze im Todeskampf vernichtet.«
    »Sie werden noch mehr vernichten«, sagte Mija dumpf. »Sie sind nicht in der Lage, Kontakt mit den Mannabäumen aufzunehmen. Sie müssen töten, um den Hunger zu stillen.«
    Und die Rennbäume setzten sich wieder in Bewegung. Etwas von der wachsenden Unruhe der beiden Ökowächter sprang auch auf ihr pflanzliches Inneres über, und die Bewegungen der Laufwurzeln wurden ruckartiger und hektischer.
    Janh Kruger horchte in sich hinein, suchte nach Zonen der Störung und Disharmonie. Weiter nach Norden hin glaubte er, eine solche Region wahrgenommen zu haben – ein Diskant in einer sirenenhaften Melodie.
    Janh nahm erneut Kontakt mit dem

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