Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies
vordringen kann. Er hat sich selbst eingekapselt.« Erneut ein Kopf schütteln. »Aussichtslos.«
Llewellyn knurrte etwas Unverständliches.
»Können wir diese … Isolation irgendwie aufbrechen?« Claude Farrell kaute unruhig auf seinem Zigarrenstummel. »Ich meine … Ein Gegenschock …?«
»Wir wissen nicht, was das bewirken würde«, wandte die Psychomechanikerin leise ein. »Im Augenblick scheint sich sein Zustand zu stabilisieren.«
»Ist ja nett«, brummte der Riemenmann. »Stabilität auf dem Niveau eines autistischen Kindes. Wirklich nett. Beim kosmischen Klabautermann! Was ist hier eigentlich los?«
Stille. Nur das leise Summen des Volldiagnosers. Jenseits der transparenten Protopscheibe des Krankenraumes kontrollierten Ärzte diverse Geräte.
»Besteht … Lebensgefahr?« fragte Mandorla.
Die ehemalige Queen hatte bisher geschwiegen. Nun trat sie an die Seite von Davids Liege und blickte auf seine schlaffen Züge hinab. Ihr Gesicht war fast genauso blaß.
»Wir wissen es nicht«, gestand Duryea ehrlich ein. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Wir müssen abwarten.«
»Möglicherweise können wir ihn aus dieser mentalen Einkapselung befreien, wenn wir herausfinden, was die Farbkompositionen der Stummen Treiber zu bedeuten haben«, sagte Asen-Ger langsam.
Duryea nickte. In ihr war wieder jene Müdigkeit, die sie seit der Trennung von Alarone fast ständig empfand. Mattigkeit gepaart mit resignativem Gleichmut.
»Sein Zustand hängt ganz offenbar mit dem Problem der Stummen zusammen«, entgegnete Duryea. »Und das Problem gewinnt ständig größere Bedeutung. Der Veränderungsprozeß beschleunigt sich weiter. Wir wissen nicht, was ihn auslöst. Aber wir wissen, daß er erst hier auf Sarym eingesetzt hat. Daraus ergibt sich nur eine mögliche Schlußfolgerung: Die Stummen Treiber müssen wieder von Sarym fortgebracht werden.«
Asen-Ger nickte langsam. Er war schon zu einem ähnlichen Schluß gekommen.
»Fragt sich nur, womit. Die MIDDLEHAVEN im Orbit kommt dafür nicht in Frage. In deren Hibernation schlafen noch achthundert weitere Stumme. Der nächste Frachter aus dem Bund kommt in etwa einer Woche.«
»Eine Woche.« Duryea dachte nach. »Bis dahin müssen wir alles für einen Abtransport der Stummen vorbereitet haben. Und gleichzeitig muß mit dem Frachter eine Nachricht an den Bund gehen, keine weiteren Stummen nach Sarym zu schicken.«
»Na dann, gute Nacht«, brachte Llewellyn hervor. »Achtzigtausend Kameraden, die niemand haben will …«
»Außerdem«, ließ sich Mandorla vernehmen, und ihr Blick war dabei immer noch auf David gerichtet, »wissen wir nicht, ob sich der Zustand der Stummen noch zum Besseren wendet, wenn sie jetzt von Sarym fortgebracht werden.«
»Sie haben recht.« Duryea atmete tief durch. »Also eine Probe. Wir müssen eine kleine Gruppe der Dritten Kategorie aus dem Norvosystem herausbringen, zumindest bis zur Bahnhöhe des siebten Planeten. Dort ist die Modifikations-Submatrix nicht mehr wirksam. Wenn dann eine Besserung eintritt, wissen wir Bescheid.«
»Und David?« fragte Llewellyn.
Erneut Stille.
»Wir können nur hoffen …«
»Hoffen! Wir müssen etwas tun!«
»Es gibt nur einen Weg – die Entschlüsselung der Farbkompositionen. Wir vermuten, daß sie eine Botschaft für alle Stummen Treiber enthalten, die die Veränderung aufweisen. Wenn wir diese Botschaft verstehen, haben wir zumindest einen Anhaltspunkt, was eigentlich mit David geschah.«
Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür, und ein Medotechniker trat ein. Er hielt eine Folie in Händen, die er der Psychomechanikerin reichte.
»Eine Ökopatrouille in Surin ist auf eine Gruppe Stummer Treiber gestoßen, die sowohl den Psychomechaniker als auch die Mittlerin, die sie betreut haben, überwältigten und darauf tiefer in den Wald des Nordkontinents vorgedrungen sind. Zwei Tote unter den Stummen. Gehirnlähmung. Die Mittlerin ist in Ordnung. Nur eine Platzwunde am Schädel. Der Psychomechaniker jedoch … Als die Stummen ihn überwältigten, muß er noch einen Transfer versucht haben. Sein Teil-Ich ist gefangen.«
Duryea sah auf. »Ich werde gebraucht.« Und sie hastete zusammen mit dem Medotechniker hinaus.
Llewellyn warf noch einen Blick auf den in Egostasis befindlichen David terGorden.
Es nimmt kein Ende, dachte der Riemenmann, als er zusammen mit den anderen ebenfalls das Krankenzimmer verließ. Es hört nicht auf. Valdec überfällt Kolonialwelten, raubt Industrieanlagen und
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