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Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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sie spürte deutlich, daß der Schlaf ihres Mentalpartners unruhig und von unverständlichen Visionen unterbrochen war. Es ging ihm schlechter. Er mußte seit Tagen nichts mehr zu sich genommen haben. Außer vielleicht Wasser, das es hier wahrlich im Überfluß gab.
    Irgendwann schlief sie ein. Aber auch ihr Schlaf war unruhig und nervös und brachte keine echte Erholung. Die Wände des Wohnbaums leuchteten weiter in einem matten Licht. Das pflanzliche Gewebe hatte sich erneut vor den Eingang geschoben. Grobe Poren öffneten sich an knospenartigen Verdickungen und diffundierten Sauerstoff ins Innere.
    Als Duryea Stunden später erwachte, fühlte sie sich noch schwächer und ausgelaugter als am Abend zuvor. Sie sandte einen Dankesimpuls an den Wohnbaum und setzte ihren Marsch fort. Goldgelbe Strahlen sickerten durch das Dach aus Blättern, Zweigen und Ästen über ihrem Kopf. Sie brachten äußerliche Wärme, doch im Innern Duryeas blieb es eigenartig kühl und frostig.
    Und plötzlich begriff sie.
    Das geistige Band, das sie mit ihrem Mentalpartner verband, funktionierte nicht so einseitig, wie sie bisher geglaubt hatte. Es war noch schwach und nicht annähernd so stark und mit einer fast alles andere ausschließenden Intensität versehen wie damals auf Melbahrn-Suth, als Leben noch ein Synonym für Glück und Einklang und Liebe gewesen war. Sie war in der Lage, unbewußte Gedankenbilder von Arvid Alarone zu empfangen, während er auf keine ihrer geistigen Kommunikationsversuche reagierte.
    Dafür hatte etwas anderes in ihm reagiert.
    Sein Ego saugte einen Teil ihrer Kraft an sich. Darum ihre Müdigkeit. Darum ihre Schwäche und die Taubheit in ihren Gliedern.
    Duryea dachte nicht daran, die mentale Verbindung von sich aus zu kappen – die einzige Möglichkeit, den Kräfteverlust zu stoppen. Sie wußte ganz genau, daß sie eine nochmalige Trennung von ihrem Mentalpartner nicht überstehen konnte.
    Sie marschierte weiter.
    Und in Gedanken sah sie das fröhliche Gesicht eines jungen Mannes, der mit ihr auf den großen Segelplanen durch die atmosphärischen Planktonozeane von Melbahrn-Suth schwebte …
     
    *
     
    Ein dumpfes Dröhnen, ein kurzer, kaum merklicher Ruck – und der Ringo hatte an das andere, steuerlos dahintreibende Kleinraumschiff angelegt.
    »Habe Zielposition erreicht und Andockmanöver beendet«, sprach Mandorla ins Mikrofon der externen Kommunikation. »Alle Systeme still. Gehe nun rüber. Auf Funkanrufe erfolgt nach wie vor keine Antwort.«
    »Seien Sie vorsichtig, Mandorla«, tönte es aus dem Lautsprecher. Die Stimme gehörte einem Mitglied der Wachbesatzung, die an Bord des Treiberfrachters MIDDLEHAVEN zurückgeblieben war. »Sie wissen, wie die Stummen sind. Wenn niemand antwortet …«
    … haben sie den Piloten, den Psychomechaniker und die beiden Medo-Assistenten ausgeschaltet, fügte die ehemalige Queen in Gedanken hinzu. Sie löste die Gurte und erhob sich aus ihrem Sessel. Auf den Außenschirmen war der andere Ringo als dunkler Schatten vor den glitzernden Sternen sichtbar.
    In der Schleusenkammer angekommen, schnallte sie sich den dort bereits bereitgelegten Waffengurt um. Kurz prüfte sie die Kombiwaffe. Magazin voll. In Ordnung. Dann berührte sie einen Sensorpunkt.
    Leise summend glitt das Schott vor ihr auseinander. Die Abdichtautomatik sorgte dafür, daß es zu keinem Druckverlust kommen konnte. Die Schleuse des anderen Ringos öffnete sich synchron. Der Tunnel aus variierbarem Hartprotop war wie eine Brüske über das Nichts. Langsam schritt Mandorla hinüber. In der gegenüberliegenden Schleusenkammer brannte nur die Notbeleuchtung. Keine Geräusche. Das Summen der MHD-Generatoren war verstummt.
    Sicherheitshalber schloß sie mit einem Tastendruck das Außenschott. Eine weitere Schaltung … Das Innenschott begann, zur Seite zu gleiten. Immer noch nichts. Kein Laut. Mandorla trat auf den angrenzenden Korridor; ihre rechte Hand lag dabei auf dem Kolben der Waffe.
    Ein rascher Blick nach rechts, und …
    Der Stumme hatte auf sie gewartet. In einer Nische, die in die linksseitige Wandung des Ganges eingelassen war und in der sich ein Kommunikationsanschluß befand. Mandorla sah nur einen Schatten, der daraus hervor- und auf sie zuglitt. Ihre Reflexe reagierten einen Sekundenbruchteil später. Das rechte Knie beugen, sich mit dem linken Bein abstoßen. Sie segelte zur Seite.
    Aber der Stumme war unglaublich schnell. Seine Faust streifte Mandorla an der linken Schläfe, und der Stoß

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