Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies

Titel: Die Terranauten 070 - Das grüne Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
keineswegs verlangsamt hat.«
    Sie verließen das Krankenzimmer, in dem David terGorden in seinem eigenen Geist gefangen war. Asen-Ger fragte sich, was in ihm vorgehen mochte. Aus welchen Träumen konnte sich David nicht mehr befreien? Und … Würde er sich überhaupt jemals wieder befreien können?
    Zehn Minuten später erreichten sie ein großräumiges Büro, vor dessen Eingangstür sich der Arzt mit dem Hinweis auf wichtige Aufgaben verabschiedete und davoneilte. Llewellyn und Asen-Ger traten ein, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Auf dem Schreibtisch lagen mehrere Nachrichtenfolien.
    »Rettung der in einen Orkan geratenen Einsatzgruppe II erfolgreich beendet«, las Asen-Ger laut vor. »Drei Stumme vermißt. Vermutlich über Bord gespült.« Er zögerte kurz. »Psychomechanikerin Duryea Ankrum ebenfalls vermißt. Nach Landung an der Küste Surins plötzlich verschwunden. Surinische Mittler empfangen kein biopsionisches Echo. Duryea unauffindbar.«
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, brummte der Riemenmann. »Duryea ist die beste Psychomechanikerin, die wir hier haben. Sie wird dringend gebraucht.«
    »Wir schicken eine Suchgruppe aus.«
    »Und womit soll gesucht werden? Infrarotdetektoren sind zwecklos. Das Blätterdach des kontinentumspannenden Waldes schirmt alle Wärmequellen darunter ab. Und PSI? Duryea ist Psychomechanikerin. Wenn sie nicht gefunden werden will, findet sie auch niemand.«
    »Warum sollte sie nicht gefunden werden wollen?« Asen-Ger hob fragend die Augenbrauchen.
    »Was weiß ich? Warum ist sie überhaupt verschwunden?«
    Eine weitere Folie. »Stumme Treiber in Neu-Thule in Hungerstreik getreten, um den Forderungen ihrer beim Treiberrat – stellvertretender Ratsvorsitzender Asen-Ger – eingebrachten Resolution Nachdruck zu verleihen.«
    Llewellyn 709 erhob sich und öffnete die Tür. »Ich fliege nach Neu-Thule und sehe nach dem Rechten. Kann sein, daß unser zigarrenrauchender Freund überlastet ist.« Es war nicht humorvoll gemeint. Es war nur bitter. Die Lage spitzte sich zu. Und niemand konnte etwas tun …
    Asen-Ger nickte. »Gut. Ich bleibe hier.«
    »Verstehe.« Damit trat Llewellyn auf den Korridor und schloß die Tür wieder.
    Asen-Ger schloß die Augen. Irgendwie fühlte er sich plötzlich schrecklich alt und einsam.
    Als er seinen Kopf wieder hob, blickte er in ein zernarbtes Gesicht.
    »Lyda Mar!« brachte er überrascht hervor.
     
    *
     
    Als die Nacht einbrach, fühlte Duryea Ankrum eine bleierne Schwere in ihren Gliedern. Das Marschieren auf dem weich nachgebenden Schwammoos war ohnehin nicht einfach, wenn man nicht gerade ein Surine und daran gewöhnt war. Mehrmals hatte die Psychomechanikerin mit ihren Mittlerfähigkeiten eine leichte Verstauchung heilen müssen.
    Die Dunkelheit kam rasch. Aber sie hatte nichts Bedrohliches an sich. Um sie herum war überall pulsierendes Leben, und sie selbst war ein Teil der unsichtbaren Netzlinien, die alles miteinander verbanden und selbst die kleinsten Mikroben mit einschlossen. Manchmal waren vor ihr huschende, flinke Bewegungen. Manchmal blickte sie in die Knopfaugen eines Gummihasen, der sie neugierig musterte und dann, wenn sie weiterging, mit einem Satz in der Dunkelheit verschwand. Die Blütenkelche der Tagblumen hatten sich geschlossen. Doch der betörende, aromatische Duft, den sie verströmt hatten, wurde noch lange von dem hier unter dem Blätterdach nur schwachen, kaum spürbaren Wind mit sich getragen. An manchen hochaufragenden Stauden öffneten sich nun die Nachtblüten, und wenn Duryea in sich hineinhorchte, dann konnte sie den feinen Gesang hören, der ihre Kapillargefäße erfüllte.
    Nach einer kurzen Suche fand Duryea einen Wohnbaum. Die Pflanze schmiegte sich an den gewaltigen Stamm eines Mammutbaums, und ihre verzweigte Krone drängte sich an die dicke Borke, als wolle sie den viel größeren Bruder umarmen. Auf Duryeas biopsionische Bitte bildete sich das pflanzliche Gewebe vor dem eigentlichen Innenraum zurück. Es knisterte und raschelte leise. Die Faserstränge im Innern begannen, in einem weichen Schein zu fluoreszieren.
    Die Psychomechanikerin ließ sich auf einem der Vorsprünge nieder, die aus den grünen Wänden um sie herum wuchsen, nahm einen Mannabrocken aus der Tasche und begann ohne eigentlichen Appetit, daran zu kauen.
    Das zarte Band existierte nach wie vor. Duryea konzentrierte sich kurz – was ihr immer schwerer fiel –, aber sie sah nur konturlose Dunkelheit. Arvid schlief. Und

Weitere Kostenlose Bücher