Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
Vom Netzwerk:
neuerdings schaffen, wieder zurückzukehren, dann gibt es für uns auch eine Hoffnung.
    Nicht unbedingt!
    Wieso denn das?
    Ich finde, Chan de Nouille, bei Ihnen ist der Wunsch Vater des Gedankens.
    Wir haben doch noch das Schiff, oder?
    Das erklärte ich schon mal, Chan de Nouille: Nichts ist mehr, und nichts existiert. Das Schiff ist ein integraler Bestandteil des Schwarzen Universums. Auch Zeit und Raum haben an Bedeutung verloren, und es gibt keinen Tod mehr, weil der Tod ein Bestandteil vom Werden und Vergehen ist, und diese sind wieder Bestandteile des Normaluniversums, die hier nichts mehr zu suchen haben.
    Aber ich spüre und sehe meinen Körper! begehrte sie auf.
    Was Sie spüren und sehen, ist nur die Projektion Ihres Geistes. Wissen Sie, Chan de Nouille, Sie sind an Ihren Körper gewöhnt, so, wie ich auch an meinen gewöhnt bin. Nur deshalb – hören Sie? –, nur deshalb sehen und fühlen Sie ihn. Es ist reine Gewohnheit. In Wirklichkeit war Ihr Körper Materie, die jetzt keine Bedeutung mehr hat.
    Und mein Ich, mein Bewußtsein, mein … Geist?
    Der ist, was er ist: imaginär. Oder glauben Sie, Ihr Geist war jemals ein greifbares Gebilde? Er ist nichts anderes als ein Ausdruck Ihres Daseins, und in einer Welt, in der es keinen Tod mehr gibt und kein Sterben, bleibt als einziges das Dasein bestehen – wenngleich nur als abstrakter Begriff.
    Was geschieht jetzt mit uns? Wo sind Sie?
    Begreifen Sie endlich, daß es hier keine örtliche Bestimmung gibt!
    Dann ist es möglich, daß Sie sich auf der anderen Seite des Schwarzen Universums befinden?
    Nicht auf der anderen Seite. So großzügig sind die Gesetzesmäßigkeiten hier nun doch nicht. Sie dürfen getrost diesen Ausdruck gebrauchen: Ich bin in Ihrer Nähe, aber Sie können mich nicht sehen, weil man ein bloßes Dasein nicht sehen kann. Ein Dasein ist, wie es ist, aber niemals gegenständlich. Deshalb kann es erhalten bleiben, weil das gesamte Schwarze Universum nicht gegenständlich ist.
    Ich werde verrückt!
    Damit übertreiben Sie, meine Liebe. In einer abstrakten Welt muß man abstrakt zu denken beginnen. Sollte man das wirklich als verrückt bezeichnen? Das wird hier nur der, dessen Denkkapazität nicht ausreicht, um genügend Flexibilität aufzubringen.
    Während der stummen Unterhaltung, in der sich »zwei Daseine« über ihre Umgebung und die Umstände ihrer näheren Bestimmung auseinandersetzten, waren die drohenden Gesteinsriesen näher gekommen. So jedenfalls empfand Chan de Nouille es. Obwohl Cantos behauptet hatte, hier würde es keinen Tod geben, weil es auch keine Geburt mehr gab, spürte sie gelinde Panik. Was würde geschehen, wenn es zur Kollision kam?
    Die Entfernung reduzierte sich prompt rascher.
    Da meldete sich die telepathische Stimme von Cantos wieder:
    Ich kann Sie so nicht verstehen, Chan de Nouille. Sie müssen Ihre Gedanken klarer produzieren!
    Sie schilderte ihm ihre Situation.
    Sein telepathisches Gelächter antwortete ihr. Jetzt konnte sie sich gar nicht mehr vorstellen, daß Cantos ein Außerirdischer war.
    Prompt erschien er vor ihrem geistigen Auge: der grüne Außerirdische. Sein rotes Auge glühte, und jetzt sagte er: »Die Annäherung ist eine Illusion. Wo es keine übliche Entfernung mehr gibt, kann auch keine Annäherung stattfinden.«
    Erschrocken gewahrte sie, daß Cantos zu einer festen Gestalt geworden war.
    »Jedenfalls sind Sie vor mir!«
    Kaum hatte sie diesen Satz ausgesprochen, als die sich der Warnung von Cantos erinnerte – zu spät! Die Worte hieben auf die grüne Gestalt ein – unbarmherzig. Sie zerschmetterten ihn und erstickten seine furchtbaren Schreie mit dem Tod, und dann rasten sie weiter, wirbelten durch die Sphären, um sich auch der Gesteinsbrocken anzunehmen.
    Diese verharrten im Strom und warteten erst einmal ab. Als die Worte auch auf sie einschlugen, klaffte einer der Brocken auseinander und verschlang sie mit Haut und Haaren. Aber dann brüllte er sie tausendmal mächtiger zurück:
    »Jedenfalls sind Sie vor mir!«
    Die anderen Gesteinsbrocken taten es ihm gleich: »Jedenfalls sind Sie vor mir!«
    Das Echo kam von allen Seiten. Es schmerzte höllisch und geißelte Chan de Nouille mit glühenden Nadelspitzen:
    »Jedenfalls sind Sie vor mir!« Laut und leise, dröhnend und flüsternd, kreischend und zärtlich sanft: »Jedenfalls …«
    Sie riß die Arme hoch, um sie gegen ihre Ohren zu pressen und diese Worte nicht mehr hören zu müssen.
    Das hätte sie besser nicht getan, denn ihre

Weitere Kostenlose Bücher