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Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch

Titel: Die Terranauten 071 - Der Jahrmillionen-Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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nichts mehr zu sagen. Ihre Miene, ihre Haltung – alles drückte überdeutlich aus, was sie Cantos gegenüber empfand.
    Der Außerirdische nahm es ungerührt zur Kenntnis.
    »Wir sind bereits unterwegs. Die fünfhundert Millionen Lichtjahre werden ziemlich schnell überbrückt sein, Chan de Nouille, und Sie sollten uns beiden die Daumen drücken, daß sich auch nicht der winzigste Fehler in die Berechnungen eingeschlichen hat, denn wenn doch, gibt es keine Garantien mehr.«
    Chan de Nouille heftete den Blick auf das Schwarze Universum. Es schwindelte ihr …
     
    *
     
    Ja, fünfhundert Millionen Lichtjahre können rasch vergehen. Es ist eine Frage der Relation. Das sichtbare Universum mischte sich mit den Farbkaskaden einer anderen Unendlichkeit: Weltraum II. Ein optischer Effekt, während das Schiff gewissermaßen auf dem Fremdkontinuum dahinritt.
    Cantos hatte es einmal so erklärt: »Wir verlassen das Normaluniversum nicht ganz, sondern sorgen stets für einen gewissen Ausgleich. Die Gesetzesmäßigkeiten beider Universen ermöglichen das nicht nur, sondern sie bestimmen es. Wir wissen, daß beide Universen in Abhängigkeit miteinander existieren. Wie diese Abhängigkeit genau aussieht, können wir nur ahnen. Wenn sie einmal gestört ist, kommt es zur Katastrophe. Nur das wissen wir konkret.
    Unsere Schiffe werden während ihrer überlichtschnellen Fahrt über die Trennlinie hin und her geschleudert. Im Normaluniversum sind wir ein huschender Schatten, der die Geschwindigkeit des Lichtes millionenfach überbieten kann. Es ist nur noch eine Frage des notwendigen Energieausgleichs. An Bord bin ich eine Art Supertreiber, der nur kraft seiner Gedanken das Schiff steuert, beschleunigt, bewegt. Man sollte dies nicht überschätzen, denn wie bei jedem Treiber gibt es Grenzen für den Einsatz meiner Fähigkeiten. Eine weite Reise greift weithin meine Reserven an.«
    Mit monotoner Stimme erklärte Cantos auch der Großen Grauen diese Zusammenhänge, obwohl sie nicht danach gefragt hatte.
    Sie schwieg verbissen und ließ nicht einmal durch einen Gedanken erkennen, ob sie es überhaupt mitbekommen hatte.
    Cantos warf ihr einen Blick zu. Chan de Nouille schloß die Augen wie zum Schlaf, doch ihre angespannte Körperhaltung bewies, daß sie sich auf etwas konzentrierte.
    Dafür gab es nur ein einziges Motiv: Sie wollte die Macht über sich selbst wiedererlangen, wollte ihre Selbstbeherrschung mit Gewalt zurückerobern.
    Cantos war überzeugt davon, daß es ihr gelingen würde. Sonst wäre sie nicht die Chan de Nouille gewesen.
    Wenn sie wirklich beide sterben mußten, würde Chan de Nouille nicht einmal mit der Wimper zucken.
    Dafür sorgte sie jetzt, in diesem Augenblick.
    Cantos ließ sie gewähren. Das hieß, er sprach sie nicht direkt an, sondern fuhr monoton fort: »Diese Reise zum Schwarzen Universum ist mir nur möglich, weil ich die letzten Monate mit meinen Kräften haushielt. Außerdem habe ich ein jahrelanges Raumtraining hinter mir und ging schon vor längerer Zeit die höchste Symbiose mit dem Schiff ein. Trotzdem werde ich danach eine längere Pause machen müssen – ohne Raumfahrt. So sieht es wenigstens aus, obwohl ich nicht wissen kann, wie sich die Dinge wirklich entwickeln werden.«
    Chan de Nouille reagierte noch immer nicht. Sie schien entrückt.
    Und dann erwachte sie von einem Moment zum anderen.
    Augenblicke lang erschien sie ratlos. Cantos beobachtete sie genau, und obwohl er auch jetzt keinen Gedankenfetzen von ihr aufzunehmen vermochte, wußte er mit Sicherheit, daß sie all seine Worte trotz dieses tranceähnlichen Zustandes gewissermaßen ganz am Rande gespeichert hatte, und jetzt rief sie sich diese Worte ins Gedächtnis zurück und verarbeitete sie.
    Chan de Nouille schaute ihn ruhig an.
    »Ist es noch lange?«
    »Möchten Sie die Zeit wieder mit Unterhaltung überbrücken?«
    »Ich glaube kaum, daß dies jetzt noch notwendig ist. Es wäre Zeitverschwendung.«
    »Ausnahmsweise muß ich Ihnen recht geben. Also warten wir einfach ab. Ich sage Ihnen rechtzeitig Bescheid!«
    Chan de Nouille blickte wieder nach vom und gab sich mit der wenig erschöpfenden Antwort des Außerirdischen zufrieden.
     
    *
     
    Hatte sie geschlafen? Wieso hatte sich die Welt plötzlich so verändert? Eben noch war alles normal gewesen – falls man die Licht- und Farbkaskaden, die eigentlich nicht über die Augen zum Bewußtsein gelangten, sondern im Grunde genommen direkt im Gehirn entstanden, überhaupt normal nennen

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