Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
Mann, dessen Hirn vom Wahnsinn zerfressen war. Dessen einzige Absicht die Vernichtung der Treiber und Terranauten war, unserer Mitmenschen, die einst für unser Wohl sorgten und heute wieder sorgen.«
Die Bilder verblaßten und wurden von dem eines jungen Mannes ersetzt. »Und wem verdanken wir es, daß dieser Teufel in Menschengestalt heute kein Unheil mehr anrichten kann? Den Treibern. Und dem Konzil. Unseren verehrten Generalmanags, die dem Schrecken nicht länger tatenlos zusehen wollten. Ja, meine Freunde, auf das Konzil ist Verlaß. Und auf die Treiber, die unter Valdec und seinem Schreckensregime solch grausamen und grauenharten Verfolgungen ausgesetzt waren. Und bedenkt, meine Freunde: Heute setzen die Treiber ihre Kraft wieder für das Wohl der Erde ein. Und …«
Eine Hand kam ins Blickfeld, reichte dem Sprecher eine Folie. Der warf einen kurzen Blick darauf, bevor er sich wieder seinen Zuschauern zuwandte.
»Oh, meine Freunde, diese Nachricht spricht für sich selbst. Soeben erhalte ich die Botschaft, daß einer der Terranautenführer selbst, David terGorden, in Genf eingetroffen ist. Gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zufolge bringt er der Erde Hunderte von neuen Misteln. Ihr wißt ja, liebe Freunde: Diese Misteln machen die Treiberraumfahrt erst möglich. Und was bedeutet das? Na, ganz einfach. Die vielen Versorgungsprobleme, das schändliche Erbe des teuflischen Valdecs, gehören bald der Vergangenheit an. Mit so vielen Misteln kann der Versorgungsverkehr in großem Umfang wiederaufgenommen werden. Denn«, er zwinkerte seinen Zuschauern zu, »wir wollen ja nicht, daß weitere Welten durch diese gefährliche Kaiserkraft zerstört werden, nicht wahr? Vertraut unseren Freunden, vertraut den Treibern. Und nun, meine Freunde, die dreiundsechzigste Folge von Mein Geliebter – ein Treiber. Tschüüüß …«
Pyther Drom verfolgte das Melodrama mit wachsender Begeisterung. Ein junges, gerade zwanzig Jahre altes Mädchen, das ihr Herz an einen Treiber verloren hatte. Unglücklicherweise wurde dieser Treiber – kurz vor Abschluß des Ehekontrakts – von den Schergen Valdecs aufgespürt, verhaftet und in eins seiner schrecklichen Forschungslaboratorien geschafft. Seine Liebe zu dem armen, einfachen Mädchen überdauerte jedoch die Foltern und Quälereien, und schließlich konnte er fliehen, um seine Einzige wieder in die Arme zu schließen.
Die Synthozigarette erlosch automatisch, als die Glut den Doppelfilter erreichte. Pyther erhob sich eilig und trat an sein persönliches Versorgungsterminal. Rasch tippte er seinen individuellen Relaxcode in die Automatik.
»Anforderung: Aromazigaretten«, sagte er.
»Kann derzeit nicht geliefert werden«, erwiderte der Computer und rasselte wie beschämt.
Schade, dachte Pyther. Aber na gut …
»Anforderung: Synthozigaretten.«
Rasseln. »Kann derzeit nicht geliefert werden.«
Der Relax hob die Augenbrauen. »Was kannst du denn überhaupt liefern, du blöde Maschine?«
»Eingabe unvollständig. Bitte um Wiederholung.«
Er rollte mit den Augen. »Anforderung: Menü Gelb zusammen mit …«
»Kann derzeit nicht geliefert werden.« Rasseln und Knistern.
»Anforderung: Nenne die derzeit lieferbaren Angebote.«
Ein Schirm flackerte auf. Zahlen und Buchstaben flimmerten.
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Weißt du, wie Sojabohnenextrakt schmeckt …?«
»Eingabe unvollständig. Bitte um Wiederholung …«
Pyther fluchte und schaltete das Terminal ab. Seine Augenlider zuckten.
Es wurde immer schlimmer. Vor einem Monat hatte es noch das Rot-Menü gegeben. Dann nur noch Grün. Jetzt war selbst Gelb nicht mehr zu haben, und Gelb war schon kaum zu verdauen.
»Aber die Arbiter«, preßte Pyther hervor. »Die können sich den Bauch vollhauen. Und die Manags. Und die Servis. Und die …«
Plötzlich fiel ihm etwas ein.
»Ich lasse mich umstufen.« Er nickte sich selbst zu. »Jawohl, umstufen. Ich habe ein Recht auf eine höhere Klassifizierung. Ich habe eine Ausbildung als Techno-Elektroniker.«
Zehn Minuten später war er auf dem Weg.
Er hatte ein Recht auf den Arbiterstatus. Jawohl, ein Recht …
*
»Rückverfolgung war leider nicht möglich«, erklärte Sekretär Melgash entschuldigend. »Die Nachricht stammt von der Konzilsverwaltung. Aber es ist nicht zu ermitteln, aus welchem Bereich oder von welcher Sektion.«
»Gut«, sagte Ignazius Tyll. »Nehmen Sie Ihre Arbeit wieder auf.«
Als der Sekretär die Tür hinter sich geschlossen hatte,
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