Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
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»Unterrichten Sie uns bitte, dalghson«, sagte sie.
Hendrik dalghson, kommissarischer Generalmanag der Ziolkowski-Werft, lächelte dünn. »Nun, es verläuft alles wie vorgesehen. Besser sogar noch. Die Abhöranlage ist installiert und hat bereits erste Ergebnisse geliefert. Die Idee mit der Falschmeldung über den Umfang der Mistellieferung ist bewundernswert, meine Liebe. Nun, der Arbiter, der die beiden Module einsetzte, ist ausgeschaltet. Oh, nein, nicht durch uns, sondern durch eine andere Bombe.«
»Entzückend.«
»Wir wissen noch nicht, von wem die stammte und welchem Zweck sie diente, aber meine Abteilung ist mit diesem Problem beschäftigt.«
»Gut. Weiter.«
»Nun, wir haben bisher Kenntnis von zwei außerordentlich interessanten Gesprächen des amtierenden Lordoberst. Eins mit den angekommenen Terranauten. David terGorden beabsichtigt offenbar, sein Konzernerbe anzutreten. Er äußerte die Hoffnung, die Yggdrasil im Heiligen Tal wiederzubeleben und so zu weiteren Misteln zu gelangen. Das andere erfolgte zwischen diesem Tyll und einem Unbekannten. Aus dem Gesprächsinhalt ging jedoch hervor, daß der Unbekannte in direktem Zusammenhang mit den im Untergrund arbeitenden konspirativen Gruppen steht.«
»Das ist sehr gut«, stellte der dritte im Bunde fest. Shamir Zhymer, Generalmanag der Wehrtechnik AG, machte einen zufriedenen Eindruck. »Ist bereits eine Stimmenanalyse vorgenommen worden?«
dalghson nickte. Sein Kinn schabte dabei über den Metabolkubus. »In der Tat. Die Identität des Mannes ist noch nicht klar, aber wir dürfen davon ausgehen, daß er derjenige ist, mit dem sich Tyll in den letzten Monaten wiederholt getroffen hat.«
»Wir brauchen klarere Beweise«, stellte Marya grimmig fest. »Sonst können wir nicht viel machen.«
»Die werden geliefert. Warten Sie nur ab. Ein anderer Punkt scheint mir im Augenblick wichtiger. TerGorden. Es dürfte außer Frage stehen, daß es ihm tatsächlich gelingt, Biotroniks für sich zu beanspruchen. Und wenn er recht hat mit der Vermutung, Yggdrasil könne wiederbelebt werden, dann wäre das eine nicht unbeträchtliche Einkommensquelle.«
»Außerdem, meine Herren«, Marya Briden verzog gequält das Gesicht, »wie würde Ihnen denn die Vorstellung gefallen, einen Terranauten im Konzil sitzen zu haben? Na?«
»Gar nicht.«
»Eben. Ich bin der gleichen Ansicht. Also?«
»Ich habe bereits veranlaßt, daß terGorden Schwierigkeiten haben wird, seinen Anspruch auch zu belegen«, meinte dalghson. »Das verschafft uns die nötige Zeit, die wir im Augenblick noch nicht haben.«
»Zeit wofür?« erkundigte sich Zhymer. Vom Oberlippenbart des dunklen Arabers tropften feine Schweißperlen.
»Um David terGorden aus dem Weg zu räumen, mein Lieber«, entgegnete Hendrik. »Zu unserem Glück hat sich die terCrupp-Clique im Konzil mit Patran Grevenhart als kommissarischem Manag für Kaiser einen schweren Fehler geleistet. Jedenfalls führte er dazu, daß wir einen unserer Leute dort hinsetzen konnten, einen, der nicht wie Grevenhart ein Einzelgänger ist. Wenn kein legitimer Erbe von Biotroniks existiert, dann gesteht das Konzilrecht einem jeden Konzern die Möglichkeit zu, Anspruch darauf zu erheben. Nun, Sie werden sich vielleicht daran erinnern, daß unser lieber Valdec bereits Mitte des Jahres 2501 diesen Anspruch geltend machte. Wir stehen gewissermaßen in der ersten Reihe. Und wir haben auch die entsprechenden Möglichkeiten, unseren Forderungen den nötigen Nachdruck zu verleihen.« Er lächelte hintergründig. Sie wußten, was er meinte: die Manipulationen in den automatischen Nahrungsmittelfabriken und der computerisierten Versorgungs- und Beförderungswege. Das war ein Trumpf, dessen Bedeutung nicht hoch genug einzuschätzen war.
»Was ist eigentlich aus den beiden Schatten geworden, die wir nach Adzharis geschickt haben?« fragte Zhymer weiter.
»Wir haben noch keine Nachricht«, erwiderte Marya. »Ihre Mission ist ohnehin außerordentlich schwierig. Wie wir wissen, wird die Yggdrasilpflanzung auf Adzharis von den PSI-begabten Drachenhexen überwacht. Die Erfolgsaussichten, daß sie einen Ableger gewinnen und die Pflanzung zerstören können, ist dementsprechend gering. Nun, die neue Entwicklung, die durch die Ankunft terGordens auf der Erde eingeleitet worden ist, scheint mir um eine Zehnerpotenz vielversprechender.«
»Dann dieses seltsame Raumschiff, mit dem die Terranauten angekommen sind«, begann Hendrik dalghson zögernd.
Marya
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