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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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beugte sich der Mann im abgewetzten schwarzen Anzug über die Folien und Faksimile-Mitteilungen.
    Region GERM: lokal begrenzter Aufstand von Nomans. Von einem Kontingent Graugardisten unter Queen France niedergeschlagen. Einhundertsiebzehn Tote. Ausschließlich Nomans.
    Region HOLL: Bombenexplosion in den Wasser-Versorgungswerken. Unruhe unter der Bevölkerung infolge akuten Wassermangels. Sechzehn Mitglieder des Instandsetzungstrupps durch zwei weitere Kontakt-Sprengungen ums Leben gekommen.
    Region TÜRK: Ausfall der Mikrowellen-Energiewandler. Teilweise völliger Ausfall der Energieversorgung. Beschwerde der dort ansässigen Konzerne an die Konzilsverwaltung. Unruhen unter den Relax.
    Tyll seufzte. Eine weitere Aufstellung kennzeichnete die Versorgungs- und Produktionsausfälle. Das Bruttosozialprodukt war in den letzten Monaten auf dreiundsiebzig Komma eins Prozent des Standes von 2490 abgesunken.
    »Und es wird weitersinken«, murmelte Tyll. »Wenn nicht schnellstens die Rate des Nachschubs an Rohstoffen und Konsumprodukten erhöht wird. Drastisch erhöht.«
    Die Kosten. Ihm schwindelte.
    Und jetzt noch die Nachricht über eine baldige Beendigung der umfassenden ökonomischen Krise, weil die Terranauten unter Führung von David terGorden Hunderte von Misteln zur Erde gebracht hatten. Wer hatte dieses Gerücht in Umlauf gesetzt? Es würde die Hoffnungen erhöhen, die unmittelbar darauf folgende Enttäuschung aber in einem gefährlichen Maße intensivieren.
    »Direktive an die Sicherungsgruppen«, sprach er in den Aufzeichner. »Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen auf Stufe III erhöhen. Mit verstärkten lokalen Aufständen und Unruhen ist zu rechnen.«
    Nachforschungen hinsichtlich der Verantwortlichen für die weiter an Zahl zunehmenden Sabotageakte ergebnislos, lautete die Überschrift einer weiteren Benachrichtigung. Tyll schüttelte den Kopf. Die Menschenrechtsgruppen? Die neuen Gewerkschaften? Die politischen Zirkel?
    Oder Agenten Max von Valdecs?
    »Wahrscheinlich«, murmelte er, »alle zusammen.«
    Aber die Bombenanschläge und sonstigen Sabotageakte waren noch vergleichsweise harmlos, wenn ihm die dadurch verursachten Kosten auch fast körperlichen Schmerz bereiteten. Viel, viel schlimmer waren die rapide zunehmenden Versorgungsprobleme. Eine ganze Reihe der für die Erde wichtigsten Zulieferer waren Welten, die weiter als fünfhundert Lichtjahre entfernt und daher dem irdischen Zugriff entzogen waren. Außerdem dauerten Flüge, die über mehr als diese Distanz gingen, zu lange. Die wenigen Treiber- und KK-Frachter mußten so eingesetzt werden, daß die Flugzeiten gering, die Rentabilitätsrate hoch und die Ladung bedeutsam waren. Die Eiserne Reserve der Erde war längst erschöpft. Die Konzerne hatten bereits wieder damit begonnen, sich über die ihnen zugeteilten Frachtquoten auseinanderzusetzen. Tyll wußte, daß diese Auseinandersetzungen oftmals über das zumutbare Maß hinausgingen, aber er war nicht in der Lage, sich in der derzeitigen Situation ausgiebig damit zu beschäftigen. Solange es nicht die Kostenbilanz des Konzils selbst belastete …
    Die Versorgungsprobleme.
    Da entwickelt sich eine Bombe, dachte Tyll. Eine Bombe, die alles hinwegfegen kann, was wir in den letzten fünfhundert Jahren aufgebaut haben. Wenn wir uns nicht vorsehen.
    Er hatte sich bereits dazu gezwungen gesehen, in einigen Gebieten Relax und durch den Produktionsrückgang arbeitslos gewordene Arbiter zu Nomans zurückzustufen. Natürlich nur in den Regionen, in denen es keine bedeutenden Noman-Konzentrationen gab. Aber das alles war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Ein Knarren ließ den Lordoberst aufsehen.
    »Sie?« kam es ungläubig über seine Lippen.
    Der Mann mit dem schwarzen Kraushaar lächelte. »Haben Sie mich nicht erwartet, Lordoberst?« Er sprach das letzte Wort mit besonderer Betonung aus, und Tyll verstand. Dieser Mann war – leider – eine seiner wichtigsten Stützen. Dieser Mann war möglicherweise dazu in der Lage, binnen weniger Tage einen weltweiten Aufstand zu organisieren. Und das war das letzte, was er im Augenblick gebrauchen konnte.
    »Sie haben mir Unterstützung zugesagt«, erinnerte Manuel Lucci, Koordinator des Kommandos Brak Shakram, und nahm unaufgefordert Platz.
    »Unterstützung? Ich kann mich nicht erinnern, dieses Wort benutzt zu haben …«
    »Offenbar besitzen Sie ein selektives Gedächtnis, lieber Freund.« Er beugte sich vor. »In der Region SÜDAF sind vor wenigen Tagen

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