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Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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dem Auftauchen der Sporen beginnen Ereignisse ihren Lauf zu nehmen, die sich offenkundig außerhalb unserer Kontrolle befinden. Wir werden die Vorgänge im Trisystem beobachten, solange es ohne Gefahr für die IRMINSUL geht, und versuchen, daraus wichtige Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen. Alles andere übersteigt vorerst unsere Möglichkeiten.«
    »Du bist auf einmal so pessimistisch, Llewellyn«, meinte die Mater Lian, eine ehemalige Graue, die sich schon vor geraumer Zeit Janas Piraten-Loge angeschlossen hatte. »Nur wegen dieser Sporen? Selbst wenn sie jemals in die Nähe der Erde gelangen sollten, dürften bis dahin Jahrtausende verstreichen. Die Daten besagen, daß sie sich mit relativ niedriger Unterlichtgeschwindigkeit bewegen. Oder weißt du mehr?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf, ohne zu wissen, ob man mir wirklich glaubte. »Aber ich habe den Verdacht, daß es nicht bei diesem einen Schwarm bleiben wird. Die Wesen, die hinter dem noch unüberschaubaren System prähistorischer Anti-Kaiserkraft-Waffen stehen, zeichnen sich nach unseren bisherigen Erfahrungen jedoch durch äußerste und zudem rigorose Gründlichkeit aus. Es sollte mich nicht wundem, wenn die Sporen ein Bestandteil ihrer Machtmittel sind.«
    »Der Riemenmann hat recht.« Verdutzt wandte ich den Kopf. Schon lange hatte ich niemanden so neutral von mir reden hören. Die Ana Madashi äußerlich sehr ähnliche Zinti Tse Irlowna hatte mir so unerwartet beigepflichtet. Offenbar hatte sie meine Hypothesen gerade mit ihrem heißgeliebten Taschencomputer, den sie freundlich »Dom Dote« nannte, wahrscheinlichkeitsrechnerisch überprüft. »Nur der Einsatz einer ganzen Reihe unterschiedlich lokalisierter Sporenwolken ergibt einen logischen Sinn. Eine einzelne Sporenwolke, die so weit vom Hauptverwendungsbereich des Kaiserkraft-Antriebs entfernt ist, wäre die reinste Albernheit. Ausgegangen von der Prämisse, daß mit den Sporen eine gründliche Ausmerzung aller Ursachen für superphysikalische Phänomene unter Ausschaltung reaktiver Entwicklungen vorgenommen werden soll, ist die Annahme einer sukzessiven, schubweisen Ursachenbeseitigung am wahrscheinlichsten. Der Riemenmann hat völlig recht.« Mit selbstzufriedenem Lächeln desaktivierte sie ihren Taschencomputer. »Wahrscheinlichkeit sechsundneunzig Prozent.«
    »Darf ich mal fragen, was das eigentlich bedeuten soll?« Shyla D’honor runzelte irritiert die Stirn.
    Ich hatte verstanden, was Tse Irlowna meinte. »Das soll heißen, schätze ich, sobald die erste Sporenwolke das Sternenreich durchquert und alles lahmgelegt hat, werden ihr in Abständen von vielleicht fünfzig oder hundert Jahren weitere folgen und jede Wiederaufnahme einer Raumfahrt mit Antrieben des Kaiserkraft-Typs unterbinden. Das Problem ist bloß: Wieviel von der menschlichen Zivilisation wird darüber hinaus dem Verfall preisgegeben? Aber das ist anscheinend eine Frage, die sich die unbekannten Erbauer der prähistorischen Anti-Kaiserkraft-Waffen nicht gestellt haben.« Ich zuckte mit den Achseln und breitete die Arme aus; meine Riemen raschelten leise.
    »Wir müssen also davon ausgehen, daß inzwischen gleichartige Sporenschwärme erheblich näher, am Sternenreich aufgetaucht sind?« vergewisserte sich Jana in sichtlicher Bestürzung.
    »Ja, leider.« Ich starrte an ihr vorbei. Ich wünschte mir, ihr einmal – nur einmal – irgend etwas Positives sagen zu können. Doch allem Anschein nach leben wir in einem Zeitalter, in dem sich die Menschen im Beibringen schlechter Neuigkeiten abwechseln.
    Für eine Zeitlang sprach niemand ein Wort. Wir fühlten uns – ich glaube, ausnahmslos – ziemlich klein und ohnmächtig. Es war, als sei all unser Handeln, seien all unsere Bemühungen plötzlich sinnlos geworden. Die Mühlen des Kosmos schienen woanders zu mahlen, ohne durch uns auch nur im geringsten beeinflußt werden zu können. Die Große Uhr des Universums schien uns in ihrem Ticken zu mißachten. In solchen Augenblicken der Demütigung ahnt man, wie wenig der Mensch wirklich Mittelpunkt der Welt ist.
    Aber alle Relativierungen änderten nichts daran, daß wir nur leben konnten, indem wir handelten. Das Dasein besteht nicht aus Dastehen. Nach kurzer Ansprache machte sich jeder daran, seine Aufgaben zu erledigen. Am Mittag des folgenden Tages mußte die IRMINSUL startklar und gefechtsbereit sein.
     
    *
     
    Melwine Knyvett hielt einen Bogen mit dem soeben eingegangenen Funktext in der Hand, als sie mit raschen,

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