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Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion

Titel: Die Terranauten 077 - Angriffsziel Perculion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Roland
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und war nicht so leicht zu beirren.
    Queen Morlay stieß erstickte Laute aus und wand sich in den Fäusten der Graugardisten, als Melwine in ihrer geistigen Dunstzone einen dunklen, kantigwuchtigen Umriß erspähte. Die Agentin betrat einen verbotenen Bewußtseinsbereich, und die Queen begann, am ganzen Leibe zu schlottern. Aus den Poren ihres käsig gewordenen Gesichts strömte schlagartig Schweiß in solchen Mengen, als habe man ihr einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Unwillkürlich zuckte Melwine zusammen. Verunsichert erkannte sie das geistige Äquivalent eines Tresors. Im Hirn der Queen war ein schwerer Psychoblock installiert worden!
    Bisher hatte Melwine nur mit leichten, zumeist durch Drogen bewerkstelligten Immunisierungen gegen Telepathie zu tun gehabt. Sie ließen sich einfach überwinden, indem man die drogenbedingte Betäubung gewisser Teile des Gehirns durch neuralgische Beeinflussung behob. Das hier war jedoch etwas ganz anderes. Sie hegte Zweifel, ob ihr PSI-Potential und ihre Fähigkeiten ausreichten, um diesen Psychoblock zu überwinden.
    Aber sie hatte keine Wahl. Sie mußte es schaffen! Ihr Ansehen als Schatten stand auf dem Spiel. Kommandant Nugade würde Augenzeuge ihres Scheiterns oder ihres Erfolgs sein. Sie durfte auf keinen Fall versagen.
    Konzentriert ballte sie ihre gesamten PSI-Kräfte zusammen und lenkte sie mit enormer psionischer Gewalt gegen den Psychoblock. Sie spürte die Stärke der Barriere, als sei sie mit der Stirn an eine Wand aus Panzerprotop gerannt, und bemerkte physische Rückwirkungen, achtete jedoch nicht darauf. Es gab Möglichkeiten, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, allem Defätismus zum Trotz, auch auf geistiger Ebene. Alles war eine Frage des richtigen Mittels.
    Mehrere Versuche überzeugten Melwine davon, daß sie mit kräfteverschleißender Brachialgewalt nichts erreichen konnte. Unsichtbare parakinetische Finger tasteten an den zerebralen Nervensträngen und -knoten der Queen entlang, die wimmerte wie ein todwundes Tier. Unbarmherzig hielten die Graugardisten sie fest, obwohl sie sich angesichts des wachsenden Widerstandes Morlays immer mehr anstrengen mußten; aber der Verrat einer Queen, einer Frau, die zu achten und zu verehren sie sich angehalten sahen, erfüllte sie mit rücksichtslosem Grimm. So etwas ließen sie sich nicht gefallen. Ihre Fäuste drückten ihre Oberarme mit der Härte stählerner Reifen ein.
    Morlays Gesicht verfärbte sich aschgrau, und sie rang krampfhaft um Atem, während Melwine mit psionischen Fühlern die Struktur des Psychoblocks erkundigte. Er war das Werk eines ungeheuer hohen PSI-Potentials, wahrscheinlich eines Monstrums jener Art, wie man sie unter den Treibern, speziell den Terranauten, anstreifen konnte; aber zugleich handelte es sich um schlampige Arbeit, ganz im Stil solcher unordentlichen Kreaturen. Der Block war ungenügend verankert, mangelhaft durch Querverbindungen gesichert. Die Agentin leitete Hirnströme um und fühlte die Fundamente des Psychoblocks wanken. Sie unterbrach eine Synapse nach der anderen; der Umstand, daß ein Großteil des menschlichen Hirns ohnehin ungenutzt war und vorwiegend als Reserve diente, lieferte ihr dabei den Vorwand zu äußerster Sorglosigkeit. Das Gefüge des Blocks lockerte sich, zeigte Zersetzungserscheinungen. Bruchstücke geheimen Wissens schälten sich heraus, Fakten kamen zum Vorschein, Fetzen verdrängter Erinnerungen, Brocken aus tiefsitzenden Gedächtnisschichten stellten sich ein. Heftig drohte eine dichtverknäulte Masse gefangener, eingesperrter Informationen sich freie Bahn zu brechen, an die Oberfläche von Queen Morlays Bewußtsein zu quellen …
    Plötzlich prallte Melwine auf telepathischer Ebene zurück, als sich ihr etwas enthüllte, das wie ein ekelhaftes Geschwür inmitten des engmaschigen Wirrwarrs unterdrückter, eingekerkerter Gedanken saß. Es glich einem Klumpen degenerierten Gewebes, einer Bestie, die in boshaftem Haß nur darauf wartete, daß jemand die Ketten um das eingekapselte Wissen sprengte, um dann mit grausamer, gnadenloser Wut zuzuschlagen. Es war eine Falle, eine Suggestion mit dem Zweck … Melwine vermochte ihn nicht genau zu erkennen, aber die hypnotische Anweisung strahlte so fürchterliche Schwingungen aus, daß die Agentin instinktiv mit den schlimmsten Konsequenzen einer Fortsetzung ihrer mentalen Durchbruchsversuche rechnete.
    Eine Sekunde lang empfand sie grausige Furcht. Aber es gab kein Zurück. Nicht nur ihre Konditionierung,

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