Die Terranauten 079 - Sterben für Terra
fragte der Koordinator leise.
»Erinnern Sie mich nicht daran, Manuel«, knurrte Tyll unwirsch. »Ich erwarte schon mit Grausen die Rechnung für die medizinische Behandlung. Sind Sie für meine Befreiung aus dem Garden-Hospital verantwortlich? Oder hat etwa terGorden diesen überdrehten Pflegerobot dazu veranlaßt, mich aus diesem sündhaft teuren Krankenzimmer herauszuschaffen und nach München zu bringen?«
Bolters Hausfreund, dachte Lucci. Was hatte der rätselhafte Computer mit Tyll vor?
Der dürre Mann in dem abgewetzten, speckigen Anzug räusperte sich.
»Nun, es spielt keine Rolle, sofern mir dadurch keine weiteren Kosten entstehen. Es dürfte Sie interessieren, Manuel, daß mir dieser mobile Medicomputer einige Datenspeicher ausgehändigt hat, deren Brisanz sich nur mit einer Multimegatonnenbombe vergleichen läßt.«
»Sie meinen?«
»Ich meine«, fuhr Tyll griesgrämig fort, »daß die sauberen Manags von mehreren Dutzend der größten Konzerne ihr gesamtes Privat- und auch das Firmenvermögen auf Kolonien im Innensektor transferiert haben – entgegen den gesetzlichen Bestimmungen.«
Lucci pfiff leise vor sich hin.
»Ausgezeichnet«, frohlockte er und ignorierte Tylls entsetztes Gurgeln. »Ein weiterer Trumpf in unserer Hand. Chan de Nouille wird gar keine andere Möglichkeit mehr haben, als gegen die Konzerne vorzugehen.«
Eloise drängte Tyll zur Seite.
»Manuel, soeben ist vor unserer Münchner Zentrale ein ferngelenkter Luftbus gelandet … Und in ihm sitzt ein Gärtnerautomat, klappert mit den Scheren und gibt sich als unser Chauffeur aus.«
»Der Hausfreund«, nickte Lucci, »hatte schon immer eine Vorliebe für exzentrische Auftritte. Wir sehen uns also in Genf.«
Eloise zögerte.
»Ist das nicht zu gefährlich? Es könnte auch eine Falle sein …«
»Natürlich.« Der Mann mit den zerknitterten Gesichtszügen breitete die Arme aus. »Aber wir müssen es riskieren, und der Hausfreund behauptet, wir könnten terGorden vertrauen.«
Die Arbiter-Führerin seufzte.
»Gut. Sollte uns etwas zustoßen, werden unsere Freunde die Arbeit fortsetzen.«
Wieder flackerte der Monitor.
Als sich das Bild stabilisiert hatte, zeigte es das pilzförmige Protopgebäude.
Lucci wandte sich an Froster-Zwei.
»Sie haben mitgehört?«
»Und ich wittere Unrat«, nickte die dickliche Frau. »Das Risiko ist zu groß, Manuel. Den Garden sind alle Schlechtigkeiten dieser Welt zuzutrauen, und denken Sie daran, daß bei Ihrer letzten Begegnung mit diesem terGorden ebenfalls Verrat mit im Spiel war.«
Sie hat recht, dachte der Koordinator des Kommandos Brak Shakram. Aber uns bleibt keine andere Wahl. Die Kämpfe haben schon zu viele Opfer gefordert, und die Augen von vielen guten Freunden haben sich für ewig geschlossen.
Ich muß es riskieren.
Und wenn ich sterbe … Es gibt andere, die weitermachen werden. Bis zum Sieg, bis zum Frieden, der ein Frieden in Freiheit sein wird.
Etwas berührte ihn an der Schulter, und irritiert bemerkte er, wie sich Froster-Zweis Augen vor Verblüffung geweitet hatten.
Er drehte sich herum.
Hinter ihm stand der humanoide Musikautomat, der soeben noch steif und reglos auf dem schmutzigen Boden des zerstörten Restaurants gelegen hatte.
»Komm, Manuel«, sagte der Automat über sein Hochleistungs-Lautsprechersystem. »Ich werde dir den Marsch blasen …«
Lucci grinste und stürmte nach draußen, in den Lärm der detonierenden Granaten, das Knistern der Laserstrahlen, wo die Rebellen der F.F.D.E. hinter der Straßensperre hockten und das Feuer der IWF-Killer erwiderten.
Nicht weit entfernt stand startbereit der tropfenförmige Gleiter, der – wie so viele andere Automaten und Computer der Erde – von der Spreu gelenkt wurde.
*
Anlyka terCrupp hatte Angst. Ihr altes Herz hämmerte in ihrer Brust, und ihr Atem ging pfeifend.
Sicherheitsmanag Gworsch versetzte ihr einen rüden Stoß, als sie stehenbleiben und Luft schöpfen wollte.
»Reißen Sie sich zusammen«, fauchte Gworsch unbeherrscht. »Schneller, oder wir werden alle sterben.«
Fahles Licht erfüllte den Fluchttunnel, der sich durch das Granit des Urals zog.
Schatten, dachte die alte Frau furchtsam.
Sie drehte sich nicht um und stolperte weiter.
Weit hinter ihr tobten in der unterirdischen Fluchtburg des ASK heftige Kämpfe zwischen den SD-Leuten und ASK-Grauen und den Schatten der Lunaporter Garden.
Wie Gespenster waren Chan de Nouilles Spezialagenten, aufgetaucht.
Sie hatten die Sperren
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