Die Terranauten 081 - Treiber-Piraten
stieg mir in die Augen, und die ersten Schmerzwellen rasten durch meinen Körper.
Es ist aus! schoß es mir durch den Kopf.
Und anders als bei Jelina würden keine Clanbrüder kommen und mich im letzten Augenblick vor dem Feuertod retten.
Die sengenden Schmerzen wurden stärker. Ich spürte den Gluthauch des Feuers auf der Haut. Die ersten kleinen Flämmchen hatten sich in meiner Kleidung eingenistet.
Alles in mir drängte danach, laut loszuschreien. Aber ich beherrschte mich und biß die Zähne zusammen. Ich wollte den Wahnsinnigen nicht den Triumph gönnen, sich an meinem Schmerz und meiner Todesangst zu weiden.
Schon konnte ich die Kuttenträger nicht mehr klar erkennen. Der wabernde Flammenvorhang vor mir ließ die Konturen verschwimmen. Ich schloß die Augen. Es hieß zwar, daß ein Mann dem Tod mit offenen Augen entgegensehen sollte. Aber derjenige, der dies gesagt hatte, hatte bestimmt noch nie auf einem brennenden Scheiterhaufen gestanden.
Trotzdem, fand ich mich damit ab, daß ich sterben mußte. Wenn das Ganze doch nur etwas weniger schmerzhaft gewesen wäre!
Und dann hörte ich auf einmal eine Stimme, eine Stimme, deren Klang ich mir eigentlich nur einbilden konnte.
»Thor!«
Es war die Stimme meiner Clanschwester Jelina.
Und wenn ich doch nicht träumte? Zögernd öffnete ich die Augen.
Ich träumte tatsächlich nicht. Da war sie – inmitten einer Gruppe von Personen, die ich nicht kannte und die einen fremdartigen Eindruck auf mich machten.
Das konnten nur die Sternenfahrer sein!
Gemeinsam mit Jelina stürmten sie auf die Plattform.
»Löscht das Feuer, ihr blutigen Narren!« befahl einer von ihnen mit schneidender Stimme.
Die Kuttenträger kamen dem Befehl nicht nach. Dazu waren sie viel zu überrascht, zu verwirrt, zu sehr in ingxischer Ehrfurcht erstarrt. Sie warfen sich auf die Knie, berührten mit der Stirn den Boden vor den Fremden.
Morlog ergriff das Wort: »Oh, ihr Söhne und Töchter des Himmels! Ihr seht uns in tiefer Ergebenheit …«
»Spare dir dein Geschwätz, Dummkopf!« unterbrach ihn der Sprecher der Sternenfahrer grob. »Das Feuer aus, habe ich gesagt!«
Und da die Kuttenträger noch immer wie gelähmt vor den Füßen der Fremden lagen, schritten diese selbst zur Tat.
Ein paar Augenblicke später war ich meine Fesseln los und von dem Feuergerüst herunter.
Jelina schlang die Arme um mich. »Oh, Thor, den Ahnen sei Dank – wir sind gerettet!«
Auch ich umarmte sie und drückte sie an mich. Sekundenlang standen wir so da. Erst jetzt wurde mir richtig bewußt, wie sehr ich meine Clanschwester während des vergangenen Jahres vermißt hatte. Und ihr schien es nicht viel anders zu gehen. Ein Gefühl süßer Wärme durchpulste mich, wie ich es nie vorher gekannt hatte. Die ganze Welt versank um mich herum. Ich sah und fühlte nur Jelina.
Die Gelbkutten hockten immer noch da wie erstarrt. Sie machten keinerlei Anstalten, noch etwas gegen mich oder meine Clanschwester zu unternehmen. Ganz offensichtlich war eine Welt für sie zusammengebrochen. Die Söhne des Himmels, in denen sie eine Art Götter gesehen und auf die sie seit Urzeiten gewartet hatten, straften sie mit Verachtung und hatten nur böse, unfreundliche Worte für sie übrig. Diesen Schock mußten sie erst einmal überwinden.
Ohne behindert zu werden, konnten die Fremden, Jelina und ich die Dachplattform verlassen.
Die Sternenfahrer waren sehr freundlich zu uns und um unser Wohlergehen bemüht. Sie hatten Jelina und mir eine kleine Kapsel übergeben, die wir in unsere Nasen stecken konnten. Auf diese Weise bestand keine Gefahr, daß wir abermals ein Opfer des Höhengases wurden.
Sie rührten uns aus dem Turm heraus und brachten uns zu ihrem Kugelschiff, das auf dem großen freien Platz stand.
Ich konnte eine gewisse Scheu vor der großen Kugel nicht verbergen. Das Ding war mir unheimlich. Ich begriff beim besten Willen nicht, wie man damit in die Luft aufsteigen und durch den Himmel und darüber hinaus fliegen konnte.
Der Sprecher der Fremden, der von den anderen Erster Offizier genannt wurde, spürte meine Scheu.
»Du brauchst keine Angst vor unserem Raumschiff zu haben, Thor«, sagte er zu mir. »Du bist darin sicherer als hier auf dem Boden. Gleich kannst du dich selbst davon überzeugen.«
»Ich … habe keine Angst«, erklärte ich dem Mann. »Es ist nur … Am liebsten möchte ich jetzt nach Hause – zurück in mein Clandorf. Und du auch, Jelina, nicht wahr?«
»Ja«, sagte meine Clanschwester.
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