Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat

an.«
    Alle starrten ihn an.
    »Was für einen Versuch, Merlander?« wollte der Erste Offizier wissen.
    »Weltraum II«, sagte der Logenmeister.
    »Ausgeschlossen«, erwiderte Siri Lankard sofort. »Mit Oona, Ain, Zeus und mir sind wir nur noch zu viert. Ohne Thor und Jelina schaffen wir das nie!«
    »Wie ich schon sagte – es käme auf einen Versuch an.«
    »Merlander hat recht«, erklärte Jeng-Jeng. »Mehr als schiefgehen kann es nicht. Los, gehen Sie rauf in Ihre Kuppel!«
    Er wandte sich an die nicht PSI-begabten Besatzungsmitglieder. »Geht in eure Tiefschlafkammern. Macht schon!«
    Die Männer eilten davon.
    Auch auf die Treiber wirkte die Energie des Ersten Offiziers ansteckend.
    »Gut, versuchen wir es«, sagte Siri Lankard. »Ich bin zwar überzeugt davon, daß wir scheitern werden, aber …«
    »Das ist ein Wort, Lankard!« Jeng-Jeng nickte Logenmeister und Treibern zu. Dann ging auch er, um sich selbst eine Tief schlaf Injektion zu verabreichen.
    Laacon Merlander und seine Logenmitglieder eilten die Wendeltreppe empor. Sie hatten es plötzlich sehr eilig. Ihr letzter Blick auf den Panoramaschirm hatte ihnen klargemacht, daß wirklich keine Zeit mehr zu verlieren war.
    Schnell hatten sie ihre Plätze eingenommen und reichten sich die Hände.
    »Konzentration!« kommandierte Merlander.
    Es fiel allen ungemein schwer, sich zu konzentrieren, aber sie schafften es schließlich doch. Ihre PSI-Strömungen verschmolzen mit dem goldenen Glanz der Mistel in der Silberschale.
    Und das nicht Erwartete gelang …
    Die Grenze zwischen dem Normaluniversum und Weltraum II öffnete sich. Geleitet vom triadischen Monochord der Mistelblüte glitt das vereinigte PSI-Potential der Treiber hinüber in die andere Dimension und nahm Menschen und Schiff dabei mit. Die Öffnung schloß sich wieder. Das vertraute Grau von Weltraum II hüllte alles ein.
    Schon aber manifestierten sich die Schrecken des anderen Universums.
    Die gefürchteten amorphen Schemen, die sprichwörtlichen Ungeheuer aus Weltraum II, drangen auf das Schiff ein, versuchten, es in ihre Gewalt zu bringen. Sie taten es mit einer Kraft, mit einer wütenden Vehemenz, die das schützende PSI-Potential sofort in seinen Grundfesten erschütterte. Die von nur vier Treibern gebildete PSI-Einheit war schwach, zu schwach …
    Anfänglich gelang es noch, die schrecklichen blutroten Schemen zurückzutreiben. Aber die Kreaturen der anderen Dimension kamen wieder und immer wieder. Und sie gewannen immer mehr an Boden. Sie umschlangen die STORTIS von allen Seiten, bis sie in einem See zu schwimmen schien, der aus purem Blut bestand.
    Das PSI-Potential der Treiber wehrte sich verzweifelt dagegen, in diesem See unterzugehen. Vergeblich … Die Kreaturen aus Weltraum II waren stärker. Die PSI-Einheit zerbrach, fiel in vier Teile auseinander.
    Thors Vision hat sich also tatsächlich erfüllt, dachte Laacon Merlander. Dann ergriff die Auflösung auch ihn und alle anderen im Schiff. Sie verloren ihre Körper und wurden zu durch das Nichts irrenden Wesenheiten. Fast schien es, als habe Weltraum II sich so einen Ersatz für die gegen alle Wahrscheinlichkeit in den Normalraum zurückgekehrte Seele Edison Tontors geholt.
     
    *
     
    Ein neues Gesicht tauchte auf dem Bildschirm auf, das Gesicht eines energisch blickenden Mannes mit scharfgeschnittenen Zügen. Llewellyn wußte sofort, daß dieser Mann der Befehlshaber der drei ConTon-Ringos war.
    »Was wollen Sie von uns?« fragte der Mann.
    »Ich habe Sie ersucht, auf Nullgeschwindigkeit zu gehen«, sagte der Riemenmann.
    »Warum?«
    »Das wissen Sie so gut wie ich! Sie haben vorhin von einem anderen Ringo Konterbande übernommen. Misteln, um das Kind beim richtigen Namen zu nennen!«
    »Das haben Sie beobachtet?« Die Stimme des Mannes ließ deutlichen Spott erkennen.
    Spott, der nicht ganz unberechtigt war. Der Kerl wußte ganz genau, daß ein optisches Beobachten des Übergabevorgangs aufgrund der zu großen Entfernung gar nicht möglich gewesen war. Dennoch zweifelte Llewellyn nicht im geringsten daran, daß die Übergabe stattgefunden hatte. Und die Übergebenden hatten sich ihrer illegalen Ware gleich angeschlossen und waren in einen der ConTon-Raumer umgestiegen. Letzteres war ganz sicher, denn von der TASCA hatte man bereits telepathisch festgestellt, daß sich an Bord des vierten Ringos kein Mensch mehr befand.
    »Ich weiß, daß Sie die Misteln an Bord haben«, sagte Llewellyn, ohne auf die Beobachtungsfrage