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Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten

Titel: Die Terranauten 084 - Die Gen-Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Zuneigung waren überflüssig. Und diesmal vermochten sie mich auch nicht mehr zu trösten. Es war aus und endgültig vorbei. Ich hatte wieder versagt, und diesmal war der Fehler endgültig. Es gab keine Chance mehr, ihn rückgängig zu machen. Der Sternenwanderer war verloren. Der Weltenbaum ebenfalls. Und ich und das planetare Leben. Alles würde untergehen, verschlungen von der Ballung aus todbringender, entropiebeschleunigender Kraft.
    »Bio … kammer?« fragte ich leise und hatte Mühe, das Wort zu formulieren. Der Biomorpher war längst von mir abgefallen. Er war eine gelblichbraune Gewebeschicht. Einige Auswüchse bewegten sich noch langsam, träge, als müßten sie gegen einen unsichtbaren Widerstand ankämpfen. Der Morpher würde noch vor mir sterben. Auch er hatte versagt. Er hatte mich nicht schützen können.
    Die Biokammer antwortete nicht. Meine Außenporen saugten frischen Sauerstoff in mein Körperinneres. Doch die Kraft rann weiter aus mir heraus. Ich sammelte Energie für einen erneuten Kommunikationsversuch.
    Doch dann meldete sich die Kammer bereits. Und diesmal waren ihre Signale voller Sorge und Trübsal.
    »Dein Versuch, Mhyon, den Weltenbaum zum Gehorsam zu zwingen, hat etwas ausgelöst.«
    Ich hatte Schwierigkeiten, meine Umgebung zu erkennen.
    »Was?« brachte ich hervor. »Wovon sprichst du?«
    Und die Kammer projizierte ein Bild in mein Halbdenken. Ein seltsames Bild, und ich konnte es nicht auf Anhieb begreifen. Meine bewußten Gedanken waren wie Tropfen aus kühlem Naß, das in trockenheißem Sand verdunstete. Ich hatte große Mühe, mich zu konzentrieren. Das Bild … Eine Welt, umspannt von einem planetenweiten Netz aus halbstabiler, psionischer Energie. Der Weltenbaum und die Hilfe, die er dem planetaren Leben und damit auch den Nachkommen der Entropiefrevler angedeihen ließ. Lücken waren in diesem Netz entstanden, große, weiträumige Zonen, in denen es vollkommen instabil geworden war. Ich … begriff …
    »Dich trifft keine Schuld«, sang die Biokammer. »Du konntest es nicht ahnen. Doch dein Kontaktversuch war der Auslöser. Und außerdem verstärkt die nahe Entropieballung den gefährlichen Einfluß auf den Sternenwanderer.«
    Zustimmung. Ja, es ging zu Ende. Langsam. Aber niemand konnte daran jetzt noch etwas ändern. Ich war der einzige Lenker auf dieser Sterbenden Welt. Und ich starb den Langsamen Tod.
    »Deine nach Gehorsam verlangenden Signale haben den Weltenbaum zu einer Abwehrreaktion veranlaßt, die das psionische Netz erschütterte. Die Biosphärenordnung des Sternenwanderers wird in Unordnung geraten. Erste Auflösungs- und Zersetzungsprozesse kündigen sich bereits an. Und der Weltenbaum unternimmt keinen Versuch, etwas dagegen zu unternehmen. Sein zellulares Restbewußtsein kapselt sich weiter ein.«
    Als ob es damit den endgültigen Untergang abwehren könnte, dachte ich zynisch.
    »Das planetare Leben wird etwas schneller zugrunde gehen«, sagte ich müde. »Der Unterschied ist nicht sonderlich groß. Es wird ohnehin sterben.«
    So wie ich.
    Der Gedanke an den nahen Tod erfüllte mich beinahe mit Schrecken. Und doch war ich besser dran als meine Kameraden, die eine Ewigkeit vor mir gestorben waren. Denn ich hatte Gelegenheit, im Augenblick des Todes meine Samen freizugeben und damit den Keim eines Neulebens zu legen. Doch was hatte das noch für einen Sinn? Der Planet selbst mußte sich innerhalb kurzer Zeit auflösen, in den zersetzenden Energien der nahen Entropieballung zerreißen. Auch meine Samen konnten die energetische Auflösung nicht überstehen.
    »Biokammer?«
    »Ja?« Trauer. Melancholie. Aber auch Pflichtbewußtsein gegenüber einem Lenker.
    »Bereite alles vor. Ich werde meinen eigenen Tod beschleunigen. Es gibt keine Aussicht mehr, die Lage noch ändern zu können. Leiden sind nutzlos.«
    »Ich verstehe … Lenker.«
    Wieder streichelte mich die Kammer, doch diesmal löste die gestenreiche Zuneigung Schmerz aus, der meinen Außenpanzer versengte. Ich spürte, wie Nährdorne sich einen Zugang zu meinem Körperinnern bohrten. Mein Denken schlief ein. Meine Treue hatte ein Ende. Die Treue den Uralten und der Langen Reihe gegenüber. Es wiederholte sich alles. Und hier, nahe dem Zentrum der Sterneninsel, nahm alles seinen Anfang. Niemand war da, der die von der Entropieballung ausgehende Gefahr einzudämmen verstand. Niemand war da, der die Zone der Auflösung und Zersetzung einkapseln konnte. Niemand war da, der das Wissen um die Waffe der Uralten

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