Die Terranauten 087 - Labyrinth des Schreckens
Lenkers, die er auf dem Sternenwanderer vernommen hatte: Suche die Knospen des Baumes. Sie können dir den Weg zum Alten Wald weisen. Und dort wirst du erfahren, was deine Bestimmung ist. Dort wirst du wissen, warum man dich Erbe der Macht nennt. Wenn die Traumstatt tatsächlich jenes Exil war, in das sich die Knospen zurückgezogen hatten …
Suzanne schrie auf. David wirbelte herum. Zwei der Dickflundern hatten sich unbemerkt von hinten nahern können und ihre Hautlappen mit einer blitzartigen Bewegung um sie und Aschan geschlungen. Schwäche entstand in David, als der psionische Strom abrupt versiegte. Kadirs Kiefer klickten. David hatte Mühe ihn noch zu verstehen.
»Es ist Frevel«, wiederholte der Kontakter erbost. »Wir brauchen die Schöpfer. Sie können uns das Paradies zurückgeben.«
»Falsch!« ertönte Janans Stimme. Das Geschöpf, das ihn umschlungen hatte, dirigierte ihn wieder auf den Eingang zur Traumstatt zu. »Es heißt, wenn wir die Schläfer wecken, kommt das Chaos über die Welt.«
David stöhnte. Die Hautlappen, in denen Narda und die anderen Treiber gefangen waren, lösten sich von ihren Körpern. Steifbeinig wie Marionetten schritten Narda, Ennerk, Onnegart, Goliath und Ariane auf die dunkle Öffnung zu.
»Nein!« rief David und sammelte seine Kraft. Der Schmerz in ihm nahm weiter zu. Er war ein Pochen hinter seiner Stirn, ein Strudel, der sein Denken aufsaugte.
Er konzentrierte sich, holte aus und schlug zu.
Kadirs Kiefer klickten kratzend aufeinander. Seine Laufbeine knickten ein.
»Du wirst sie nicht hineinschicken«, brachte David hervor. Er hatte plötzlich Mühe, das Gleichgewicht zu halten. »Widerrufe die Anordnung.« Er verstärkte die psionische Lanze, die sich in Kadirs Haut gebohrt hatte. Die Treiber hielten inne. Steif wie Marmorsäulen.
»Suven«, klickte Kadir. »Vircho! Helft mir!«
»Wenn ihr helft, werde ich Kadir töten. Ich habe die Macht dazu.« Die beiden Flundern, die sich in Bewegung gesetzt hatten, zögerten unsicher. Ein Bluff, dachte David. Ich bin nicht einmal stark genug, ihn noch eine weitere Minute festzuhalten.
»Diese Ausstrahlung«, krächzte Suven erstaunt. »Diese seltsame Ausstrahlung …«
Etwas berührte David im Rücken. Für einen Sekundenbruchteil ließ er in seiner Konzentration nach. Das genügte. Es ging so schnell, daß er sich nicht zur Wehr setzen konnte. Der Hautlappen war wie ein dünnes, seidenes Tuch, das sich blitzartig um seinen Körper hüllte. Er konnte sich nicht mehr rühren. Und nur einen Augenblick später, bohrte sich etwas in seine Haut. Die Müdigkeit in ihm nahm zu.
Kadir klickte triumphierend, kam näher und berührte David mit einigen seiner Tastarme, Sie glühten jetzt in einem hellen Rot.
»Dein Frevel, Fremder«, klickte er, und David konnte ihn nunmehr kaum noch verstehen, »wird gesühnt werden. Du wirst zusammen mit deinen Hortbrüdern in die Traumstatt schreiten. Du wirst …«
Eine der anderen Dickflundern schob sich an Kadirs Seite.
»Er hat die Ausstrahlung, Kadir. Er …« Klicken und Krächzen. Bereits unverständlich für David. Die Müdigkeit stieg in seinen Gliedern empor und lähmte seine Gedanken.
Kadir berührte ihn erneut.
»Du willst deine Hortbrüder schützen, Fremder«, klickte Kadir und hechelte mit seiner langen Zunge. »Das ist verständlich.« Zynismus? Ironie? »Wir geben dir die Möglichkeit dazu. Wenn es dir gelingt, allein die Schöpfer zu wecken, dann brauchen deine Hortbrüder nicht ebenfalls in die Traumstatt hineinzuschreiten. Wir geben dir zehn … Stunden …« War das das richtige Zeit-Äquivalent? Diese verdammte Müdigkeit! Er war sich nicht sicher, ob er Kadirs Worte richtig verstanden hatte. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt irgend etwas richtig verstanden hatte.
Kadir berührte ihn erneut. »Bist du einverstanden?«
»Mir bleibt wohl kaum eine Wahl.« Die Luft schmeckte plötzlich ranzig und war so heiß, daß sie fast seine Lungen verbrannte. Nur der Hautlappen hielt ihn noch fest. Sonst wäre er längst zu Boden gestürzt.
Die Szenerie änderte sich.
Das Geschöpf, das ihn umklammert hielt, transportierte ihn direkt vor den Eingang. Als sich die Haut von seinem Körper löste, wunderte sich David, daß seine Knie nicht nachgaben.
Seine Beine setzten sich von ganz allein in Bewegung. Dunkelheit empfing ihn. Und herrliche Kühle. Das Klicken und Krächzen blieben hinter ihm zurück. Als Teil einer anderen Welt.
*
Der Schlafbewahrer registrierte
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