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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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der Klippe heran und dann darüber hinaus. Es war ihr erster Sturz. Das erste Erlebnis des rasenden Falls und der Freude, die damit verbunden war. Die Mehrmutter sah den dunklen Punkten nach, wie sie in der Tiefe verschwanden. Dann, leichter nun und von der Freude über das erfolgreiche Gebären erfüllt, schob sie sich ebenfalls über den Steinrand hinaus und ließ sich in die Tiefe fallen. Winde streichelten ihren Körper, der nun die Erste Erwachsenenphase erreichte. Böen zerrten an ihren Gliedern. Sihat öffnete die Kiefer und fuhr die Fangmembranen aus. Auch wenn im Augenblick keine Drihs -Schwärme in ihrer Fallrichtung zu erkennen waren.
    Ein tiefes, dumpfes Rumoren ertönte.
    Und in den Unvergänglichen Klippen entstanden weitere Risse, aus denen Sand rieselte und wie ein trockener Regen dem Grund des Felsentals entgegenschwebte.
    Weit unter sich sah sie einen Klippenstürzer. Sihat zirpte den Warnruf.
    »Paß auf, Hortbruder!« rief sie. »Die Felsen. Dein Sturz führt zu nah an ihnen vorbei. Gib acht!«
    Vielleicht hörte der Hortbruder sie nicht. Vielleicht war er auch nicht mehr in der Lage, dem rasenden Fall mit einem veränderten Anstellwinkel der Steuerhäute eine andere Richtung zu geben.
    Er prallte gegen eine Felsnadel.
    Sein Körper wurde zerschmettert.
    Sihat gab den Trauerlaut von sich. Dieser Hortbruder war den Endgültigen Tod gestorben, ohne Hoffnung auf Neugeburt.
    Der Grund der Welt kam näher. Und das Knirschen und Rumoren intensivierten sich immer weiter. Die Mehrmutter fuhr die Spähaugen aus.
    Die Felsklippen neigten sich zur Seite.
    Sihat war so überrascht, daß sie zu keiner Reaktion fähig war. Ihre Welt bestand aus den Klippen, dem heißen Boden, der lodernden Fackel am Himmel – und dem Gemeinsamen Hort. Aber nun veränderte sich alles. Der Himmel stand in Flammen. Der Hort war eingestürzt. Und die Klippen brachen auseinander.
    Felsen näherten sich ihr. Aber Sihat war unfähig auszuweichen. In dieser winzigen Zeitspanne erinnerte sie sich an die Worte des Ketzers, an die Worte Janans, den Kadir ebenfalls in die Traumstatt hineingeschickt hatte.
    Die Schöpfer dürfen nicht geweckt werden, hatte er gewarnt. In der Überlieferung heißt es: Wenn die Schöpfer in der Traumstatt jemals wiedererwachen, dann werden sie euch nicht das Paradies zurückbringen, wie ihr hofft, sondern sie bringen statt dessen das Chaos, das eure Welt endgültig zum Untergang führt.
    Donnerndes Getöse.
    Und Sihat sah, wie ihre sieben Neulebendigen von den in sich zusammenstürzenden Felsmassen zermalmt wurden. Die Hortbrüder am Grund der Welt krochen auseinander. Berggroße Felsbrocken zerstörten das, was vom Gemeinsamen Hort übriggeblieben war.
    Das Ende der Welt …
    Sihat starb den Endgültigen Tod, als sie zwischen zwei niederstürzenden Felstrümmern zerquetscht wurde.
     
    *
     
    Wir wußten nicht, wohin der Entkommene Renegat entflohen war. Wir hatten in dieser Sterneninsel zu viele Welten aufgesucht, auf die er sich hatte zurückziehen können, um neues Leben zu schaffen.
    Aber bald schon erhielten wir einen eindeutigen Hinweis.
    Eine neue Entropieballung war entstanden. Wir machten uns auf den Weg.
    Und wieder starben viele von uns, um die Gefahr abzuwenden. Nur wenige blieben übrig. Unser einstiger Glanz war für immer verloren.
    Wir dämmten die Entropieballung ein. Wir drängten die auflösenden und zersetzenden und zerstörenden Kräfte dorthin zurück, woher sie gekommen waren.
    Aber der Preis war hoch. Nur wenige überlebten. Und Mehr-Blatt, die eine Knospe, die unseren Nachstellungen auf Gleichgewicht entkommen war, hatte neues Leben gezeugt. Wir durften nicht töten. Wir hatten viele Fehler gemacht, und unser erster Frevel war es, die Große Mutter zu verlassen, nachdem sie uns geboren und Bewußtsein geschenkt hatte. Aber wir durften all, diesen Verfehlungen nicht noch eine weitere hinzufügen, indem wir Bruderschwestern – auch wenn sie anders, auch wenn sie verändert waren – das Leben nahmen, das ihnen einst vom einzigen Urbaum gegeben worden war.
    Nachdem die von der Ballung aus entropiebeschleunigender Energie ausgehende Bedrohung ausgeschaltet war, schufen wir das Traumgefängnis. Nie wieder durften die Renegaten zum Auslöser einer weiteren Katastrophe werden. Niemals wieder durften sich solche Frevel wiederholen. Genug war geschehen. Mehr als genug. Und die Gefahr, die vom anderen Leben ausging, war ohnehin groß genug.
    Die Renegaten hatten mit einheimischen

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