Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
Lebensformen experimentiert. Durch die Entropiekatastrophe hatte es sich weiterverändert. Es war Leben mit Bewußtsein, und wir gaben ihm den Rat, darauf zu achten, daß ihre Schöpfer niemals geweckt wurden. Wir gaben ihm den Rat, den sich durch die Katastrophe veränderten Umweltbedingungen anzupassen. Es war dazu in der Lage. Es war extrem kurzlebig, aber auch extrem regenerierfähig. Es mußte dem veränderten planetaren Leben binnen kürzester Zeit gelingen, sich eine Überlebensmöglichkeit aufzubauen.
    Mehr konnten wir nicht tun.
    Wir nannten die Welt Letzter Schlaf.
    Wir kehrten ins Exil zurück. Und wir träumten den Traum von der Rückkehr, der immer nur ein Traum bleiben mußte.
    (Aus: Trauergesänge der Knospen des Baumes)
     
    *
     
    Der Ausbruch war von unerwarteter Heftigkeit. Noch während die Nährkapselfähre durch die ersten Wolkenschichten tauchte, klaffte die Instabilitätszone auf, genährt von der Energie eines aktivierten Weitsprung- Kanals, und bereitete den Kräften aus dem zweiten Weltraum den Weg.
    Das quasiintelligente Steuerzentrum der Fähre schrie gepeinigt auf. Hell-Blüte gelang es im letzten Augenblick, eine Abschottung des Steuerzentrums zu verhindern. Der Sturz der Fähre beschleunigte sich. Die PSI-Stabilisierung der Außenschale wurde beeinträchtigt. Die Fähre zog einen langen Schweif aus ionisierten Molekülen hinter sich her. Die Oberfläche des Planeten kam rasch näher.
    Und der Entropieausbruch verstärkte seine zerstörerische Wirkung.
    Hell-Blüte verband sich mit einem Gewebekubus des quasiintelligenten Steuerzentrums. Ihre Zellularkörper leuchteten goldgelb auf, als sie versuchte, die Kontrolle über die Nährkapselfähre vollständig zurückzugewinnen.
    Schön-Duft wand sich vor inneren Schmerzen.
    »Hilf mir!« rief Hell-Blüte lautlos. »Ich schaffe es alleine nicht.«
    Das PSI-Kissen von Schön-Duft wurde instabil. Ihr Körper neigte sich zur Seite.
    »Ich schaffe es nicht!« rief Hell-Blüte. »Und … Bei der Großen Mutter! Die PSI-Stabilisierung der Außenschale bricht zusammen.«
    »Diese Schmerzen … Oh, diese Schmerzen …«
    Hell-Blüte löste ihren Zellularkörper vom Gewebekubus und schwebte ihrer Bruderschwester entgegen. Ein Teil der in ihr verbliebenen Kraft strömte in Schön-Duft über.
    »Komm«, sagte die Lautlose Stimme. »Wir müssen uns transferieren. Die Außenschichten der Fähre werden sofort verglühen, wenn die Stabilisierung zusammenbricht.«
    Das Projektionsfeld bestand noch immer. Ihre Zellularaugen blickten auf eine dem Untergang geweihte Welt. Kochende Magmaseen, auseinanderbrechende Kontinentalschollen. Erdspalten, aus denen das Feuer des Magmakerns an die Oberfläche quoll. Brennende, qualmende Wälder.
    »Wir sind viel zu spät«, sagte Schön-Duft traurig. »Die Renegaten haben es ein zweites Mal gewagt. Sie zerstören Letzter Schlaf. Was können wir noch tun?«
    Es war keine Angst vor dem nahen Tod. Mit dem Ende des körperlichen Seins hatten sich Hell-Blüte und Schön-Duft bereits mit dem Aufbruch im Exil abgefunden. Es war die Trauer darüber, die erneute Katastrophe nicht verhindert zu haben. Sie waren zu spät gekommen.
    »Wir werden die Renegaten in den Langen Schlaf zurückzwingen«, beharrte Hell-Blüte und verband ihren Körper bereits mit einer aufleuchtenden Allebenswurzel. »Wir werden versuchen, die Katastrophe aufzulösen. So wie damals.«
    Verwirrung. »Wir sind nur zwei Bruderschwestern, Hell-Blüte«, gab Schön-Duft zu bedenken. »Nur zwei gegen eine ganze Entropieballung.«
    »Um so größer«, entgegnete Hell-Blüte, »ist unsere Verantwortung.«
    In den Peripheriebereichen der Nährkapselfähre knisterte und rumorte es. Das quasiintelligente Steuerzentrum schrie noch immer. Es besaß nicht die Kraft, sich den auflösenden Kräften entgegenzustemmen. Es starb. Hell-Blüte und Schön-Duft hatten sich rechtzeitig abgeschottet, um dem verderblichen Einfluß nicht zum Opfer zu fallen.
    Der Zellularkörper Hell-Blütes löste sich in einer Farbenexplosion auf. Schön-Duft beeilte sich damit, sich ebenfalls mit einer Allebenswurzel zu verbinden. Dann transferierte auch sie sich.
    Und lebte als gedanklich-genetisches Fragment in den Fasersträngen der sterbenden Fähre. Hier konnte sie nichts töten. Hier waren sie geschützt. So lange, bis sie die Rücktransferierung vornahmen und wieder körperlich wurden.
    Hell-Blüte?
    Ich bin bei dir, meine Bruderschwester.
    Ich habe Angst, Hell-Blüte. Angst zu versagen und

Weitere Kostenlose Bücher