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Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet

Titel: Die Terranauten 088 - Der Exil-Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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tief ein in das Meer aus Angst und Bestürzung, dessen Gischt wie der Odem des Untergangs durch das Steuerzentrum brandete. Wogen aus Auflösung. Wellenberge aus Zersetzung. Gezeiten aus hin und her flutendem Schrecken. Das Bewußtsein des Orakels wurde hin und her geschleudert. Und der Auflösungsprozeß machte auch vor ihr selbst nicht halt.
    Wir waren nahe dran, dachte sie und sandte die mentale Botschaft auch an das rudimentäre Ich des Sammlers. Wir befanden uns fast im Zentrum der Entropieballung. Die Kräfte sind nunmehr nicht mehr so stark. Besinne dich, Sammler.
    Aura Damona sah mit den Sensorstengeln des Pflanzenriesen. Beben erschütterten die Welt. Heiße Regen gingen auf kochendes Gestein nieder.
    Fahr die Steuerhäute aus, Sammler. Sonst wirst du zerschellen und auseinanderplatzen.
    Aber der Sammler reagierte nicht. Er fiel weiter. Und fiel. Und fiel …
    David? Ich kann ihn nicht mehr kontrollieren. Hörst du, David?
    Keine Antwort. Da, wo vorher Davids schwache Signale gewesen waren, pulsierte jetzt nur noch Schmerz.
    Himmelsstürmer?
    Doch auch der auf der Außenschale, im Innern der PSI-Stabilisierung, hockende Orkansegler, mit dem sie vor Wochen im Norvo-System den Sammler angeflogen hatten, strahlte nur Angst und Schrecken aus. Zu tief war die Furcht vor der auflösenden, kaiserkraftähnlichen Energie in ihnen verankert. Die Furcht vor der Energie, die einst die Knospen des Baumes von Sarym vertrieb und dem Norvo-System beinahe die Zerstörung gebracht hätte.
    Dann aber veränderte sich etwas im quasiintelligenten Steuerzentrum des Sammlers. Etwas, das die Furcht für einen Augenblick zurückdrängte und Neugier und Überraschung Platz machte. Und Aura Damona hatte für einen Sekundenbruchteil Halbkontakt mit einem anderen Steuerzentrum erhalten. Einem Steuerzentrum, das noch wesentlich komplexer als das des Sammlers war. Sie drängte die Fragen zur Seite, blähte ihr Bewußtsein auf, bis es das ganze Steuerzentrum ausfüllte. Und sie eliminierte die Furcht.
    Der Sammler fuhr die Steuerhäute aus und segelte durch die emporgeschleuderte Gluthitze einer Vulkanspalte. Der Boden kam rasch näher. Und Aura Damona wußte nicht, wie lange sie die Überraschung des Pflanzenriesen noch ausnutzen konnte.
    Lande jetzt, bat sie sanft und doch drängend und intensiv.
    Das Steuerzentrum setzte ihr Widerstand entgegen, gehorchte aber. Noch.
    Der Aufprall war hart, und die PSI-Stabilisierung zerbrach an einigen Stellen. Der Schmerz des Sammlers war der Schmerz Aura Damonas. Und sie war nun nicht mehr stark genug, um dieser Flutwelle aus Pein noch zu widerstehen. Sie wurde zurückgeschleudert, und damit zerbrach die Kontrolle.
    Das Steuerzentrum kapselte sich so rasch ein, daß sie nichts mehr dagegen unternehmen konnte.
    Die Erde bebte. Mal weich und fast zärtlich, dann heftig und wütend. Aura Damona konnte nichts mehr tun. Nicht einmal nach David rufen. Sie war im Rudimentärbereich des Sammlers gefangen. Wieder einmal.
    Die Erde bebte. Erneut.
    Und die Magmaglut des Hitzekerns quoll empor. Sie bahnte sich einen Weg an die Oberfläche der sterbenden Welt.
    Langsam.
     
    *
     
    Allmählich wich die Hitze. David terGorden wußte nicht, ob sie von außen oder aus seinem Innern kam. Ein Gesicht beugte sich über ihn, schmal und ebenmäßig, umrahmt von langen braunen Haaren. Große dunkle Augen, die ihn sorgenvoll musterten.
    »Bist du in Ordnung?«
    Mühsames Nicken. Goliath brummte etwas Unverständliches. Der Riese von Lythos Sieben trug ihn in seinen Armen, als wäre er leicht wie eine Feder.
    »Du hast dich nicht abgeschirmt«, sagte Narda, und ihre Stimme war noch immer weit weg. »Ich dachte schon …«
    »Ich hatte … noch einmal Glück«, brachte David hervor. Goliath setzte ihn wieder auf die Beine. Seine Knie zitterten. »Sehr viel Glück.« Ja, die Hitze kam aus seinem Innern. Hauptsächlich jedenfalls. Sie war in seinen Gedanken. Sie war ein Schatten des Feuers, das der Ausbruch entropiebeschleunigender Kraft verursacht hatte.
    Donnerndes Krachen ertönte hinter ihnen und verwob sich mit dem Rumoren im Boden, der dann und wann erzitterte und vibrierte. Die gewaltigen Felsnadeln des Klippentals stürzten in sich zusammen.
    »Gut, daß wir uns im Pflanzenkonglomerat verirrt haben«, sagte Aschan Herib leise. Suzanne Oh nickte zu seinen Worten.
    »Der Ausgangsspalt, den wir kurz vor dem Angriff der Renegaten-Knospe gefunden haben«, erklärte Ennerk Prime dumpf, »führte aus dem rückwärtigen Teil

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