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Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens

Titel: Die Terranauten 090 - Das Schiff des Friedens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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seinen Körper, breitete die Steuerflossen aus und wechselte die Tauchrichtung. Weiter hinab. Diesmal aber ein wenig mehr nach Osten. Der Grund der Welt lag noch weit unter ihnen, kam jetzt aber rasch näher. Catala spürte den zunehmenden Druck in diesen Tiefen, aber die Hitze in den Mittleren Wassern hatte nur einige seiner Sensibelzellen verbrannt, nicht aber sein Druckausgleichsorgan verletzt.
    Hier war der Grund zerklüftet, und in den Spalten und Schrunden des Sedimentgesteins hatten sich Schlick, Sand und Tiefenbewohner eingenistet. Silbersterne glitten hastig davon, als ihre Feinfühler die Annäherung zweier Schianta vermeldeten. Catala und Djirad beachteten sie nicht. Nahrungsaufnahme war derzeit nicht wichtig.
    »Kannst du uns hören, Fremdbruder?« rief Djirad mit seiner Sonarstimme.
    Und es tönte zurück: »Ja … kann euch … hören. Ich …« Der Rest war erneut unverständlich.
    Catala deutete nach Westen. »Die Stimme kam von dort, glaube ich.«
    Djirad sandte Zustimmung aus und setzte sich bereits wieder in Bewegung. »Ja, du hast recht.«
    Sie glitten über einige Schwammkolonien hinweg. Ihre hauchdünnen, filigranen Fangarme waren wie seidene Fächer in den sanften Strömungen der Tiefenwasser. Sie fingen Plankton auf und saugten es mit rhythmischen Bewegungen in die Vorverdauungsmägen. Catala und Djirad schwammen achtlos darüber hinweg. Die Sonarstimme des Fremdschianta wurde nun lauter und verständlicher.
    »Ja, hier bin ich. Ihr seid auf dem richtigen Weg.«
    Es war ein alter Schianta. Der Schuppenleib war dunkel und mit Naßflechten bewachsen. Catala und Djirad schwammen rasch an seine Seite. Der Fremdbruder hatte sich halb in den Kühlschlick in einer Felsspalte eingegraben. Er strahlte Schmerz aus.
    »Lange war ich allein«, sagte der Fremde bekümmert. »Viel zu lange.« Er wollte seine Erotikkammern füllen, doch er versagte. Er war bereits zu geschwächt. Djirad glitt an seine Seite und streichelte ihn mit den Steuerflossen. Die Weichschuppen des Fremdbruders richteten sich dankbar auf.
    »Woher kommst du?« fragte Catala ungeduldig. Vielleicht konnte ihnen dieser Fremdbruder einen Hinweis darauf geben, wo sie ihre Heimat suchen sollten.
    »Woher … ich komme?« Er drehte sich ein wenig auf die Seite. Erst jetzt sah Catala, daß die Kiemen des Fremdschianta fast vollständig versengt und verätzt waren. Trauer. Der Andere Bruder würde nicht mehr lange leben. Ein qualvoller Erstickungstod stand ihm bevor. »Von Westen. Weit aus dem Westen. Ich war ein Tiefenkontrolleur. Und ich war auf Patrouille, als es geschah. Plötzlich war überall Hitze, und die ganze Welt, selbst die Dämmerungszonen der Tiefen Wasser, waren so hell wie die Obere Welt. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren und mich in eine Kühle Zone zurückziehen. Es verbrannte mich. Es versengte mich. Es verletzte meine Kiemen. Es nahm mir die Kraft.«
    Die Sonarstimme des Fremdschianta begann bereits wieder schwächer zu werden.
    »Wir hatten etwas mehr Glück«, gab Djirad zur Antwort. »Wir wurden nicht verletzt. Oder nur unwesentlich. Aber wir haben uns verirrt. Kannst du uns den Weg zurück in unsere Heimat weisen?«
    »Ausgerechnet ich, der ich doch auch ein Verlorener bin?« gab der Andere Fremde zurück. Der Schmerz in ihm nahm zu. Catala sah das erstemal einen Schianta auf so qualvolle Weise sterben. Ein Angriff eines Giftrochens, gut. Das ging schnell. Aber ersticken, weil die Kiemen verbrannt waren …
    »Bist du auf deinem langen Weg niemals auf andere Schianta gestoßen?« fragte Djirad weiter. »Hast du niemals andere Sonarstimmen vernommen?«
    Der Sterbende überlegte. Blut sickerte aus seinen tiefen Wunden.
    »Doch. Einmal. Es war weiter im Südosten. Dort glaubte ich einmal, den Zugruf eines Schiantahortes gehört zu haben. Ich weiß nicht, ob es stimmt oder nur Einbildung war, denn ich war schon sehr schwach und konnte dem Ruf nicht folgen.«
    Djirad streichelte ihn noch einmal. Der Andere Fremde sandte Dankbarkeit aus.
    Und starb.
    Djirad und Catala schwebten eine Zeitlang ruhig neben ihm und gaben ihm die letzte Ehre. Dann wandten sie sich um und schwammen in südöstlicher Richtung davon.
    Vielleicht hatte sich der Fremdschianta nicht getäuscht.
    Vielleicht hatte er tatsächlich den Zugruf eines Schiantahortes empfangen. Es war eine Chance.
     
    *
     
    Es ist gleich soweit, sagte die Stimme des Analytischen Gedankenpartners. Wir haben den Zielpunkt fast erreicht.
    Tscherta schwieg und genoß die

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