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Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos

Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos

Titel: Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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abgeplatteten Kanten befanden, bildete der scheinbare Boden eine im spitzen Winkel abwärts führende Ebene. Wenn ich geradeaus blickte, sah ich die gegenüberliegende Kante.
    Eine Wand des Würfels konnte ganz aufgeklappt werden. Der Raum innerhalb des Würfels hatte eine Länge von zirka zehn Metern. Ein exakter Kubus.
    Sämtliche Einrichtungsgegenstände waren so angeordnet, daß sie »begehbar« waren. Man konnte sich also auch zu Fuß in den Gängen zwischen den winkligen Regalen bewegen. Dabei waren die Regale stets von den Wänden zur Mitte angeordnet. Man mußte sich das gesamte Gebilde als Wabenstruktur vorstellen. Da es keine Schwerkraft im Container gab und man auf die Zusatzeinrichtung einer Spezialmontur angewiesen war, spielte es keine Rolle, wo jeweils Boden und Decke und Wände waren. Es wurde austauschbar.
    Im Kern der Wabenstruktur, die von der Beladungsöffnung her auseinandergefaltet werden konnte (eine Grundorientierung für oben und unten, mit einem entsprechenden »Deckel« an der Oberseite, war bei jedem Würfel notwendig, weil sie zumeist in Raumhäfen, also auf Planeten, beladen wurden. Im Weltraum, bei der Containerzusammenstellung, spielte das keine Rolle mehr), dort gab es Hauptgänge. Ich konnte von meinem Standort aus die gegenüberliegende Tür sehen, aber es war mir natürlich unmöglich, den ganzen »Raum« zu überblicken.
    Deshalb ging ich tiefer hinein, vorsichtig, lauernd, auf alles gefaßt.
    Kaum hatte ich ein Gangkreuz erreicht, das sich von meiner Sicht her nach oben und unten fortsetzte, als ich die Berührung spürte. Es war eine eiskalte Berührung im Nacken. Ich wollte herumwirbeln, doch es blieb bei der Absicht: Die Berührung lähmte mich.
    Rasch breitete sich die Kälte in meinem Körper aus.
    Aber ich war aufgrund meines speziellen Körpers weder empfindlich gegenüber Wärme, noch empfindlich gegenüber Kälte. Also mußte es sich um ein absorbierendes PSI-Feld handeln. Mit anderen Worten: Da war jemand in der einmaligen Lage, Energie auf PSI-Basis einfach abzusaugen: Das, was bei mir das Kältegefühl verursachte – und die Bewegungslosigkeit, denn dieser Jemand ließ mir nur noch so viel Energie, daß ich über das Phänomen nachdenken konnte. Die Gehirnimpulse an meine Muskeln, zu kontraktieren und das in Bewegung umzusetzen, gingen irgendwo auf dem Weg durch die Nervenfasern verloren. Als hätten die Synapse ihre Tätigkeit aufgegeben, als würden sie streiken.
    Das Gefühl der Kälte verstärkte sich noch. Schon flimmerte es vor meinen Augen. Sie verloren die Fähigkeit, ein Abbild der Umgebung an das Bewußtsein zu übermitteln.
    Im nächsten Augenblick stand ich im wahrsten Sinne des Wortes im Dunkeln. Ich spürte meinen Körper nicht mehr, hatte jegliches Gefühl zur Realität verloren. Ich schwamm in einer schwarzen Leere, die Angst in mir erzeugte, aber dann spürte ich, daß ich nicht allein war. Da war ein diffuses Etwas, das sich vorsichtig näherte, darauf bedacht, meine Hilflosigkeit genau zu kontrollieren. Wie ein Monster in einem schwarzen Meer, das seine Opfer aus purer Feigheit erst vollkommen paralysiert, ehe es sich daranmacht, es bei lebendigem Leib zu verspeisen.
    Ein Vergleich, der Panik in mir erzeugte. Die Panik vernebelte meinen Verstand. Meine Gedanken schrien vor Entsetzen. Schon glaubte ich, den ersten Biß dieses Monsters zu spüren und …
    Ein beruhigender Gedanke: »Friede!«
    Erschrocken hielt ich inne. Alle Panik verschwand von einem Augenblick zum anderen.
    »Friede!«
    Dies war die Begegnung mit einem fremden Lebewesen. Das war mir klar, aber was mich störte, war die Banalität dieses theatralisch klingenden Wortes.
    »Friede!«
    Es unterstrich die Unwirklichkeit und machte die ganze Begegnung völlig unglaubwürdig.
    Mein beklagenswerter Zustand blieb, und ich bedachte, welche Macht dieses Wesen besitzen mußte, wenn es mich so einfach ausschalten konnte.
    Oder nutzte es Fähigkeiten, die mir völlig unbekannt waren? War das Wesen vielleicht gar nicht mal so überlegen, sondern kam es mir nur so vor, weil ich mich nicht zu wehren vermocht hatte?
    Ja, ich hatte es doch nicht einmal versucht, mich zu wehren! Es kam alles so überraschend, war alles so unberechenbar, unverständlich und jetzt auch banal, daß ich überhaupt keine Gegenwehr hatte erzeugen können.
    Und wenn ich es jetzt versuchte, mich aus dem PSI-Griff zu befreien?
    Ich entschied mich: »Nein! Du hast mich in diesen Zustand gebracht, bist auch bemüht, diesen

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