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Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos

Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos

Titel: Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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Zustand zu erhalten, um dich selber zu schützen. Wenn ich den Zustand beseitige und in die Realität zurückkehre, verschwindest du. Ein Kontakt kann also nur auf duldsame Weise stattfinden.«
    Eindeutig waren diese meine Gedanken nicht nur für mich selber, sondern auch für den Gesprächspartner bestimmt.
    Der unterließ endlich sein banales »Friede!« und ging auf das ein, was ich ihm mitteilte: »Stimmt genau!«
    Man muß sich vorstellen: Ein Raumschiff auf einer besonderen Mission, auf der Spur des Genessaners Cantos, der mehr als einmal als Retter der Menschheit aufgetreten war und sich ansonsten stets als Menschenfreund auszeichnete, obwohl die Menschheit solche Sympathien von dem Außerirdischen nicht unbedingt verdient hatte. Dann die Tatsache, daß dieses Raumschiff längst hätte ein Ziel erreicht haben müssen, aber anscheinend in die Irre geführt worden war – möglicherweise von einer falschen Spur? Schließlich ein blinder Passagier, der auf recht eigenartige Weise auf sich aufmerksam machte. Und jetzt, da der erste Kontakt mit diesem Außerirdischen erfolgte, redete der wie ein Junge aus den Slums von Neu-Chikago.
    Er fügte hinzu: »Bist ’n kluges Kerlchen, Llewellyn!«
    Was sollte ich darauf erwidern? Es war so unmöglich, daß ich mich in die Vorstellung flüchtete, in Wirklichkeit auf der Koje zu liegen und meinen Traum zu träumen.
    Traum?
    Deutlich entstand vor meinem geistigen Auge das Bild der JAMES COOK, wie sie von der energetischen Riesenfaust verschlungen wurde.
    Und schlagartig wußte ich, wie diese Vision entstanden war: Das Fremdwesen war zu diesem Zeitpunkt bereits an Bord gewesen. Es hatte in meinem Gehirn geforscht und dabei eine automatische Abwehrreaktion meinerseits verursacht. Die hatte dann die scheinbare Bedrohung in einem so dramatischen Szenarium wie das der untergehenden JAMES COOK ausgedrückt.
    Kaum hatte ich das gedacht, als die Umwelt schlagartig wiederentstand. Es war wie ein Schock. Soeben schwamm ich noch im Nichts, allein mit den Gedanken eines Noman, der unmögliche Umgangsformen hatte, und im nächsten Augenblick stand ich wieder an dem Gangkreuz im Container.
    Pfeifend entwich die angestaute Luft aus meiner Lunge.
    Ich hörte ein Geräusch und wirbelte herum. Diesmal zog ich automatisch den Strahler und riß ihn hoch.
    Der andere war auf jeden Fall schneller, denn er hatte die Waffe bereits in der Faust, und das Abstrahlfeld zeigte genau auf mich.
    Es war eine Kombiwaffe, die im Bedarfsfall sowohl töten als auch betäuben konnte.
    Aber mein »Gegner« hatte kein Interesse daran, auf mich zu schießen. Er rief mir warnend zu: »Llewellyn!«
    Ich erkannte nicht nur die Stimme, sondern auch die Haltung meines Gegenübers. Er stand in der Tür, durch die ich vorhin gekommen war.
    Vorhin? Wie lange war ich überhaupt geistig weggetreten gewesen?
    Ich ließ die Waffe sinken und steckte sie wieder weg.
    »Was ist passiert, Llewellyn?« fragte Claude Farrell.
    »Nichts, Claude. Ich wollte gerade eine Zigarre anzünden und habe da erst bemerkt, daß hier keine Luft ist. Wunderte mich schon, warum das verdammte Streichholz nicht brennen wollte.«
    Claude lachte humorlos. »Du fängst an, in meine Fußstapfen zu treten, mein Lieber, ohne jedoch meine Klasse erreichen zu können. Der Sicherheitscomp ließ mich durch, weil du nicht mehr angemessen werden konntest. Wo warst du? Spazieren? Frische Luft schnappen – außerhalb?«
    »Was hast du gesehen, Claude?« fragte ich überrascht. Konnte es sein, daß ich auch körperlich weggewesen war? Und wie lange?
    »Wir haben dich zehn Minuten insgesamt vermißt, Llewellyn. Als ich hier in der Tür erschien, hast du dich gerade materialisiert.«
    Mit knappen Worten klärte ich Claude Farrell über das seltsame Gebaren des blinden Passagiers auf.
    »Typisch!« behauptete er.
    »Wieso typisch?«
    »Typisch für einen Genessaner!« trumpfte Claude auf. »Denk einmal nach, Riemenmann. Hat Cantos nicht – angedeutet, daß die Individualität auf Genessos einmalig sei? Jeder lebt nach seiner Fasson, in einem so tiefgreifenden Maße, wie es für einen Menschen unvorstellbar sei. Warum sollte es dort nicht so komische Kauze geben, die alles tun, um nicht dem normalen Klischee einer Begegnung mit einem Außerirdischen zu entsprechen? Unser blinder Passagier ist außerdem ein besonders vorsichtiges Wesen, das kein Risiko eingeht und die Zeit genutzt hat, um uns ausgiebig zu studieren. Wie anpassungsfähig die Genessaner sind, wenn es

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