Die Terranauten 091 - Die Sümpfe von Genessos
und auf ihre Rache verzichtete.«
Frost wandte sich um, obwohl das in der Enge des Raumes, dem ich ihm ließ, kaum möglich war, schob die Tür auf und trat hinaus.
Er drehte noch einmal den Kopf und sagte erstaunlich ruhig: »Hoffen wir das Beste, Llewellyn. Auf jeden Fall haben Sie jetzt gesehen, daß Ihre Terranauten keine Chance gegen die Supertreiber haben.«
Er stolzierte davon. Ich blickte ihm nach, bis er meinen Blicken entschwand. Ich war sehr nachdenklich geworden – bei seinen letzten Worten. Hatte das nicht wie eine Drohung geklungen?
Ein Schatten bewegte sich. Ich zuckte zusammen – und sah Silent Chorp. Der wackere Terranaut nickte mir ernst zu und eilte vorbei. Er blieb nicht einmal stehen, um mich zu fragen, was Frost von mir gewollt hatte. Als wäre er bereits über alles informiert.
Das traute ich ihm durchaus zu, denn Silent Chorp war geschickt und mit einem besonderen konspirativen Scharfsinn ausgerüstet.
Ich betrat die Kabine und ließ die Tür hinter mir offen.
Ja, diesmal konnte ich mich vor einer ernsten Aussprache mit den Terranauten nicht drücken. Frost hatte recht – trotz allem. Die Front zwischen den Supertreibern und den Terranauten ließ sich zwar nicht mir nichts dir nichts entfernen, aber sie brauchte auch nicht unbedingt gepflegt zu werden.
Wir mußten miteinander auskommen, ob wir wollten oder nicht. Sonst kam bei der Reise nichts heraus.
Ich wandte mich wütend dem leeren Gang zu.
Vielleicht bemühten wir uns sowieso umsonst. Seit Tagen waren wir unterwegs – ohne Ergebnis, wie ich fand. Die Supertreiber sollten angeblich die Spur von Cantos genau erkennen können. Ich begann, daran zu zweifeln. Wir waren schon soweit geflogen, als wäre Genessos in einer anderen Galaxis.
Ging das denn mit rechten Dingen zu?
War das Sabotage von seiten der Supertreiber oder von seiten Frosts?
Das war nicht anzunehmen, denn die hatten genauso Interesse an einem Ergebnis wie wir.
Also mußte ich warten, bis wir das Ziel erreichten, und mich dabei auf Frost und seine Supertreiber verlassen. Inzwischen sollte ich mich wirklich mit den Terranauten unterhalten.
Ich verließ meine Kabine wieder. Die Tür glitt selbständig hinter mir zu. Mein Weg führte zur Zentralebene. Sicherlich waren die Logenmitglieder der IRMINSUL noch da.
Sie waren! Als ich aus dem Lift trat, sahen sie mir entgegen.
Jana war aus der Bewußtlosigkeit erwacht. Mit einem kurzen Rundblick überzeugte ich mich davon, daß Scanner Cloud die Zentralebene verlassen hatte.
Ich ging zu den Terranauten hinüber. Jana wirkte erschöpft, aber auf der anderen Seite irgendwie abgeklärt.
»Du brauchst nichts zu sagen, Llewellyn 709«, murmelte sie vor sich hin und sah mich dabei gar nicht an. »Ich weiß, wir haben Mist gebaut, nicht wahr?«
Das war überhaupt nicht ihr Stil, weshalb ich überrascht stehenblieb. Aber es war eine ideale Plattform für ein ernstes Gespräch.
Nur Lem Odebreit wußte es zu verhindern. Er rief mir zu: »Llewellyn, wir wollten die Supertreiberin nicht töten, sondern ihr nur einen Denkzettel verpassen, damit sie endlich klarsieht und …«
Jana winkte ab. »Laß nur, Lem, ich kann auch für mich selber sprechen. Die Sache ging in die Hosen. Sagt man so, Llewellyn?«
Ich zuckte die Achseln und entgegnete: »Falls man keinen Rock anhat.«
»Jetzt fängt der schon wieder damit an!« knurrte Ana Madachi. »Schon mal was von Emanzipation gehört?«
Ich lachte auf.
»Also gut, Schwamm drüber. Ihr habt der Supertreiberin gezeigt, daß sie nicht allein so stark ist. Sie hat sich daraufhin bleich zurückgezogen. Jetzt läßt sich nicht mehr feststellen, ob die Sache gelungen ist oder nicht. Auf jeden Fall sah es so aus, als wolltet ihr sie töten. Und hört mal zu, was ich dazu zu sagen habe: Wir sitzen hier im wahrsten Sinne des Wortes im gleichen Boot. Wir sind unterwegs, um der Menschheit einen wichtigen Dienst zu leisten, indem wir herausfinden sollen, wo die Völker der Galaxis hocken. Dann sollen wir eine Verhandlungsbasis schaffen, denn mit der Kaiserkraft hat die Menschheit so viel Schaden angerichtet, daß es notwendig wird, bevor die noch auf die Idee kommen, sich uns zuzuwenden – wie es ja bereits geschah.«
Sie lauschten geduldig, und noch während ich im Plauderton der Loge alles erörterte (das wievielte Mal schon?), war mir klar, daß ich Frost nicht zuviel versprochen hatte: Er würde sicherlich mehr Erfolg verbuchen können als ich.
Es war hoffnungslos.
Nach der
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